Hydrologischer Monatsbericht November 2020
04. Dezember 2020
Zusammenfassung
Niederschlag: Der "goldene" November 2020 war zu sonnig, zu warm und zu trocken. Obwohl es an 18 Tagen in NRW geregnet hat, fielen im Landesmittel nur 31 mm Niederschlag. Dies entspricht nur ca. 43% des langjährigen Mittels von 1881 bis 2017.
Boden: Die geringen Niederschläge führten vor allem in den tieferen Bodenschichten wieder zu einem größeren Feuchtedefizit. Die schwere bis extreme Dürreverhältnisse (nach UFZ) nahmen weiten Landesteilen zu und dehnten sich in weitere Gebiete aus.
Grundwasser: Weiterhin auf niedrigem Niveau im gesamten Land. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände (70%) verharrt auf hohem Niveau.
Fließgewässer: Untypisch für die Jahreszeit verblieben die Wasserstände in den Gewässern Nordrhein-Westfalens im November aufgrund der geringen Niederschläge auf niedrigem Niveau.
Talsperren: Kein Beginn des winterlichen Aufstaus in den Talsperren. Füllstand der Talsperren in NRW zum Ende des Novembers mit 52% deutlich unterhalb des Niveaus von 2019 (66%).
Ausblick: Die Aussichten für den Dezember sind eher zu trocken. Niederschlagsreiche Phasen zeichnen sich derzeit nicht ab. Eine Abschätzung des Witterungsverlaufes im weiteren Winter und der damit verbundenen Veränderung der wasserwirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht möglich.
Niederschläge
Der November 2020 war ungewöhnlich trocken. Obwohl es an 18 Tagen in Nordrhein-Westfalen geregnet hat, betrug die landesweite durchschnittliche Niederschlagssumme nur 31 mm. Dies sind gerade einmal 57 % des langjährigen Mittels von 72 mm (1881-2017).
Damit setzte sich auch im November die insgesamt niederschlagsarme Periode dieses Jahres seit April weiter fort. Sie gehört gemeinsam mit dem Jahr 2018 zu den 10 niederschlagsärmsten Perioden April bis Oktober seit 1881. Im Landesdurchschnitt erhöhte sich das Gesamtdefizit des Niederschlages seit April 2018 deutlich auf 327 mm. Eine Entspannung, wie sie sich im Oktober andeutete erfolgte nicht.
Räumliche Unterschiede gab es im November kaum, es regnete landesweit gleichmäßig zu wenig. In den Hochlagen fielen erste geringe Schneemengen
Monats- summen | Apr | Mai | Jun | Juli | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | Jan | Feb | Mrz | Jahr | |
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gemessen | 2018 | 46,1 | 52,4 | 47 | 25,5 | 42,5 | 41,3 | 31,2 | 23,3 | 126,5 | 104,3 | 41,2 | 102 | 683 |
2019 | 29,4 | 62,7 | 45,8 | 42,8 | 58 | 62,2 | 101,4 | 82,2 | 83,4 | 47,9 | 153,6 | 69,9 | 839 | |
2020 | 20,5 | 18,3 | 75,0 | 53,4 | 61,8 | 50,8 | 84,3 | 31,1 | 401* | |||||
Mittelwert | 1881- 2019 | 56 | 64 | 75 | 87 | 82 | 67 | 69 | 72 | 80 | 74 | 60 | 60 | 846 |
1961- 1990 | 62 | 72 | 84 | 82 | 73 | 67 | 62 | 79 | 88 | 77 | 58 | 71 | 875 | |
1971- 2000 | 56 | 68 | 82 | 77 | 68 | 74 | 70 | 78 | 89 | 80 | 57 | 74 | 873 | |
1981- 2010 | 55 | 71 | 78 | 81 | 79 | 78 | 75 | 81 | 89 | 86 | 68 | 77 | 918 |
Bodenfeuchte
Aufgrund sinkender Temperaturen, abgeernteter Felder sowie weitgehend entlaubter Wälder und der damit verbundenen geringeren Verdunstung konnte der Oberboden seine Feuchtigkeit halten. In dieser oberen Bodenschicht sind nur in wenigen Landesteilen leichte Dürrezustände zu erkennen. Da aber keine Durchsickerung in die tieferen Schichten erfolgte, stieg das Wasserdefizit in den tieferen Bodenschichten im November kontinuierlich an. Im ganzen Land sind zum Monatsende zunehmend schwere bis extreme Dürreverhältnisse in den tieferen Bodenschichten vorhanden. Insgesamt ist das Bodenfeuchtedefizit und damit die Dürre auch zum Ende November deutlich ausgeprägter als im Vorjahr. Extreme Verhältnisse wie 2018 mit seinem trockenen Herbst sind derzeit aber nicht erkennbar.
Abbildung 3: Abschätzung des Bodenfeuchtezustands zum Monatswechsel November / Dezember 2020 (normal (weiß) bis dunkelrot (außergewöhnliche Dürre); Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung https://www.ufz.de/index.php?de=37937.
Grundwasser
93% der Ende Oktober/ Anfang November gemessenen Grundwasserstände befinden sich unterhalb der langjährigen Vergleichs-werte (Messstellen-Median) in diesem Zeit-raum. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände (70%) sank auf hohem Niveau gegenüber dem Vormonat (73%) geringfügig. Der Niederschlag im Vormat (Oktober) führte vereinzelt zu einem leichten Anstieg der Grundwasserstände, konnte aber in der Fläche keine Trendumkehr bewirken.
Im Vergleich zum Vorjahr (Oktober / November 2019) sanken die Grundwasserstände weniger stark. Derzeit liegen ca. 57% der Grundwas-serstände oberhalb der der Werte aus 2019. Im Vergleich zur Situation vor Beginn der Dür-rephase (Oktober / November 2017) liegen fast alle (89%) der gemessenen Grundwasserstände niedriger.
Fließgewässer
Untypisch für die Jahreszeit stiegen die Wasserstände in den Gewässern Nordrhein-Westfalens im November aufgrund der geringen Niederschläge kaum an. Teilweise zeigten sich zum Monatsende ausgeprägte Niedrigwasser.
Die Wasserstände am Rhein sanken kontinuierlich im gesamten November und befinden sich zum Monatsende knapp unterhalb der des langjährigen mittleren Niedrigwasser. Nach einer leichten Erholung der Wasserstände in der Weser zu Monatsbeginn sanken sie in der zweiten Novemberwoche wieder unter den mittleren Niedrigwasserstand und verharrten bis zum Monatsende auf diesem Niveau.
Weitere Informationen zu Rhein und Weser bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der Bundesanstalt für Gewässerkunde.
Talsperren
Der November 2020 führte in den Talsperren Nordrhein-Westfalens nicht zu dem saisonal üblichen Beginn des winterlichen Aufstaus. Die Füllstände waren in diesem Monat oft fast gleichbleibend oder leicht abnehmend, so dass der Abstand zum mittleren saisonalen Verlauf wieder angewachsen ist. Die Füllstände der großen Talsperren bewegen sich Ende November meist bei 45 bis 60 % vom Vollstau.
Der trockene November und die eher unterdurchschnittlichen Aussichten für die Dezember-Niederschläge lassen nicht erkennen, dass bald mit einem Ausgleich des hydrologischen Defizits zu rechnen ist. Es ist eher im Gegenteil damit zu rechnen, dass bei den ausgeprägt trockenen Bodenverhältnissen und zu erwartenden geringen Niederschlagsmengen auch im Dezember kein wesentlicher Aufstau in den Talsperren Nordrhein-Westfalens zu beobachten sein wird.
Einordnung und Ausblick
Der November zeigte sich in ganz NRW zu deutlich trocken, zu sonnig und zu warm.
Für den Dezember wird derzeit grundsätzlich eine Fortsetzung der derzeitigen zu trockenen Witterung in abgeschwächter Form prognostiziert. Niederschlagsreiche Phasen sind nicht zu erwarten.
Eine Abschätzung des Witterungsverlaufes im weiteren Winter und der damit verbundenen Veränderungen in der wasserwirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht möglich. Die Wettermodelle lassen eher keine weiße Weihnacht in Nordrhein-Westfalen erkennen. Allerdings sind die Vorhersagen derzeit noch wenig robust und Abweichungen nicht unwahrscheinlich.
Das LANUV wünscht allen Lesern der hydrologischen Monatsberichte ein frohes Weihnachtsfest und vor allem Gesundheit für das neue Jahr 2021.
Datenquellen
- Deutscher Wetterdienst
- UFZ-Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
- Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- Wasserverbände NRW
- LANUV NRW
Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.