Biomassepotenziale Rheinisches Revier

Potenziale für eine nachhaltige stoffliche Nutzung von Biomasse aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier.

Projektlaufzeit: 01.03.2023 bis 28.02.2025

Hintergrund & Zielsetzung

Das Rheinische Revier soll im Zuge des Kohleausstiegs zu einer „Modellregion Bioökonomie“ entwickelt werden, so steht es im Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen (§ 17 Nr. 12, 2020). Damit verbunden wird ein Mehrbedarf an biogenen Ressourcen sein, der auch kritisch zu bewertende ökologische, ökonomische und soziale Folgen, nicht nur für die Region, sondern auch global gesehen, haben kann, wie z.B.:

  • Nutzungskonkurrenzen (z.B. Nahrungs- und Futtermittelnutzung vs. stoffliche Biomassenutzung),
  • Intensivierung des Dünger- und Pestizideintrags zur Steigerung von Erträgen,
  • Verlust der Bodenfruchtbarkeit durch z.B. verstärkte Abfuhr von Erntenebenprodukten,
  • vermehrte Biomasse-Importe aus dem globalen Süden. 

Übergeordnetes Ziel des Projekts ist die Sicherstellung der nachhaltigen Biomassenutzung bei der Förderung von Forschungs- und Industrievorhaben sowie die Vermeidung von Fehlanreizen. Dafür sollen während der Projektlaufzeit insbesondere folgende Instrumente entwickelt werden:

  • Nachhaltigkeitsindikatoren für ein Monitoring der nachhaltigen stofflichen Nutzung von Biomasse aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier,
  • Bewertungsschema für Politik und Verwaltung, um Förderanträge bewerten und priorisieren zu können,
  • Politikempfehlungen für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier.

Während der Projektbearbeitung werden regelmäßig Workshops mit Fachexpertinnen und Fachexperten durchgeführt. Dadurch werden verschiedene technologie-, markt- und wissensbasierte Fakten, Positionen und Sichtweisen berücksichtigt als auch ein breiter interdisziplinärer Beteiligungsprozess während des gesamten Projekts gewährleistet. In den Workshops sollen auch Vorschläge zum weiteren Vorgehen in den jeweiligen Arbeitsfeldern erarbeitet werden.

Durch die projektbegleitenden Workshops besteht zudem die Möglichkeit, langfristig ein Netzwerk aufzubauen, welches an einem Monitoringprozess hinsichtlich der stofflichen Verwendung von Biomasse im Rheinischen Revier beteiligt sein kann.  

Zudem wird eine Steuerungsgruppe eingerichtet, in der die entsprechenden Ressorts der Landesregierung sowie relevante Akteure im Rheinischen Revier vertreten sind. Diese überprüft regelmäßig die strategische Ausrichtung des Projekts und trifft Grundsatzentscheidungen.

Der Fokus des Vorhabens liegt auf dem Rheinischen Revier (Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Städteregion Aachen, Kreis Düren, Rhein-Erft-Kreis, Kreis Euskirchen, Kreis Heinsberg).

In dem Vorhaben wird die stoffliche Nutzung von Biomasse aus den Sektoren Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft untersucht, konkret beinhaltet dies folgende Biomassen: 

  • Sektor Landwirtschaft: Anbaubiomasse/Ernteprodukte und Reststoffe (z. B. Erntenebenprodukte, Wirtschaftsdünger), (Dauer-)grünland 
  • Sektor Ernährungswirtschaft: pflanzliche und tierische Nebenprodukte, die in der ersten Verarbeitungsstufe anfallen (z. B. Ausschuss und Verarbeitungsreste von Gemüse/Kartoffeln und Getreide, Molkereinebenprodukte, Schlachtabfälle). 

Unter stofflicher Nutzung wird in diesem Vorhaben die Produktion von Gütern im Sinne der Bioökonomie verstanden; die Verwendung von Stroh als Einstreu oder die Kompostierung von pflanzlichen Reststoffen fällt demnach nicht unter die stoffliche Nutzung. Auf die energetische Nutzung von Biomasse soll kein Fokus gelegt, jedoch ihr Einfluss auf die stoffliche Nutzung von Biomasse berücksichtigt werden.

Das Projekt „Biomassepotenziale Rheinisches Revier“ wird im Zeitraum vom 01.03.2023 bis zum 28.02.2025 durchgeführt. Die Bearbeitung der einzelnen Arbeitspakete erfolgt zeitversetzt, um Zwischenergebnisse als auch die Abstimmungsergebnisse aus den Workshops mit dem projektbegleitenden Arbeitskreis im Verlauf des Vorhabens zu berücksichtigen.

 

In diesem Arbeitspaket wird ein Überblick erstellt über die (bio-)technologischen Verfahren der stofflichen Biomassenutzung, die es bereits im Rheinischen Revier gibt als auch über solche Verfahren, die auf das Rheinische Revier übertragbar sind (z.B. aufgrund der Biomasseverfügbarkeit). Zudem wird prognostiziert, welche entsprechenden Verfahren im Rheinischen Revier bis zum Jahr 2035 relevant bzw. „Industriereife“ erreichen werden (z.B. aufgrund von Forschungsvorhaben oder Trends).

Die so identifizierten Nutzungsverfahren werden einer Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen, bei der z.B. Aspekte wie Wirkungsgrad/Nutzungseffizienz, Umweltwirkung, konkurrierende Nutzungen, Substitutionsleistung fossiler Rohstoffe oder Möglichkeiten zur Wertschöpfung berücksichtigt werden. Zusammenfassend wird prognostiziert, in welche Richtung sich der Biomassebedarf verschiedener Stoffe durch die zukünftig relevanten Nutzungsverfahren bis zum Jahr 2035 verändern wird.

Forschungsfragen:

  • Welche (bio-)technologischen Verfahren der stofflichen Biomassenutzung gibt es bzw. sind auf das Rheinische Revier übertragbar und welche Verfahren werden bis zum Jahr 2035 Industriereife erlangen?
  • Wie nachhaltig sind diese Verfahren?
  • In welchen Bereichen ist zukünftig mit einem erhöhten Biomassebedarf zu rechnen?

In diesem Arbeitspaket wird anhand verschiedener Szenarien berechnet, wie viel Biomasse bzw. Fläche aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier derzeit sowie in den Jahren 2035 als auch 2045 für eine stoffliche Nutzung zur Verfügung steht. Bei der Potenzialberechnung werden u. a. berücksichtigt:

  • politische Zielsetzungen in Land- und Ernährungswirtschaft (z.B. Farm-to-fork-Strategie der EU, nationale oder NRW-Nachhaltigkeitsstrategie, Ökolandbaustrategie),
  • Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. Erhalt der Bodenfruchtbarkeit),
  • Nutzungskonkurrenzen
  • Mehrfach-/ bzw. Kaskadennutzung
  • Möglichkeiten zur Substitution bestehender Nutzungen (z.B. Energiepflanzenanbau)
  • Importe und Exporte der entsprechenden Biomassen in und aus dem Rheinischen Revier

Um auch ein längerfristiges Monitoring hinsichtlich der Biomasseverfügbarkeit im Rheinischen Revier durchführen und dementsprechend Inputgrößen anpassen zu können, wird während des Projekts ein entsprechendes Tool entwickelt, mit dem fortlaufend die Verfügbarkeit ausgewählter biogener Ressourcen aktualisiert und überprüft werden kann.

Forschungsfrage:

  • Wie viel Biomasse aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier steht derzeit sowie in den Jahren 2035 und 2045 unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien für eine stoffliche Nutzung nachhaltig zur Verfügung?

In diesem Arbeitspaket werden Vorschläge für Politik und Verwaltung hinsichtlich der Gestaltung von Förderprogrammen im Bereich der stofflichen Nutzung von Biomasse entwickelt.

Anhand verschiedener Szenarien wird modelliert, welche Auswirkungen veränderte ökonomische Rahmenbedingungen, wie z.B. die Nachfrage nach Biomasse zur stofflichen Nutzung oder staatliche Förderung der stofflichen Nutzung von Biomasse auf die Land- und Ernährungswirtschaft und auch auf die stoffliche Nutzung von Biomasse im Rheinischen Revier derzeit sowie im Jahr 2035 haben können. Insbesondere werden unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren (z.B. der GAP) Auswirkungen in folgenden Bereichen analysiert:

  • Preise von Lebens- und Futtermitteln,
  • Veränderungen in der Biomassenutzung (stofflich, energetisch, Nahrungs-/Futtermittel) mit Blick auf mögliche Nutzungskonkurrenzen auch zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen und Verfahren,
  • Intensivierung/Extensivierung der Landwirtschaft, Veränderung der Anbaustruktur,
  • Importe/Exporte von Biomasse aus Land- und Ernährungswirtschaft.

Forschungsfragen:

  • Welche Auswirkungen haben veränderte ökonomische Rahmenbedingungen (z.B. Biomasse-Preise, Förderprogramme) auf die Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier?
  • Wie können Fehlentwicklungen von Politik und Verwaltung abgeschätzt und vermieden werden und wie können sie solchen gezielt entgegensteuern?
  • Wie sollten Förderprogramme für eine nachhaltige stoffliche Biomassenutzung zur Vermeidung von Fehlanreizen ausgestaltet sein?

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der ersten drei Arbeitspakete sowie der Workshops sollen zur Sicherstellung der nachhaltigen Biomassenutzung bei der Förderung von Forschungs- und Industrievorhaben sowie zur Vermeidung von Fehlanreizen folgende Instrumente entwickelt werden:

1. Nachhaltigkeitsindikatoren für ein Monitoring der nachhaltigen stofflichen Nutzung von Biomasse aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier

Das Indikatorenset soll langfristig für ein Monitoring der stofflichen Biomassenutzung und deren Auswirkungen im Rheinischen Revier genutzt werden. Zu jedem Indikator sollen Hintergrund und Bedeutung, Zielsetzung, Entwicklung und Interpretation, Methodik und Definition, Zeitreihen mit Möglichkeit zur Trendberechnung sowie die Datenquellen dargestellt werden.

2. Bewertungsschema für Politik und Verwaltung

Um Förderanträge für Forschungs- und Industrievorhaben, die eine Verwendung von Biomasse aus der Land- oder Ernährungswirtschaft vorsehen, nach festgelegten Kriterien zu bewerten und priorisieren, wird ein Bewertungsschema entwickelt, welches auch auf das Indikatorenset für das Monitoring abgestimmt ist. Das Bewertungsschema soll sich auch an der EU Taxonomie-Verordnung (EU 2020/852) für nachhaltige Investitionen sowie den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) orientieren.

3. Politikempfehlungen für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier

Zudem werden wichtige Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige stoffliche Biomassenutzung im Rheinischen Revier abgeleitet, die der Beratung von Politik und Verwaltung sowie weiterer Akteure im Rheinischen Revier dienen sollen. Die Handlungsempfehlungen zielen zum einen konkret auf das Rheinische Revier ab, richten sich zum anderen aber auch nach übergeordneten politischen Zielsetzungen.

Das LANUV wird die Ergebnisse des Projekts aktiv in die Breite tragen und relevante Akteure im Rheinischen Revier, insbesondere Einrichtungen der Landesverwaltung und kommunale Institutionen (z.B. Wirtschaftsförderungsgesellschaften) auf den Weg zu einer nachhaltigen stofflichen Nutzung von Biomasse unterstützen. Darüber hinaus werden die Ergebnisse auch bei Forschungsnetzwerken oder Veranstaltungen Dritter vorgestellt. Zudem können die Ergebnisse für die Erarbeitung der Bioökonomiestrategie NRW genutzt werden. Ferner trägt auch ein öffentlich zugänglicher LANUV-Fachbericht dazu bei, das Thema der breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Im Auftrag vom:

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