Wasserwirtschaft zieht Bilanz über das hydrologische Jahr

Wassertropfen, Foto: Panthermedia

Mit dem Monat Oktober endet in der Wasserwirtschaft der zwölfmonatige Zeitraum, über den eine jährliche Bilanz gezogen wird. Beim Landesamt für Natur- Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen wurde zum hydrologischen Jahreswechsel ein weiteres Jahr der Wetterextreme und damit ein besonderes hydrologisches Jahr festgestellt.

„Wir haben das niederschlagsreichste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet“, so die Bilanz von Elke Reichert, Präsidentin den LANUV. „Grundwasserstände sind so hoch wie lange nicht mehr. Ein Drittel aller Messstellen weisen hohe, sehr hohe oder sogar maximale Grundwasserstände auf. Die Böden weisen keine Dürreerscheinungen mehr auf.“ Auch das sei der Einfluss des Klimawandels, erläutert Elke Reichert: „Die Extreme in beide Richtungen, also extrem trocken oder extrem nass, werden immer mehr und immer deutlicher.“

In den vergangenen zwölf Monaten sind in der Summe rund 1176 Millimeter Niederschlag gefallen. Das sind 328 Liter pro Quadratmeter bzw. rund 39 Prozent mehr als im Vergleich zum langjährigen Mittel. Nur in den Sommermonaten Juli und August entsprach die Regenmenge etwa dem Durchschnitt. In allen anderen Monaten hat es überdurchschnittlich viel geregnet.

Fließgewässer und Talsperren

Bedingt durch die Niederschläge, die zu Beginn des Jahres über einen langen andauerten Zeitraum andauerten und im Verlauf des Jahres auch durch Starkregenereignisse immer wieder hoch waren, kam es im zurückliegenden hydrologischen Jahr zu teilweise folgenreichen Hochwasserereignissen. Lokal begrenzt wurden bei Starkregenereignissen Informationswerte an Pegeln einzelner Einzugsgebiete von Gewässern überschritten, die in mehreren Regionen zu Hochwasserschäden führen konnten.

Besonders kritisch war die Hochwasserlage zum Jahreswechsel 2023/2024, von der 14 von 17 Gewässereinzugsgebiete betroffen waren. Nur die Ahr, die Erft und die Wupper und deren Nebengewässer blieben davon verschont. In Minden erreichte die Weser ihren höchsten Stand seit 1947. In Telgte überflutete die Ems große Teile des Stadtgebietes und der Lippe-Pegel in Dorsten überschritt deutlich den Wert eines zehnjährlichen Hochwassers. Die Lage dauerte 22 Tage an. Mit insgesamt 40 Lageberichten informierte das LANUV in diesen Tagen die Behörden vor Ort und die Bevölkerung über die jeweils aktuellen Pegelstände und weitere Entwicklungen. Die Informationen im Hochwasserportal.NRW wurden dazu kontinuierlich aktualisiert.

Die Füllstände der Talsperren befinden sich mit rund 73 Prozent unter Berücksichtigung der Jahreszeit auf einem hohem Niveau.

Im Herbst werden zum Schutz vor Winter-Hochwasserereignissen in den Talsperren Hochwasserrückhalteräume geschaffen. Dazu wird mehr Wasser an die Gewässer abgegeben, was zu einem betriebsbedingten Absinken der Füllstände führt. Mit Hilfe der so geschaffenen Rückhalteräume können durch das erhöhte Speicherpotenzial Hochwasserspitzen im Gewässerverlauf unterhalb der Talsperren abgemindert werden.

Grundwasser

Wegen der deutlich überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im vergangenen hydrologischen Jahr liegen die Grundwasserstände unter Berücksichtigung der Jahreszeit auf einem hohen Niveau.

An rund 72 Prozent der Grundwassermessstellen in Nordrhein-Westfalen werden aktuell mittlere bis hohe, hohe, sehr hohe oder maximale Wasserstände gemessen. Vor einem Jahr im Oktober 2023 waren das  lediglich rund 41 Prozent der Messstellen. Der Anteil der Messstellen mit sehr niedrigen bis minimalen Grundwasserständen ist im gleichen Zeitraum von rund zwölf Prozent auf rund zwei Prozent gesunken.

Die Veränderungen der Grundwasserspiegel sind abhängig davon, wie viele Niederschläge es in den einzelnen Regionen gibt, wie tief das Wasser einsickern muss, um den Grundwasserleiter zu erreichen, und wie der Boden beschaffen ist, durch den das Wasser nach unten sickert. Wie viel Grundwasser sich in einem Gebiet neu bilden kann und welche Grundwasserstände sich einstellen, hängt zudem von klimatischen Einflussgrößen ab. Auch Sonnenscheindauer, Lufttemperatur und Wind wirken sich aus, indem sie die Verdunstung des Wassers in die Atmosphäre beeinflussen. Ändern sich die klimatischen Rahmenbedingungen, kann sich die Grundwasserneubildung und dadurch auch der Grundwasserstand ändern.

Das so genannte hydrologische Jahr beginnt immer am 1. November und endet am 31. Oktober des Folgejahres. Die zeitliche Verschiebung des Jahres in der Wasserwirtschaft im Vergleich zum Kalenderjahr ermöglicht es, in der Jahresbilanz die Niederschläge aus dem Spätherbst und dem Frühwinter zu erfassen, die als Schnee und Eis in den Einzugsgebieten der Gewässer gespeichert werden, aber erst im folgenden Kalenderjahr für den Abfluss von Gewässern relevant werden.

Weitere Informationen enthalten die hydrologischen Berichte:

https://www.lanuv.nrw.de/themen/wasser/hydrologische-messnetze/hydrologische-berichte

Aktuelle Pegelinformationen:

https://hochwasserportal.nrw/lanuv/webpublic/index.html#/Start

 

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