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Hydrologischer Status NRW zum 31.12.2023

08. Januar 2024

Niederschlag

Deutlich überdurchschnittlicher Niederschlag im Dezember im Vergleich zum langjährigen Mittel.

  • Im Dezember 2023 sind in NRW im Gebietsmittel rd. 161 mm Niederschlag gefallen. 
  • Der Summenwert für NRW liegt deutlich oberhalb des langjährigen Mittelwerts für einen Dezember (1881-heute, rd. 80 mm) und seit 1881 waren die Dezemberniederschläge nur in drei Jahren (1965, 1966, 1993) höher als in diesem Jahr.
  • In den letzten 12 Monaten sind in der Summe rd. 1.204 mm Niederschlag gefallen, wodurch sich im Vergleich zum langjährigen Mittel ein Gesamtüberschuss von rd. +357 mm für diesen Zeitraum ergibt. Dies entspricht einer relativen Abweichung von rd. +42 % gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten. 
  • Damit war das Jahr 2023 das nasseste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
  • Die relativen Abweichungen der letzten Jahre für den identischen Zeitraum betrugen zum Vergleich:
    • Januar 2018 – Dezember 2018       -27 %
    • Januar 2019 – Dezember 2019      -3,7 %
    • Januar 2020 – Dezember 2020     -12,4 %
    • Januar 2021 – Dezember 2021      -0,7 %
    • Januar 2022 – Dezember 2022     -15,4 %
    • Januar 2023 – Dezember 2023  +42,2 %

Durch den aktuellen Niederschlagsüberschuss konnten demnach zumindest rein numerisch das entstandene Defizit seit 2019 ausgeglichen werden. Für den Ausgleich des im Jahr 2018 entstandenen Defizits ist ein weiteres sehr nasses Jahr erforderlich. 

Übersicht über die Niederschläge der letzten 12 Monate (Datenquellen: DWD, LANUV; Stand: 05.01.24)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich,  rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt

  

Jan. 23

Feb. 23

März 23

April 23

Mai
23

Juni
23

Juli
23

Aug.
23

Sep.
23

Okt.
23

Nov. 23

Dez. 23

monatl. Niederschlag

mm

103,0

51,3

117,5

63,3

65,2

61,9

115,6

138,0

68,1

119,1

139,8

160,7

summiert

mm

103,0

154,3

271,8

335,1

400,3

462,2

577,8

715,8

783,9

903,0

1042,8

1203,5

Mittel 1881-heute

mm

74,7

60,8

60,8

55,2

63,6

74,6

86,6

81,2

67,2

69,7

72,0

80,4

summiert

mm

74,7

135,4

196,2

251,4

315,0

389,5

476,1

557,3

424,6

694,2

766,3

846,6

Überschuss / Defizit pro Monat

mm

%

+28,3

+38,0

-9,5

-15,6

+56,7

+93,2

+8,1

+14,7

+1,6

+2,6

-12,7

-17,0

+29,0

+33,5

+56,8

+70,0

+0,9

+1,3

+49,4

+71,0

+67,8

+94,1

+80,3

+99,9

Überschuss / Defizit seit Anfang Januar 2023

mm

%

+28,3

+38,0

+18,9

+13,9

+75,6

+38,5

+83,7

+33,3

+85,3

+27,1

+72,7

+18,7

+101,7

+21,4

+158,5

+28,4

+159,3

+25,5

+208,8

+30,1

+276,5

+36,1

+356,9

+42,2

Boden

Die Böden in NRW sind vollständig gesättigt bzw. übersättigt.

  • Verglichen mit den langjährigen Bodenfeuchtegehalten für diese Jahreszeit weisen die Böden in NRW (Gesamtboden bis 1,8 m Tiefe) nach den überdurchschnittlichen Niederschlägen der letzten Monate nahezu keine Dürreerscheinungen mehr auf.
  • In fast ganz NRW ist der Boden in den oberen Bodenschichten vollständig gesättigt (nFK bei rd. 100 %), bzw. übersättigt (nFK > 100 %), d.h. das überschüssige Wasser, welches der Boden nicht mehr speichern kann, versickert in tiefere Bodenschichten bzw. fließt als Oberflächenabfluss in die Gewässer (siehe jeweils Grafik "Pflanzenverfügbares Wasser"). 
  • Die folgenden Grafiken zeigen die aktuelle Bodenfeuchte eingeordnet anhand des Bodenfeuchteindex (SMI) für den Gesamtboden und den Oberboden sowie das Pflanzenverfügbare Wasser beschrieben mittels der nutzbaren Feldkapazität des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).

Dürrezustand: Bodenfeuchte von weiß= keine bis leichte Trockenheit, gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre" und "Pflanzenverfügbares Wasser: nutzbare Feldkapazität (nFK) von rot = Welkepunkt über gelb = Trockenstress bis dunkelblau = vollständige Sättigung bis Übersättigung

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im Vergleichszeitraum 1951-2015 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, < 5 % aller Jahre = extreme Dürre, < 2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Der UFZ-Dürremonitor trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Im Dezember 2023 weisen über die Hälfte der Grundwassermessstellen hohe bis absolute Maximal-Grundwasserstände auf.

Die sehr hohen Niederschlagsummen der vergangenen Monate haben zu einem deutlichen Anstieg der Grundwasserstände (GW-Stände) geführt. Die aktuellen GW-Stände im Dezember lassen sich, im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen für diesen Monat, wie folgt einordnen: 

  • Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände (inkl. abs. Maxima) liegt bei rd. 58 % und hat im Vergleich zum Vormonat (rd. 40 %) nochmals deutlich zugenommen. Davon weisen rd. 26 % der Grundwassermessstellen (GWM) ein absolutes Maximum auf (Vormonat: 15 %).
  • Der Anteil der GWM mit sehr niedrigen bis niedrigen GW-Ständen (inkl. abs. Minima), hat mit rd. 9 % nochmals abgenommen (Vormonat: 12 %).
  • Der Anteil der GWM mit mittleren GW-Ständen (rd. 33 %) hat ebenfalls deutlich abgenommen (Vormonat: 49 %). 
  • Im Vergleich zum Vorjahr (Dezember 2022) sind in rd. 93% der GWM höhere GW-Stände gemessen worden.
  • Im Vergleich zum November 2016 wurden im Dezember 2023 an rd. 84 % der GWM höhere GW-Stände gemessen und die Defizite der letzten Jahre weiter ausgeglichen. 

Hinweis: Im Zuge der Auswertung der Grundwasserstände wurden für jede Grundwassermessstelle die aktuellen Messwerte des Auswertemonats mit allen für die Messtelle zur Verfügung stehenden Messungen im Auswertemonat verglichen und klassifiziert. Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

Fließgewässer

Landesweite, lang anhaltende Hochwasserlage in den Gewässern NRW´s.

  • Aufgrund der hohen Bodensättigung in Verbindung mit lang anhaltenden und ergiebigen Niederschlägen wurden im Dezember 2023 zwei Hochwasserlagen beobachtet. Neben einer kleinen Hochwasserlage im Bereich der Einzugsgebiete Ems, Lippe, Niers- und Schwalm, Rheingraben-Nord, Ruhr und Sieg, bei der jeweils der niedrigste Informationswert 1 (kleines Hochwasser) vereinzelt überschritten wurde, begann am 21.12.23 eine fast flächendeckende Hochwasserlage. 
  • Dabei waren von 17 Einzugsgebieten in NRW 13 Einzugsgebiete betroffen, d.h. es wurden Informationswerte an den hochwasserelevanten Pegeln überschritten. 
  • In vielen der betroffenen Einzugsgebiete wurden Überschreitungen des Informationswertes 2 beobachtet (mittleres Hochwasser).
  • In vier Einzugsgebieten (Niers, Ems, Lippe, Weser) wurde sogar der höchste Informationswert 3 (großes Hochwasser) überschritten. 
  • Im Rahmen der hydrologischen Lageberichtserstattung wurden seitens des LANUV NRW vom 21.12.2023 bis 11.01.2024 40 hydrologische Lageberichte veröffentlicht (Stand:10.01.2024).
  • Die folgende Grafik zeigt beispielhaft die räumliche Verteilung der Pegel in NRW im Hinblick auf Informationswertüberschreitungen. Demnach wurden am 26.12.23 an rd. 2/3 der hochwasserrelvanten Pegel in NRW Informationsswerte überschritten. 

Hochwassersituation in NRW (Stand: 26.12.23)

Talsperren

Die Talsperrenfüllstände befinden sich unter Berücksichtigung der Jahreszeit weiterhin auf einem hohem Niveau.

  • Ruhr-Talsperren: Füllstand ca. 87 %, Tendenz aktuell fallend.
  • Rur-Talsperren: Füllstand ca. 68 %, Tendenz aktuell fallend.
  • Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 89 %, Tendenz aktuell gleichbleibend.
  • Wupper-Talsperren: Füllstand ca. 80 %, Tendenz aktuell gleichbleibend. 

Aufgrund des überdurchschnittlich nassen Wasserwirtschaftsjahres 2023 und der sehr nassen Monate November und Dezember 2023 liegen die Talsperrenfüllstände unter Berücksichtigung der Jahreszeit auch zu Beginn des Wasserwirtschaftsjahres 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau.

Im Rahmen der Hochwasserlage vom 21.12.23 bis 11.01.24 sind die Stauinhalte der Talsperren in NRW zeitweise deutlich angestiegen. Bei 15 Talsperren in der Eifel, dem Sauerland, Bergischen Land und Ostwestfalen-Lippe ist nach Erreichen des Vollstaus die Hochwasserentlastungsanlage zumindest zeitweise planmäßig betriebsbedingt angesprungen. Durch die Inanspruchnahme genehmigter Hochwasserrückhalteräume sowie darüber hinaus zur Verfügung stehender, betriebsbedingter Stauräume konnten landesweit Abflussspitzen in den aufnehmenden Gewässern gedämpft werden. Darüber hinaus hat das vorausschauende Absenken und Vorentlasten der Talsperrenbetreiber diese Wirkung verstärkt. Aktuell finden noch an vereinzelten Talsperren Entlastungen in Form erhöhter Abgaben statt, ansonsten befinden sich die Talsperren im Wesentlichen wieder im Normalbetrieb.

Ausblick

Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes vom 08.01.2024 für den Zeitraum 08.01. bis 04.02.2024

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.

Weiterführende Daten und Informationen des LANUV: