Hydrologischer Status NRW zum 30.04.2024
03. Mai 2024
Niederschlag
Deutlich überdurchschnittlicher Niederschlag im April im Vergleich zum langjährigen Mittel.
- Im April sind im NRW-Gebietsmittel rd. 86 mm Niederschlag gefallen. Dies entspricht einem Überschuss von rd. 55 % im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von rd. 55 mm (Betrachtungszeitraum: 1881-heute).
- In den letzten 12 Monaten sind in der Summe rd. 1.204 mm Niederschlag gefallen, wodurch sich im Vergleich zum langjährigen Mittel ein Gesamtüberschuss von rd. +357 mm für diesen Zeitraum ergibt. Dies entspricht einer relativen Abweichung von rd. +42 % gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten.
- Die relativen Abweichungen der letzten Jahre für den identischen Zeitraum betrugen zum Vergleich:
- Mai 2018 – April 2019 -21,3 %
- Mai 2019 – April 2020 -2,1 %
- Mai 2020 – April 2021 -16,3 %
- Mai 2021 – April 2022 -0,5 %
- Mai 2022 – April 2023 -7,7 %
- Mai 2023 – April 2024 +42,1 %
Durch den aktuellen Niederschlagsüberschuss wurde zumindest rein numerisch das entstandene Defizit seit 2019 bereits ausgeglichen. Für den Ausgleich des im Jahr 2018 entstandenen Defizits wären weitere sehr nasse Monate erforderlich.
Übersicht über die Niederschläge der letzten 12 Monate (Datenquellen: DWD, LANUV; Stand: 30.04.24)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich, rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt
Mai | Juni | Juli | Aug. | Sep. | Okt. | Nov. 23 | Dez. 23 | Jan. 24 | Feb. | Mrz. | Apr. | ||
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monatl. Niederschlag | mm | 65,2 | 61,9 | 115,6 | 132,5 | 68,1 | 119,1 | 139,8 | 160,7 | 85,3 | 103,8 | 66,2 | 86,1 |
summiert | mm | 65,2 | 127,1 | 242,7 | 375,2 | 443,3 | 562,4 | 702,2 | 862,9 | 948,2 | 1052,0 | 1118,2 | 1204,3 |
Mittel 1881-heute | mm | 63,6 | 74,6 | 86,6 | 81,2 | 67,2 | 69,7 | 72,0 | 80,4 | 74,7 | 61,1 | 60,8 | 55,4 |
summiert | mm | 63,6 | 138,1 | 224,7 | 305,9 | 373,1 | 442,8 | 514,8 | 595,2 | 669,9 | 731,0 | 791,8 | 847,3 |
Überschuss / Defizit pro Monat | mm % | +1,6 +2,6 | -12,7 -17,0 | +29,0 +33,5 | +51,3 +63,3 | +0,9 +1,3 | +49,4 +71,0 | +67,8 +94,1 | +80,4 +99,9 | +10,6 +14,1 | +42,7 +69,9 | +5,4 +8,8 | 30,7 55,4 |
Überschuss / Defizit seit Anfang Mai 2023 | mm % | +1,6 +2,6 | -11,0 -8,0 | +18,0 +8,0 | +69,3 +22,7 | +70,2 +18,8 | +119,6 +27,0 | +187,4 +36,4 | +267,7 +45,0 | +278,3 +41,5 | +321,0 +43,9 | +326,4 +41,2 | 357,0 42,1 |
Boden
Die Böden in NRW weisen im April im Wesentlichen keine Dürreerscheinungen auf.
- Die Böden (Gesamtboden bis 1,8 m Tiefe) in NRW weisen auch im April aufgrund der weiterhin überdurchschnittlichen Niederschläge der vergangenen Wochen, verglichen mit den langjährigen Bodenfeuchtegehalten für diese Jahreszeit, nahezu keine Dürreerscheinungen auf.
- Auch für den Oberboden (bis 0,25 m Tiefe) in NRW liegen unter Berücksichtigung der Jahreszeit keine Dürreerscheinungen vor.
- Das aktuell pflanzenverfügbare Wasser, abgeleitet aus der nutzbaren Feldkapazität (=nFK in %), liegt aktuell flächendeckend zwischen 70 und 100 %, d.h. den Pflanzen steht ausreichend Wasser zur Verfügung. Im Norden NRW´s, hauptsächlich im Bereich des Münsterlandes, sind die Böden aktuell überwiegend übersättigt (nFK > 100 %), d.h. das überschüssige Wasser, welches der Boden nicht mehr speichern kann, versickert in tiefere Bodenschichten bzw. fließt als Oberflächenabfluss in die Gewässer.
- Die folgenden Grafiken zum Dürrezustand des Bodens zeigen die gemittelte Bodenfeuchte der letzten 30 Tage eingeordnet anhand des Bodenfeuchteindex (SMI) für den Gesamtboden und den Oberboden. Die Grafik zum pflanzenverfügbaren Wasser beschreibt die tagesaktuelle Bodenfeuchte anhand der nutzbaren Feldkapazität (nFK in %). (Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).
Dürrezustand: Bodenfeuchte von weiß= keine bis leichte Trockenheit, gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre" und "Pflanzenverfügbares Wasser: nutzbare Feldkapazität (nFK) von rot = Welkepunkt über gelb = Trockenstress bis dunkelblau = vollständige Sättigung bis Übersättigung
Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte (Mittelwert der letzten 30 Tage) mit den Werten im Vergleichszeitraum 1951-2015 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, < 5 % aller Jahre = extreme Dürre, < 2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Der UFZ-Dürremonitor trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.
Grundwasser
Im April 2024 befinden sich die Grundwasserstände weiterhin auf einem hohen Niveau.
Aufgrund der deutlich überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im abgelaufenen hydrologischen Winterhalbjahr liegen die Grundwasserstände (=GW-Stände) unter Berücksichtigung der Jahreszeit weiterhin auf einem hohen Niveau.
Die aktuellen GW-Stände im April lassen sich, im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen für diesen Monat, wie folgt einordnen:
- Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände (inkl. abs. Maxima) liegt bei rd. 44 % und ist im Vergleich zum Vormonat (rd. 43 %) nahezu gleich geblieben. Davon weisen rd. 11 % der Grundwassermessstellen (GWM) ein absolutes Maximum auf (Vormonat: 14 %).
- Der Anteil der GWM mit mittleren GW-Ständen liegt mit rd. 50 % ebenfalls im Bereich der Auswertung aus dem Vormonat. (rd. 49 %).
- Der Anteil der GWM mit sehr niedrigen bis niedrigen GW-Ständen (inkl. abs. Minima), hat mit 6 % geringfügig abgenommen (Vormonat: 8 %).
Anhand der Entwicklung der GW-Stände sind die Auswirkungen der deutlich überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen seit Oktober 2023 erkennbar. Der Anteil niedriger bis sehr niedriger GW-Stände ist seitdem deutlich gesunken und verharrt seit Beginn des Jahres auf niedrigem Niveau. Demgegenüber steht ein deutlicher Anstieg der GWM mit mittleren bzw. hohen bis sehr hohen GW-Ständen. Seit Beginn des Jahres ist eine Verschiebung von hohen bis sehr hohen GW-Ständen hin zu mittleren GW-Ständen erkennbar.
Hinweis: Im Zuge der Auswertung der Grundwasserstände wurden für jede Grundwassermessstelle die aktuellen Messwerte des Auswertemonats mit allen für die Messtelle zur Verfügung stehenden Messungen im Auswertemonat verglichen und klassifiziert. Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser.
Fließgewässer
Keine Hochwasserlage im April. Gewässer aktuell im Wesentlichen geringfügig oberhalb des Mittelwassers.
- Im April lagen keine hochwasserrelevanten Überschreitungen an Hochwassermeldepegeln in NRW vor.
- Die Wasserstände in den Gewässern in NRW befinden sich aktuell im Wesentlichen im Bereich des Mittelwassers.
- Dementsprechend liegt Ende April in keinem der Einzugsgebiete in NRW eine Hoch- oder Niedrigwassersituation vor.
- Rhein
Derzeit befinden sich die Wasserstände im Bereich geringfügig oberhalb des Mittelwassers (MW) und deutlich unterhalb des Informationswertes 1 bei aktuell fallender Tendenz innerhalb der nächsten 14 Tage.
Quellen: 14-Tage- und 6-Wochen-Vorhersagen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes vom 02.05.2024 - Weser
Die Wasserstände liegen derzeitig im Bereich des Mittelwasser
Aktuelle Messwerte des NLWKN: NLWKN Pegelonline niedersachsen.de
Talsperren
Die Talsperrenfüllstände befinden sich unter Berücksichtigung der Jahreszeit weiterhin auf einem hohem Niveau.
Infolge der deutlich überdurchschnittlich nassen Monate seit Beginn der Wasserwirtschaftsjahres 2024 liegen die Talsperrenfüllstände unter Berücksichtigung der Jahreszeit Ende April mit rd. 92% (Stand: 30.04.2024) weiterhin auf einem hohen Niveau.
Differenziert nach Einzugsgebieten stellt sich die Situation der Talperrenfüllstände wie folgt dar (Stand: 30.04.24):
- Ruhr-Talsperren: Füllstand ca. 96 (Vormonat: 95 %), aktuell gleichbleibend.
- Rur-Talsperren: Füllstand ca. 83 (Vormonat: 80 %), aktuell gleichbleibend.
- Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 91 % (Vormonat: 89 %), aktuell gleichbleibend.
- Wupper-Talsperren: Füllstand ca. 98 (Vormonat: 96 %), aktuell gleichbleibend.
Die Talsperren befinden sich im Wesentlichen im Normalbetrieb gemäß des jahreszeitlichen Betriebsplans*.
- Weitere Informationen und Links zu den Daten der Talsperrenbetreiber:
- https://www.agw-nw.de/agw/aktuelles
*Im Rahmen der jahreszeitlich abgestimmten Betriebspläne reduzieren die Talsperrenbetreiber derzeitig die Hochwasserschutzräume in den Talsperren mit dem Ziel, die Wasserversorgung für den Sommer sicherzustellen. Im Rahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes kann es jedoch jederzeit zu Änderungen der Talsperrensteuerung kommen.
Ausblick
Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes vom 02.05.2024 für den Zeitraum vom 06.05. bis 02.06.2024
- Quelle: Basis-Klimavorhersagen des DWD https://www.dwd.de/DE/leistungen/kvhs_de/1_basic_de/start_node.html
- Saisonale (6 Monate) und dekadische (10 Jahre) Vorhersagen sowie weitergehende "Profi-" Vorhersagen unter DWD-Klimavorhersagen der nächsten Wochen bis Jahre https://www.dwd.de/DE/leistungen/kvhs_de/0_main/start_node.html
Datenquellen
- Deutscher Wetterdienst
- UFZ-Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
- Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- Wasserverbände NRW
- LANUV NRW
Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.
Weiterführende Daten und Informationen des LANUV:
- Hydrologische Echtzeit-Daten im Hochwasserportal.NRW des LANUV NRW
- Hochwasserinformationen und Lageberichte bei Hochwassergefahr
- ELWAS-Web (Elektronisches wasserwirtschaftliches Verbundsystem der Wasserwirtschaftsverwaltung NRW) mit umfassenden geprüften Fachdaten zu den Fachthemen Abwasser, Grundwasser, Oberflächengewässer, Trinkwasser und zur Wasserrahmenrichtlinie
- Klimaatlas NRW mit Daten des UFZ-Dürremonitors sowie weiteren, umfangreichen Informationen zum Klima und seiner Entwicklung in Nordrhein-Westfalen