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Hydrologischer Monatsbericht Juni 2021

05. Juli 2021

Zusammenfassung

Niederschlag:Der Juni 2021 war vor allem in den westlichen und südlichen Teilen durch zahlreiche Starkregenereignisse geprägt. Im NRW-Mittel fiel mit 89mm ca. 18 % mehr Niederschlag als im langjährigen Monatsdurchschnitt von 1881-2017 mit 75 mm. Das anhaltende langfristige Niederschlagsdefizit sank insgesamt weiter ein wenig. An 7 Tagen fiel in NRW kein nennenswerter Niederschlag.
Boden:Der Boden profitierte weiter von den Niederschlägen im Juni. In der oberen Bodenschicht sind in diesem Monat kaum noch trockene Verhältnisse sichtbar. In den tieferen Bodenschichten verringerte sich das Wasserdefizit in allen Landesteilen weiter. Insgesamt ist Trockenheit zum Ende Juni nur noch in der Kölner Bucht, der westfälischen Bucht und nördlich von Weser-/Wiehengebirge vorhanden.
Grundwasser:Regional leichte Grundwasserneubildung, relativer Anstieg der Grundwasserstände auf niedriges bis mittleres Niveau im gesamten Land. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände beträgt Anfang Juni 27%.
Fließgewässer:Kräftige und ergiebige (Stark-)Niederschläge infolge der beständigen Gewitterneigung verursachten sowohl zu Monatsbeginn, als auch im letzten Monatsdrittel in weiten Landesteilen einen mehrfachen, sprunghaften Anstieg der Wasserstände, was insbesondere an kleineren Gewässern in den südlicheren Einzugsgebieten zu kurzzeitigen Informationswertüberschreitungen führte.
Talsperren:Talsperrenfüllstände sind meist saisonal überdurchschnittlich.
Ausblick:Für den Juli werden insgesamt durchschnittliche Niederschläge prognostiziert, so dass zunächst von keiner außergewöhnlichen wasserwirtschaftlichen Situation auszugehen ist.

Niederschläge

Der aktuelle Monat Juni 2021 zeigte insgesamt in NRW ein sehr heterogenes Niederschlagsgeschehen, das durch zahlreiche Starkregenereignisse vor allem in den westlichen und südlichen Landesteilen geprägt war. Im Landesmittel fielen in NRW 88,6 mm bzw. l/m² Regen. Dies sind etwa 18% mehr als im langjährigen Juni-Mittel für NRW von 75 mm. Damit nimmt der Juni 2021 Rang 101 in den langjährigen Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes seit dem Jahr 1881 (141 Jahre) ein. 7 Tage im Juni waren in ganz NRW ohne nennenswerten Niederschlag. Nachdem der Winter bis in den April keinen echten Niederschlagsüberschuss brachte, war der Juni der zweite Monat in Folge mit einem Überschuss.

 

Monats-
summen
 AprMaiJunJuliAugSepOktNovDezJanFebMrzJahr
  gemessen2018/1946,152,44725,542,541,331,223,3126,5104,341,2102683
2019/2029,462,745,842,85862,2101,482,283,447,9153,669,9839
2020/2120,518,375,053,461,850,884,331,170,299,558,558,8688
2021/2241,689,888,6         220*
    Mittelwert1881-
2019
566475878267697280746060846
1961-
1990
627284827367627988775871875
1971-
2000
566882776874707889805774873
1981-
2010
557178817978758189866877918
Tabelle 1: Übersicht über die gemessenen Monatssummen der Niederschläge [mm bzw. l/m²] in NRW seit April 2018 im Vergleich zu den mittleren Monatssummen verschiedener Referenzperioden, Jahresstart jeweils zum Beginn der Vegetationsperiode im April; Datenquelle DWD, LANUV;

Bodenfeuchte

Im Juni 2021 floss ein Teil der Niederschläge während der Starkregen direkt ab, einen Teil konnte der Oberboden aber auch aufnehmen. Insgesamt zeigt der Boden einen jahreszeittypischen Zustand mit einer gut durchfeuchteten oberen Schicht. Teile des Wassers in der Oberschicht sickerten in die tieferen Bodenschichten durch, so dass sich auch dort insgesamt das Wasserdefizit weiter etwas verringerte. Zum Monatsende Juni herrschten nur noch in Teilbereichen des Landes zu trockene Verhältnisse (nach UFZ Dürremonitor) in den tieferen Bodenschichten. Insgesamt ist das Bodenfeuchtedefizit und damit die Trockenheit zum Ende Juni nur noch im Rheinland und Teilen Ostwestfalens vorhanden. Andere Landesteile zeigen derzeit nach langer, zu trockener Zeit weiter "normale" Verhältnisse.

Abschätzung des Bodenfeuchtezustands zu Beginn (oben links) und Ende (unten rechts) des Juli 2021

Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Grundwasser

Im Vergleich zum Vormonat ist zum Monatswechsel Mai / Juni 2021 ein leichter relativer Anstieg der Grundwasserstände in NRW auf ein niedriges bis mittleres Niveau zu beobachten. Die relativ hohen Niederschlagssummen verbunden mit recht kühlen Temperaturen führten regional trotz der Vegetationszeit zu einer geringen Grundwasserneubildung. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände (27%) sank gegenüber dem Vormonat (37%) deutlich und auch der Anteil gemessener absoluter Minimal-Grundwasserstände ist auf rund 4 % gesunken (Vormonat 11%). Trotzdem lagen zum Monatswechsel Mai / Juni 2021 rund 64% der gemessenen Grundwasserstände unterhalb der langjährigen Vergleichswerte (Messstellen-Median) in diesem Zeitraum.

Im Vergleich zum Vorjahr (Mai / Juni 2020) liegen ca. 68% der Grundwasserstände oberhalb der Werte vor einem Jahr. Im Vergleich zur Situation zu Beginn des ersten Dürrejahrs (Mai / Juni 2018) liegen 52% der gemessenen Grundwasserstände niedriger.

Fließgewässer

Konvektive, gewittrige Niederschläge infolge der hohen Temperaturen dominieren das Abflussgeschehen im Monat Juni. Durch die teilweise sehr hohe Intensität sowie hohe räumliche Variabilität bei geringer Flächenausdehnung ergibt sich für Gesamt-NRW ein insgesamt heterogenes Bild. Vor allem an den schneller reagierenden Pegeln kleinerer Gewässer und Bäche im Oberlauf vieler Einzugsgebiete sowie in höheren Lagen führte dies zu einem extrem schnellen und sprunghaften Anstieg der Wasserstände. Kurzzeitig hohe Wasserstände waren zu Beginn des Monats sowie im letzten Monatsdrittel teilweise mehrfach nach lokal begrenzten Niederschlagsereignissen insbesondere in den Einzugsgebieten von Rur und Erft sowie im Oberlauf der Sieg zu beobachten (Abb. 5).

Im Einzugsgebiet der Erft haben 50% der HW-Pegel den Informationswert 1 überschritten (Tabelle 2), während am Pegel Randerath im Rur-Einzugsgebiet kurzzeitig der Informationswert 2 erreicht wurde (Abb. 6). Die Niederschläge wirkten sich in geringerem Maß mitunter auch auf die Pegel in den Hauptläufen aus, beispielsweise am Pegel Menden 1 (Sieg), ohne jedoch Informationswerte zu überschreiten. Nach einer landesweit längeren Trockenphase unterlagen die Pegel in den nördlicheren Landesteilen vor allem gegen Ende des Monats ebenfalls beständigen Schwankungen. Diese sind jedoch bis auf einige Ausnahmen weniger deutlich und prägnant ausgefallen und verursachten keine Überschreitungen von Informationswerten (Abb. 7).

Tabelle 2: Übersicht über die maximalen Überschreitungen von Hochwasser-informationswerten in den nordrhein-westfälischen Flussgebieten im Juni 2021
GewässerPegel über int. Vor-warnstufePegel über Infowert 1Pegel über Infowert 2Pegel über Infowert 3Melde-pegel insgesamtAnteil Infowert 1 in %
Ems (inkl. Werse)

0

0

0

0

7

0 %

Erft

1

5

0

0

10

50 %

Issel

0

0

0

0

5

0 %

Lippe (inkl. Stever u. Alme)

0

0

0

0

13

0 %

Ruhr (inkl. Volme u. Lenne)

0

0

0

0

11

0 %

Rur

1

0

1

0

14

7 %

Sieg (inkl. Agger)

1

2

0

0

10

20 %

Vechte

0

0

0

0

5

0 %

Weserzuflüsse (inkl. Werre, Emmer)

0

0

0

0

7

0 %

Insgesamt

3

7

1

0

82

10 %

 

Talsperren

Der Juni 2021 hat mit regional unterschiedlichen, aber in der Fläche NRWs etwas überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen dazu beigetragen, dass bei teils sparsamer Bewirtschaftung der Talsperren die Füllstände nur wenig beansprucht wurden. Insbesondere zu Beginn und Ende des Monats führte die Witterungssituation zu einer Schonung der Wasservorräte, wenngleich die ausgeprägte Phase mit hohen Temperaturen in der Mitte des Monats recht schnell Zuschussbedarf in den Gewässern unterhalb der Anlagen generierte.

Da das langjährige jahreszeitliche Mittel der Füllstände in der Jahresmitte durch die einsetzende sommerliche Zehrung nun geringer wird, ist der saisonale Füllstand an vielen Speichern als überdurchschnittlich zu bewerten. In der summarischen Betrachtung sind die Füllstände der Talsperren in NRW immer noch bei etwa 87 % der Gesamtstauinhalte und somit etwa 10 Prozentpunkte höher als zur Jahresmitte 2020.

Einordnung und Ausblick

Der Juni 2021 war geprägt durch ausgeprägte Starkregenphasen, die teils zu Sturzfluten und Hochwässer in kleineren Gewässern führten. Der Boden konnte weiter Wasser aufnehmen, so dass die Trockenheit im Boden weiter abnahm und Dürreverhältnisse nur noch regional vorhanden sind. Weiterhin ist eine, wenn auch geringe, Grundwasserneubildung erkennbar. Wasserstände und Abflüsse in den Gewässern lagen im mittleren Bereich. Zahlreiche Starkregenereignisse führten in Gewässern in den Einzugsgebieten der Erft, Rur und Sieg zu Hochwässern oberhalb des Informationswertes 1. Die Talsperrenfüllstände sind meist saisonal überdurchschnittlich, so dass für die Bewirtschaftung bis zum Herbst in weiten Teilen von guten Voraussetzungen auszugehen ist.

Für den Juli werden insgesamt durchschnittliche Niederschläge prognostiziert, so dass zunächst von keiner außergewöhnlichen wasserwirtschaftlichen Situation auszugehen ist. Eine Abschätzung des mittelfristigen Witterungsverlaufes und einer damit verbundenen durchgreifenden Veränderung der wasserwirtschaftlichen Situation in Richtung einer langfristigen Normalisierung ist derzeit nicht möglich.

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.