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PFAS

PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Diese Stoffgruppe umfasst aktuell mehrere tausend Verbindungen und war früher auch unter der Bezeichnung „PFC“ (perfluorierte Chemikalien) oder „PFT“ (perfluorierte Tenside) bekannt.

PFAS kommen nicht natürlich vor, sondern haben einen anthropogenen Ursprung. Chemisch gesehen bestehen PFAS aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Polyfluorierte Verbindungen können zu perfluorierten Carbon- und Sulfonsäuren abgebaut werden. Sie werden deshalb auch Vorläuferverbindungen oder Precursor genannt. PFAS finden wegen ihrer besonderen Eigenschaften – wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil – in vielen Verbraucherprodukten Anwendung.

Ab Mai 2006 waren PFAS (damals „PFT“) eines der beherrschenden Umweltthemen in NRW.  Damals untersuchte das Hygieneinstitut der Universität Bonn Gewässerproben von Ruhr und Möhne sowie Trinkwasserproben dieser Gebiete. Daraus ergaben sich auffallend hohe Konzentrationen mit perfluorierten Tensiden. Ende Mai 2006 wurden umfassende Maßnahmen zur Ursachenermittlung und Reduzierung der PFAS-Belastung vom damaligen Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW in Zusammenarbeit mit dem LANUV, der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR), dem Ruhrverband und der Bezirksregierung Arnsberg eingeleitet.

Als Ursache für diese Belastung konnte ein Abfallgemisch der Firma GW Umwelt, das als Bodenverbesserer auf landwirtschaftliche Nutzflächen, unter anderem auch in NRW, aufgebracht worden ist, ermittelt werden. Dieses Material, Handelsname „Terrafarm“, war mit stark PFAS-belastetem Industriemüll aus Belgien und den Niederlanden vermischt worden und über mehrere Jahre auf die betroffenen Felder aufgebracht worden. Von den belasteten Flächen gelangten die PFAS ins Grundwasser und in kleinere Oberflächengewässer und von dort wurden sie in Ruhr, Möhne und Möhnesee gespült.

Weitere Ursachen für PFAS-Belastungen sind Abwassereinleitungen sowie punktuelle Einträge aufgrund von Altlasten oder schädlichen Bodenveränderungen beispielsweise aufgrund von Galvanikbetrieben, Altablagerungen oder Umgang mit PFAS-haltigen Löschmitteln (Bestandsaufnahme von Einzelfällen, Stand Mai 2021).

Derzeit werden PFAS bei einigen industriellen Anwendungen z.B. in der Galvanik- und Photoindustrie eingesetzt. In der EU regelt die Verordnung über persistente organische Schadstoffe, sog. POP-Verordnung des Jahres 2019, die Herstellung, das Inverkehrbringen oder Verwenden von PFOA sowie PFOS und ihren Derivaten (siehe Artikel 3 und 4 i.V.m. Anhang I POP-Verordnung). So wurden z. B. die erlaubten Konzentrationen an unbeabsichtigt enthaltenen Spurenverunreinigungen in Produkten oder Verbote bzw. Beschränkungen bei der Verwendung dieser Chemikalien festgelegt. Die Entsorgung PFOA- bzw. PFOS-haltiger Abfälle enthält Artikel 7 i.V.m. Anhang IV und V der POP-Verordnung.

Die Bewertung der PFAS -Belastung für Trinkwasser und Trinkwasserressourcen basierte bislang auf Empfehlungen des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission (UBA, 2016). Mittlerweile wurden Grenzwerte für das Trinkwasser aufgrund der Trinkwasserrichtlinie des Jahres 2020 eingeführt, die gemäß TrinkwV 2023 sukzessive in 2026/2028 in Kraft treten. Für die Einzelsubstanz Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) gilt zudem in Oberflächengewässern EU-weit die Umweltqualitätsnorm (0,65 ng/L) sowie die zulässige Höchstkonzentration von 36 µg/L und eine Umweltqualitätsnorm für Biota bezogen auf Fische von 9,1 µg/kg Frischgewicht. Die Bewertung belasteter Böden erfolgt Einzelfall bezogen hinsichtlich festzustellender schädlicher Wirkungen. Ggf. erforderliche Verzehrsempfehlungen von Lebensmitteln richten sich nach der tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge.

Im Zusammenhang mit der PFAS -Belastung (damals „PFT-Belastung“) im Sauerland wurden seit 2006 vom LANUV verschiedene umweltepidemiologische Studien konzipiert und wissenschaftlich begleitet.

Diese und weitere Themen sind im LANUV- Fachbericht 34 "Verbreitung von PFC in der Umwelt - Ursachen – Untersuchungsstrategie – Ergebnisse – Maßnahmen“ ausführlich dargestellt. Darin sind auch Informationen enthalten zu PFAS -Untersuchungen an Deponien und zu den in NRW ergriffenen Maßnahmen bei erstmals relevanten PFAS -Indirekteinleitungen.

Die Internetseiten des LANUV zu PFAS enthalten Informationen aus folgenden Bereichen: