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Hydrologischer Status NRW

31. August 2022

Niederschlag

Zweit-trockenster August seit Beginn der Aufzeichnungen, Niederschlagsdefizit nimmt weiter zu

  • Im August 2022 sind in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Durchschnitt nur 17,6 mm Niederschlag gefallen. Das sind 78 % weniger als im langjährigen Mittel von 82 mm. Das langjährige Mittel ergibt sich aus den Daten der Jahre 1881 bis 2017.
  • Damit ist der August 2022 (17,6 mm) in Nordrhein-Westfalen nach dem August 1899 (17,4 mm) der zweit-trockenste August seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881.
  • Insgesamt fielen bisher in der Vegetationsperiode 2022 seit April 223 mm Niederschlag. Dabei war nur der April feuchter als in seinem langjährigen Monatsmittel der Periode 1881 bis 2017.
  • Das Gesamtdefizit der bisherigen fünf Vegetationsmonate des Jahres 2022 wächst damit auf ca. -140 mm im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der Jahre 1881 bis 2017. Dies entspricht einer relativen Abweichung von etwa -39 % gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten.
    Die relativen Abweichungen der letzten Jahre betrugen zum Vergleich:
    • April – August 2018    -41 %
    • April – August 2019    -34 %
    • April – August 2020    -35 %
    • April – August 2021   +18 %
    • April – August 2022  -39 %

  •  

Übersicht über die Niederschläge im Jahr 2022 seit Beginn der Vegetationsperiode im April (Datenquellen: DWD, LANUV)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich,  rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt

  

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

Jan.

Feb.

März

Jahr

2022

mm

63,1

47,2

56,8

38,2

17,6

        

summiert

mm

63,1

110,3

167,1

205,3

222,9

        

Mittel 1881-2017

mm

55,1

63,5

75,0

87,5

81,9

67,5

69,6

72,4

79,6

74,5

60,8

60,4

847,9

summiert

mm

55,1

118,7

193,7

281,1

363,0

430,5

500,1

572,5

652,1

726,6

787,4

847,9

-

Überschuss / Defizit pro Monat

mm

%

+8,0

+15%

-16,3

-26%

-18,2

-24%

-49,3

-56%

-64,3

-78%

        

Überschuss / Defizit seit April

mm

%

+8,0

+15%

-8,4

-7%

-26,6

-14%

-75,8

-27%

-140,1

-39%

        

Boden

Der Boden ist aufgrund der geringen Niederschläge landesweit auch bis in größere Tiefe zu trocken, in weiten Teilen deutlich zu trocken.

  • In den letzten Wochen nahm die Bodenfeuchte in allen Landesteilen vor allem in den tieferen Bodenschichten weiter ab.
  • Der Zustand nähert sich dem Zustand 2018 an.
  • In weiten Landesteilen ist derzeit kein pflanzenverfügbares Wasser mehr in der oberen Bodenschicht vorhanden
  • Die drei Grafiken zeigen den Dürrezustand des Gesamtbodens bis in eine Tiefe von 1,80 m des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).

Bodenschicht bis ca. 1,8 m Tiefe: Bodenfeuchte von gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im gleichen Zeitraum seit 1951 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, <   5 % aller Jahre = extreme Dürre, <   2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Er trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Landesweit absinkende Grundwasserstände (GW-Stände) im August. Rund 3/4 der Grundwassermessstellen weisen signifikant zu niedrige GW-Stände auf (Stand: 23.8.22).

  • An insgesamt 73 % der Grundwassermessstellen wurden im August für diesen Monat im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen deutlich niedrigere Grundwasserstände beobachtet als im langjährigen Monatsdurchschnitt (Vormonat: 69%). 21 % der Grundwassermessstellen zeigen ein absolutes Minimum für den Monat August (Vormonat: 23 %). An 22 % war der Grundwasserstand sehr niedrig (Vormonat: 18 %), an weiteren 30 % immer noch deutlich zu niedrig (Vormonat: 28 %).
  • Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände ist weiterhin niedrig (6 % im Mai, 5 % im Juni, 2 % im Juli und 1% Ende August). 
  • Der Anteil der niedrigen bis sehr niedrigen GW-Stände ist im August 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher. 
  • Noch deutlicher fällt das Grundwasserdefizit beim Vergleich zum August 2016 aus. Im August 2022 wurden nur an 3 % der Grundwassermessstellen höhere GW-Stände als 2016 gemessen. Hier zeigen sich die Auswirkungen der deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten in den Jahren 2017, 2018 und 2019. In den Jahren 2020 und 2021 war zwar ein leichter Anstieg der Grundwasserneubildung erkennbar, jedoch lagen auch diese Werte unterhalb der langjährigen Mittelwerte über die gesamte Messdauer der jeweiligen Messstelle, wodurch keine nachhaltige Auffüllung der Grundwasserspeicher erfolgen konnte. 
  • Die langanhaltende Trockenheit einhergehend mit reduzierten Sickerwasserraten, insbesondere der vergangenen vier Monate, und eine daraus resultierende verringerte Grundwasserneubildung führen damit zu einer veränderten Tiefenlage der oberflächennahen Grundwasserleiter. Dies wirkt sich nachfolgend auch auf die grundwasserabhängigen Fließgewässer aus, deren grundwasserbürtiger Abfluss deutlich reduziert ist. (Bsp. Ems)

Hinweis: Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

Fließgewässer

Die Fließgewässer zeigen in fast ganz NRW eine deutlich ausgeprägte, teilweise extreme Niedrigwassersituation.

  • Die Situation in den Fließgewässern verschärft sich weiter und ist derzeit ausgeprägter als im August des Trockenjahres 2018.
  • Der Anteil der Pegel des LANUV mit niedrigeren Wasserständen als in der gesamten Trockenperiode 2018-2020 nahm im August um 10 % von fast 20 % zu Monatsanfang auf 30 % Ende August 2022 zu.

  • Rhein: Die niedrigsten Pegelstände am Rhein wurden Mitte August mit 72 cm am Pegel Köln (2018: 69 cm), 32 cm am Pegel Düsseldorf (2018: 23 cm) und 152 cm am Pegel Duisburg-Ruhrort (2018: 153 cm) erreicht. Anschließend deutlicher Anstieg aufgrund von Regenfällen in Süddeutschland und der Schweiz. Derzeit (31.8.2022) beträgt der Wasserstand 222 cm und ist langsam fallend. Anschließend wird Verharren im mittleren Niedrigwasserbereich erwartet und ein leichter Wiederanstieg in der zweiten Septemberhälfte in den oberen Niedrigwasserbereich vorhergesagt
  • Weser: Pegel Porta 93 cm (31.8.22), Am 10.8.22 wurde die Abflussstützung in der Weser durch Wasserabgabe aus der Edertalsperre eingestellt. Dies führte zur einem schnellen Rückgang des Wasserstandes der Weser. Hydrologische Vorhersage zum Wiederanstieg nicht möglich, da der Wasserstand stark durch die Talsperrenabgaben beeinflusst wird.

Talsperren

Talsperrenfüllstände der großen Talsperrensysteme in NRW zum 24.8.2022 (Quellen Web-Seiten der Betreiber, LANUV)
(Werte des Vormonats in Klammern)

  • Ruhrverband: Füllstand ca. 69 % (72 %), Tendenz fallend.
  • Wasserverband Eifel-Rur: Füllstand ca. 59 % (60 %), Tendenz fallend.
  • Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 69 % (66 %), Tendenz fallend.
  • Wupperverband: Füllstand ca. 69 % (68 %). Tendenz fallend.

Die Füllgrade der Talsperren profitieren noch von überwiegend ergiebigen Niederschlägen zu Jahresbeginn, zudem war das Frühjahr nicht übermäßig trocken. Seit Juni sinken die Füllstände der bis dahin teilweise überdurchschnittlich (d.h. im Vergleich zum langjährigen Mittel) gut gefüllten Talsperren. Im August geben die meisten Talsperren aufgrund der Zuschusspflicht weiterhin deutlich mehr Wasser ab, als zufließt - dies ist grundsätzlich jahreszeitlich typisch. Die Entwicklung verläuft aktuell ähnlich wie die Füllstandsabnahmen der Jahre 2019 und 2020.  Eine Trendumkehr ist aktuell nicht absehbar.

Ausblick

4-Wochen-Trendprognose (5.9. bis 2.10.09.2022) des Deutschen Wetterdienstes von Fr. 2.9.2022

  • In den nächsten beiden Wochen wahrscheinlich zu nass, anschließend wieder trockener bei zunehmender Unsicherheit der Prognose.
  • weiterhin zu warm

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.

Weiterführende Daten und Informationen des LANUV: