Zur Bewertung der von einer Fläche ausgehenden Gefahr für das Grundwasser ist eine Sickerwasserprognose i.S.d. § 2 Nr. 15 BBodSchV zu erstellen. Mit der Sickerwasserprognose soll der derzeitige und zukünftige Stoffeintrag in das Grundwasser hinsichtlich Konzentrationen und Frachten abgeschätzt werden. Die Grundlage für eine Sickerwasserprognose bildet eine fundierte Standort- und Quellenbeschreibung sowie eine Transportbetrachtung. Bei einer Transportbetrachtung werden die mengenmäßigen und zeitlichen Veränderungen der Schadstoffkonzentrationen und -frachten prognostiziert.
Ziel der orientierenden Untersuchung ist die Abschätzung, ob eine Überschreitung der Prüfwerte am Ort der Beurteilung zu erwarten ist (§ 12 Abs. 3 BBodSchV). Für diese Abschätzung bestehen gemäß § 14 BBodSchV für den Wirkungspfad Boden-Grundwasser mehrere Möglichkeiten, im Wesentlichen mittels Materialuntersuchungen mit Transportprognose und mittels Rückschluss aus Grundwasseruntersuchungen. Eine Abschätzung auf Grundlage von Materialuntersuchungen kann in zwei Schritten durchgeführt werden. Wird bei Untersuchungen für den Wirkungspfad Boden-Grundwasser ein Prüfwert am Ort der Probennahme überschritten, soll über eine Sickerwasserprognose abgeschätzt werden, ob eine Prüfwertüberschreitung auch am Ort der Beurteilung vorliegt. Der Ort der Beurteilung ist der Übergangsbereich von gesättigter zu ungesättigter Bodenzone (§ 2 Nr. 16 BBodSchV).
Ergibt sich hieraus der hinreichende Verdacht einer schädlichen Bodenveränderung oder Altlast, sollen im Rahmen der Detailuntersuchung die Schadstoffeinträge ins Grundwasser durch eine weitergehende Sickerwasserprognose abgeschätzt werden (§ 13 Abs. 5 BBodSchV).
Dabei kann die Einmischung des Sickerwassers das Grundwasser im Rahmen der orientierenden Untersuchung berücksichtigt (§ 12 Abs. 3 BBodSchV) bzw. im Rahmen der Detailuntersuchung eine Einmischungsprognose verlangt (§ 13 Abs. 5 BBodSchV) werden.
Die Vorgaben für die Sickerwasserprognose ergeben sich aus § 14 BBodSchV. Zur Erläuterung der entsprechenden Regelungen wurden seitens des Altlastenausschusses (ALA) der Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) eine Arbeitshilfe Sickerwasserprognose konzipiert und in NRW per Erlass eingeführt.
Die LABO-Arbeitshilfen aus 2003 bzw. 2008 sowie die „LANUV-Vollzugshilfe zur Gefährdungsabschätzungen Boden-Grundwasser“ aus 2003 entsprechen nicht mehr den Vorgaben der neuen BBodSchV und sind daher nicht mehr gültig.
Zur Unterstützung bei der Sickerwasserprognose wurde das Prognosetool ALTEX-1D von der LABO entwickelt. Es liefert die Lösung einer eindimensionalen Advektions-Dispersions-Transportgleichung und damit eine quantitative Abschätzung der Konzentrations- und Frachtentwicklung mit konservativen Ergebnissen. Das bedeutet, dass die Modellannahmen so gewählt werden sollten, dass die Ergebnisse auf der sicheren Seite liegen.
ALTEX 1-D eignet sich zur Anwendung in der orientierenden Untersuchung und Detailuntersuchung, ist in der Praxis getestet und anhand anderer numerischer Modelle validiert. Das Programm ist frei verfügbar, einfach bedienbar und enthält eine Vielzahl erforderlicher Stoffdaten und Bodenkennwerte. Damit ist ein überschaubarer Aufwand für eine Parametrisierung gegeben. ALTEX 1-D wird in NRW zur Unterstützung bei der Sickerwasserprognose in Porengrundwasserleitern empfohlen.
Das Prognosetool ALTEX-1D wird auf den Internetseiten des Landeamtes für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen (LBEG) inkl. hilfreicher Beschreibungen und Seminarunterlagen aus Schulungen für AnwenderInnen bereitgestellt.
Für spezielle Fallgestaltungen und Fragestellungen stehen für die Transportbetrachtung darüber hinaus ergänzend komplexere numerische Modelle auf dem freien Markt zur Verfügung.
Fachbereichsleitung
Bodenschutz, Altlasten, Ökotoxikologie
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