Hydrologischer Status NRW
31. Oktober 2022
Niederschlag
Dem regenreichen September folgt ein viel zu trockener Oktober
- Im September 2022 sind in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Durchschnitt 111 mm Niederschlag gefallen, im Oktober nur 35,9 mm Niederschlag gefallen. Das sind im September 65 % mehr und im Oktober 48 % weniger als im langjährigen Mittel (Sept. 68 mm, Okt. 70 mm). Das langjährige Mittel ergibt sich aus den Daten der Jahre 1881 bis 2017.
- Damit gehört der September 2022 (111 mm) in Nordrhein-Westfalen zu den 10 % der niederschlagsreichsten September, der Oktober zu den 20 % der niederschlagsärmsten Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881.
- Insgesamt fielen bisher in der Vegetationsperiode 2022 seit April 370 mm Niederschlag. Dabei war nur April und September feuchter als in ihren langjährigen Monatsmitteln der Periode 1881 bis 2017.
- Das Gesamtdefizit der bisherigen sieben Vegetationsmonate des Jahres 2022 beläuft sich derzeit auf ca. -130 mm im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der Jahre 1881 bis 2017. Dies entspricht einer relativen Abweichung von etwa -26 % gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten.
Die relativen Abweichungen der letzten Jahre betrugen zum Vergleich:- April – August 2018 -43 %
- April – August 2019 -20 %
- April – August 2020 -26 %
- April – August 2021 +4 %
- April – August 2022 -26 %
Übersicht über die Niederschläge im Jahr 2022 seit Beginn der Vegetationsperiode im April (Datenquellen: DWD, LANUV)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich, rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt
April | Mai | Juni | Juli | Aug. | Sept. | Okt. | Nov. | Dez. | Jan. | Feb. | März | Jahr | ||
2022 | mm | 63,1 | 47,2 | 56,8 | 38,2 | 17,6 | 111,4 | 35,9 | ||||||
summiert | mm | 63,1 | 110,3 | 167,1 | 205,3 | 222,9 | 334,3 | 370,2 | ||||||
Mittel 1881-2017 | mm | 55,1 | 63,5 | 75,0 | 87,5 | 81,9 | 67,5 | 69,6 | 72,4 | 79,6 | 74,5 | 60,8 | 60,4 | 847,9 |
summiert | mm | 55,1 | 118,7 | 193,7 | 281,1 | 363,0 | 430,5 | 500,1 | 572,5 | 652,1 | 726,6 | 787,4 | 847,9 | - |
Überschuss / Defizit pro Monat | mm % | +8,0 +15% | -16,3 -26% | -18,2 -24% | -49,3 -56% | -64,3 -78% | +43,9 +65% | -33,7 -48% | ||||||
Überschuss / Defizit seit April | mm % | +8,0 +15% | -8,4 -7% | -26,6 -14% | -75,8 -27% | -140,1 -39% | -96,2 -22% | -129,9 -26% |
Boden
Der Boden ist trotz der Niederschläge im September landesweit weiterhin bis in größere Tiefen zu trocken, in den nord-östlichen Landesteilen teilweise deutlich zu trocken.
- Bedingt durch den nassen September hat sich der Bodenwasserhaushalt zwar verbessert, ist aber noch nicht ausgeglichen. Extreme Defizite wie Ende Oktober 2018 sind aktuell noch im Nordosten zu erkennen.
- Die drei Grafiken zeigen den Dürrezustand des Gesamtbodens bis in eine Tiefe von 1,80 m des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).
Bodenschicht bis ca. 1,8 m Tiefe: Bodenfeuchte von gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre
Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im gleichen Zeitraum seit 1951 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, < 5 % aller Jahre = extreme Dürre, < 2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Er trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.
Grundwasser
Landesweit tiefe bis absolute Minimal-Grundwasserstände (GW-Stände) im Oktober. Rund 4/5 der Grundwassermessstellen (GWM) weisen signifikant zu niedrige GW-Stände auf (Stand: 31.10.22).
- Die deutlich überdurchschnittlichen Niederschläge im September führten im Oktober zu einem leichten relativen Anstieg der Grundwasserstände. Der Anteil der GWM mit signifikant unterdurchschnittlichen GW-Ständen ist im Oktober gegenüber September leicht gefallen.
- An insgesamt 71 % der Grundwassermessstellen wurden im Oktober, im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen für diesen Monat, deutlich niedrigere Grundwasserstände beobachtet (Vormonat: 81 %). 22 % der Grundwassermessstellen zeigen ein absolutes Minimum für den Monat Oktober (Vormonat: 30 %). An 23 % war der Grundwasserstand sehr niedrig (Vormonat: 27 %), an weiteren 26 % immer noch deutlich zu niedrig (Vormonat: 24 %).
- Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände ist weiterhin gering (6 % im Mai, 5 % im Juni, 2 % im Juli, jeweils 1% im August und September sowie 3 % im Oktober).
- Der Anteil der niedrigen bis sehr niedrigen GW-Stände ist im Oktober 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher.
- Beim Vergleich zu 2016 wurden im Oktober 2022 nur an 15 % der Grundwassermessstellen höhere GW-Stände als 2016 gemessen. Hier zeigen sich die Auswirkungen der deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten in den Jahren 2017, 2018 und 2019. In den Jahren 2020 und 2021 war zwar ein leichter Anstieg der Grundwasserneubildung erkennbar, jedoch lagen auch diese Werte unterhalb der langjährigen Mittelwerte über die gesamte Messdauer der jeweiligen Messstelle, wodurch keine nachhaltige Auffüllung der Grundwasserspeicher erfolgen konnte.
Hinweis: Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser.
Fließgewässer
Die Fließgewässer in NRW in zeigen Ende Oktober jahreszeittypische niedrige Wasserstände
- Die ausgeprägte Niedrigwassersituation Anfang September entspannte sich aufgrund der Niederschläge im September.
- Im Oktober sanken die Wasserstände aufgrund der fehlenden Niederschläge wieder ab.
Der Anteil der Pegel des LANUV mit niedrigeren Wasserständen als in der gesamten Trockenperiode 2018-2020 nahm im August um 10 % von fast 20 % zu Monatsanfang auf 30 % Ende August 2022 zu.
- Rhein: Im September erholte sich der Rhein von der sommerlichen Niedrigwasserphase. In den nächsten Wochen wird nur ein geringfügiger Anstieg der Wasserstände prognostiziert.
- (Quellen: 14-Tage- und 6-Wochen-Vorhersagen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes vom 9. bzw. 7.11.2022
https://www.elwis.de/DE/Service/Wasserstaende/14-Tage-Vorhersage-Rhein/14-Tage-Vorhersage-Rhein-node.html
https://www.elwis.de/DE/Service/Wasserstaende/6-Wochen-Vorhersage-Rhein-Elbe/6-Wochen-Vorhersage-Rhein-Elbe-node.html).
- (Quellen: 14-Tage- und 6-Wochen-Vorhersagen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes vom 9. bzw. 7.11.2022
- Weser: Weiterhin deutliche Niedrigwassersituation mit Wasserständen unterhalb des langjährigen mittleren Niedrigwassers (MNW) auf der gesamten Gewässerstrecke in NRW, Pegel Porta 115 cm (31.10.2022 MNW 125 cm).
Talsperren
Talsperrenfüllstände der großen Talsperrensysteme in NRW zum 31.10.2022 (Quellen Web-Seiten der Betreiber, LANUV)
(Werte zu Beginn September 2022 Klammern)
- Ruhrverband: Füllstand ca. 69 % (69 %), Tendenz leicht fallend.
- Wasserverband Eifel-Rur: Füllstand ca. 54 % (59 %), Tendenz leicht fallend.
- Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 59 % (66 %), Tendenz leicht fallend.
- Wupperverband: Füllstand ca. 64 % (69 %). Tendenz leicht fallend.
Die Füllgrade der Talsperren haben über den Sommer noch von überwiegend ergiebigen Niederschlägen zu Jahresbeginn profitiert. Jahreszeittypisch sanken die Füllstände der bis dahin teilweise überdurchschnittlich (d.h. im Vergleich zum langjährigen Mittel) gut gefüllten Talsperren in den Sommermonaten. Im September stabilisierten sich die Füllstände aufgrund der hohen Niederschläge. Im Oktober waren aufgrund ausreichender natürlicher Zuflüsse in die Gewässersysteme weiterhin keine wesentlich größeren Zuschüsse als die Zuflüsse in die Talsperrensysteme erforderlich. Die Entwicklung verläuft aktuell stabil. Wann und in welchem Umfang ein winterlicher Aufstau erfolgen wird, ist derzeit noch nicht einzuschätzen und vom Witterungsverlauf der der nächsten Zeit abhängig.
- Weitere Informationen und Links zu den Daten der Talsperrenbetreiber:
https://www.agw-nw.de/agw/aktuelles
Ausblick
4-Wochen-Trendprognose (7.11. bis 4.12.2022) des Deutschen Wetterdienstes von Fr. 4.11.2022
- In den nächsten Wochen wechselhaft bei zunehmender Unsicherheit der Prognose.
- Zunächst zu warm, für die Wochen drei und vier noch keine belastbare Prognose möglich.
Datenquellen
- Deutscher Wetterdienst
- UFZ-Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
- Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- Wasserverbände NRW
- LANUV NRW
Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.
Weiterführende Daten und Informationen des LANUV:
- Hydrologische Echtzeit-Daten im hydrologischen Informationssystem HYGON des LANUV:
- Hochwasserinformationen und Lageberichte bei Hochwassergefahr
- ELWAS-Web (Elektronisches wasserwirtschaftliches Verbundsystem der Wasserwirtschaftsverwaltung NRW) mit umfassenden geprüften Fachdaten zu den Fachthemen Abwasser, Grundwasser, Oberflächengewässer, Trinkwasser und zur Wasserrahmenrichtlinie
- Fachinformationssystem Klimaanpassung (nrw.de) mit Daten des UFZ-Dürremonitors sowie weiteren Fachdaten zum Handlungsfeld Dürre