Die Verwendung von Wildtieren zur Bioindikation von Schadstoffbelastungen der Umwelt ist ein Gebiet intensiver Forschungstätigkeit. Für Schadstoffe, die sich im Knochen anreichern stellt das Geweih der Cerviden eine „von Natur aus“ weitgehend standardisierte Umweltprobe dar, die sich sehr gut zur Bioindikation eignet.
Das Geweih wird periodisch gewechselt:
Die Bildung des Geweihs gilt als das rascheste Knochenwachstum im gesamten Tierreich. In das wachsende Geweih werden durch Mobilisierung von Mineralreserven auch Schadstoffe wie Blei und Fluor eingebaut.
Rothirschgeweihe werden über sehr lange Zeiträume aufbewahrt. In günstigen Fällen ermöglicht dies retrospektive Analysen der Umweltsituation bis zurück in die vorindustrielle Zeit. Das Beispiel zur Fluoridexposition von Rothirschen zeigt dies.
Die verstärkte Fluoridbelastung Eifeler Rothirsche fällt in die Phase des raschen industriellen Wachstums nach dem Zweiten Weltkrieg und dürfte zumindest teilweise einen Ferntransport luftgetragener Schadstoffe aus dem luxemburgisch-lothringischen Industrierevier reflektieren. In den 1980-er und 1990-er Jahren sank die Fluoridkonzentration in den Geweihen deutlich ab. Die Fluoridgehalte der in den 1990-er Jahren gebildeten Geweihe liegen jedoch signifikant über denen aus dem 17./ frühen 18. Jahrhundert.
Durch die Untersuchung des Schadstoffgehaltes in den Cervidengeweihen werden Unterschiede in der Kontamination verschiedener Gebiete erfasst sowie Veränderungen der Belastungssituation einer Region über längere Zeiträume dokumentiert. So kann Umweltgeschichte im Sinne eines historischen Biomonitorings dokumentiert werden.
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