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Hydrologischer Monatsbericht Januar 2021

05. Februar 2021

Zusammenfassung

Niederschlag:Der Januar 2021 mit einer mittleren Niederschlagssumme von 100 mm in NRW deutlich zu nass und ca. 35% über dem langjährigen Mittel von 1881 bis 2017. Nur ein Tag war niederschlagsfrei. In den Mittelgebirgen bildete sich eine geschlossene Schneedecke.
Boden: Während die oberen Bodenschichten vom Niederschlag profitierten, herrschen in den tieferen Bodenschichten weiterhin schwere bis extreme, teils außergewöhnliche Dürreverhältnissen (nach UFZ)
Grundwasser:Weiterhin auf niedrigem Niveau im gesamten Land. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände (72%) verharrt auf hohem Niveau.
Fließgewässer:Nach ruhigem Beginn baute sich ab dem zweiten Monatsdrittel eine ausgeprägte, langanhaltende, typische Hochwasserlage in vielen Teilen von NRW und dem Rhein auf, die auch zum Monatsende noch andauerte.
Talsperren:Beginn des winterlichen Aufstaus in den Talsperren, aber regional unterschiedlich. Füllstand der Talsperren in NRW zum Ende des Dezembers auf dem Niveau von Ende Januar 2019 (d.h. nach dem Trockenjahr 2018)
Ausblick:Die Aussichten für den Februar sind eher zu kalt und etwas zu trocken. Die Hochwasserperiode wird sich voraussichtlich schnell abschwächen. Winterliche Phasen werden sich einstellen. Eine Abschätzung des mittelfristigen Witterungsverlaufes und einer damit verbundenen Veränderung der wasserwirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht möglich.

Niederschläge

Der aktuelle Monat Januar 2021 war deutlich zu nass. Es fielen im Gebietsmittel in NRW mit 100 mm bzw. l/m² Regen bzw. Schnee. etwa 34% mehr Niederschlag als im langjährigen Januar-Mittel (1881-2017) für NRW von 74 mm. In den höheren Lagen baute sich eine geschlossene Schneedecke auf. Damit nimmt der Januar 2021 Rang 108 in den langjährigen Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes seit dem Jahr 1881 ein. Im gesamten Monat war nur ein Tag in ganz NRW niederschlagsfrei.

Auch dieser niederschlagsreiche Januar konnte noch nicht die insgesamt zu trockene Periode seit April 2020 ausgleichen. Diese 10 Monate gehören gemeinsam mit der gleichen Periode im Jahr 2018 zu den 10% niederschlagsärmsten Perioden April bis Januar seit 1881. Im Landesdurchschnitt reduzierte sich das Gesamtdefizit des Niederschlages seit April 2018 ein wenig von 356 mm zu Monatsbeginn auf 330 mm am Monatsende. Eine durchgreifende Entspannung, wie sie in den beiden Vorjahren im Winter eintrat, ist bisher nicht erkennbar.

Monats-
summen
 AprMaiJunJuliAugSepOktNovDezJanFebMrzJahr
  gemessen2018/1946,152,44725,542,541,331,223,3126,5104,341,2102683
2019/2029,462,745,842,85862,2101,482,283,447,9153,669,9839
2020/2120,518,375,053,461,850,884,331,170,299,5   571*
    Mittelwert1881-
2019
566475878267697280746060846
1961-
1990
627284827367627988775871875
1971-
2000
566882776874707889805774873
1981-
2010
557178817978758189866877918
Tabelle 1: Übersicht über die gemessenen Monatssummen der Niederschläge [mm bzw. l/m² in NRW seit April 2018 im Vergleich zu den mittleren Monatssummen verschiedener Referenzperioden, Jahresstart jeweils zum Beginn der Vegetationsperiode im April; Datenquelle DWD, LANUV; *vorläufiger Wert

Bodenfeuchte

Im Januar konnte der Oberboden insbesondere in den flacheren Landesteilen den Regen aufnehmen und zeigt nun einen jahreszeittypischen Zustand. In den höheren Landesteilen wird derzeit der Niederschlag noch in einer Schneedecke gespeichert und wir voraussichtlich zeitverzögert abschmelzen und in den Boden versickern. Da weiterhin in allen Landesteilen keine Durchsickerung in die tieferen Schichten erfolgt, verharrt das Wasserdefizit in den tieferen Bodenschichten auch im Januar auf hohem Niveau. Im ganzen Land sind Ende Januar schwere bis extreme, teils sogar außergewöhnliche Dürreverhältnisse (nach UFZ Dürremonitor) in den tieferen Bodenschichten vorhanden. Insgesamt ist das Bodenfeuchtedefizit und damit die Dürre auch zum Ende Dezember deutlich ausgeprägter als im Vorjahr. Flächendeckende extreme Verhältnisse wie Anfang 2019 sind derzeit noch nicht erkennbar.

Abschätzung des Bodenfeuchtezustands zum Monatswechsel Januar 2021 / Februar 2021

Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Grundwasser

Das Niveau der Grundwasserstände in NRW ist weiterhin niedrig. Zum Monatswechsel Dezember 2020/Januar 2021 befinden sich weiterhin über 90% der gemessenen Grundwasserstände unterhalb der langjährigen Vergleichswerte (Messstellen-Median) in diesem Zeitraum. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände (72%) erhöhte sich geringfügig gegenüber dem Vormonat (69%) und verbleibt auf hohem Niveau. Der Anteil neu gemessener minimaler Grundwasserstände erhöhte sich von 13% deutlich auf 25%.

Im Vergleich zum Vorjahr (Dezember 2019/Januar 2020) sanken  die Grundwasserstände nochmals in allen Regionen. Derzeit liegen ca. 82% der Grundwasserstände unterhalb der der Werte zum Jahreswechsel 2019/2020. Im Vergleich zur Situation vor dem ersten Dürrejahr (Dezember 2017/Januar2018) liegen fast alle (95%) der gemessenen Grundwasserstände niedriger.

Fließgewässer

Im ersten Drittel des Monats Januar bewegten sich die Wasserstände in NRW weitestgehend ohne größere Schwankungen im Bereich mittlerer Wasserstände oder darunter.

Aufgrund der anschließend einsetzenden, teils ergiebigen Niederschläge wiesen die Pegel seitdem fast flächendeckend eine deutlich zunehmende Tendenz auf. Durch die quasi im Wochenrhythmus auftretenden Niederschlagsereignisse, vor allem in den südlicheren Landesteilen, zeigen die Wasserstände im Januar eine charakteristische, dreigliedrige Wellenbewegung auf.

Die kräftigen Niederschläge zum Monatsende in Kombination mit hohen Schmelzwasseranteilen durch einsetzendes Tauwetter aus höheren Lagen verursachten vor allem in den südlichen Gewässern von NRW mit Mittelgebirgsanteilen ein kurzes Hochwasserereignis. Dieses führte vorwiegend in den Einzugsgebieten von Ruhr, Rur und Sieg zu einem – teilweise deutlichen – Anstieg einiger HW-Meldepegel über den Informationswert 1 (s.u. Tabelle 2). In diesen Regionen stiegen die Wasserstände zudem an manchen Pegeln über das Niveau eines statistisch mittleren Hochwassers (MHW) an (siehe Diagramm). Trotz der flächendecken Niederschläge ergibt sich für NRW insgesamt ein leicht differenziertes Bild. Weniger betroffen waren z.B. die Erft mit zwei Überschreitungen sowie die Lippe mit insgesamt einer Überschreitung des ersten Informationswertes. Die Wasserstände in den Gewässern weiter in Richtung Nord/Nord-Ost sind zwar ebenfalls kräftig angestiegen. Dort wurden jedoch vor allem wegen des fehlenden Schmelzwasseranteils keine Informationswerte überschritten. Zu Beginn des Monats Februar hat sich die Lage an den Landesgewässern weitestgehend entspannt.

Die Rheinwasserstände steigen seit der zweiten Januarhälfte kontinuierlich an und befinden sich derzeit auf einem hohen Niveau. An den Pegeln entlang des Niederrheins wurden zum Monatsende erste Hochwassermarken überschritten. Der Pegel Köln hat zum Monatsende die Höhe von 8m überschritten und steigt weiter an.

Die Wasserstände an der Weser und ihrer Zuflüsse sind im Laufe des Januars ebenfalls kontinuierlich angestiegen, haben jedoch keine Meldestufen überschritten und weisen an den meisten Pegeln eine stagnierende bzw. leicht fallende Tendenz auf.

Tabelle 2: Übersicht über die maximalen Überschreitungen von Hochwasserinformationswerten in den nordrhein-westfälischen Flussgebieten im Januar 2021
GewässerPegel über int. Vor-warnstufePegel über Infowert 1Pegel über Infowert 2Pegel über Infowert 3Melde-pegel insgesamtAnteil Infowert 1 in %
Ems (inkl. Werse)

0

0

0

0

7

0 %

Erft

2

2

0

0

10

20 %

Issel

0

0

0

0

5

0 %

Lippe (inkl. Stever u. Alme)

0

1

0

0

13

8 %

Ruhr (inkl. Volme u. Lenne)

0

6

0

0

11

55 %

Rur

3

6

1

0

14

50 %

Sieg (inkl. Agger)

0

9

0

0

10

90 %

Vechte

0

0

0

0

5

0 %

Weserzuflüsse (inkl. Werre, Emmer)

0

0

0

0

7

0 %

Insgesamt

5

25

1

0

85

31 %

Talsperren

Der Januar 2021 brachte insbesondere in der zweiten Monatshälfte erhebliche Niederschlagsmengen, die zu einer deutlich wahrnehmbaren Zunahme der Füllstände in den Talsperren führten. Regionale Unterschiede sind dabei aber weiterhin vorhanden, während in der Eifel bereits Füllstände bis an die freizuhaltenden Hochwasserschutzräume gegeben sind, haben die Talsperren der Nordgruppe des Ruhrverbands noch weiteren Bedarf. In der summarischen Betrachtung sind die Füllstände der Talsperren in NRW nun ungefähr auf dem Niveau von Ende Januar 2019, das heißt nach dem Trockenjahr 2018. Somit hat der Januar in der Füllstandsentwicklung die beiden trockenen Monate Nov. und Dez. 2020 noch nicht ausgeglichen.

Die Niederschlagsmengen im Januar und auch die zeitliche Verteilung ermöglichten eine Abflussbildung mit einer eher guten Aufnahme in die Oberböden, so dass für den Februar mit nicht so schnell abklingenden Abflüssen in den Zuflüssen zu den Talsperren zu rechnen ist, wie dies noch in den vergangenen Monaten war. Die Bodenfeuchte zeigt aber in den östlichen Landesteilen auch in den oberen Bodenschichten noch Defizite. Somit sind zumindest für den östlichen Teil NRWs weiterhin überdurchschnittliche Niederschlagsmengen erforderlich, um gute Voraussetzungen für eine Talsperrenbewirtschaftung im kommenden Sommer zu schaffen.

Einordnung und Ausblick

Der Januar 2021 war niederschlagsreich und winterlich. Eine Schneedecke in den Mittelgebirgen konnte aufgebaut werden. Bei steigenden Temperaturen führte deren Abschmelzen gemeinsam mit anhaltenden Niederschlägen zu einer landesweiten Hochwasserlage ohne extreme Wasserstände und Überflutungen.

Die Aussichten für den Februar sind eher zu kalt und etwas zu trocken. Die Hochwasserperiode wird sich voraussichtlich schnell abschwächen. Winterliche Phasen werden voraussichtlich sich einstellen. Eine Abschätzung des mittelfristigen Witterungsverlaufes und einer damit verbundenen Veränderung der wasserwirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht möglich.

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.