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Hydrologischer Status NRW 18. Juli 2022

18. Juli 2022

Niederschlag

Der Niederschlag ist weiterhin in der Vegetationsperiode seit April 2022 zu gering

  • Im Juni 2022 fielen in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Durchschnitt 56,8 mm Niederschlag. Das sind 24 % weniger als im langjährigen Mittel von 75,0 mm. Das langjährige Mittel ergibt sich aus den Daten der Jahre 1871 bis 2017.
  • Insgesamt fielen bisher in der Vegetationsperiode 2022 seit April 167,1 mm Niederschlag. Dabei war nur der April feuchter als in seinem langjährigen Monatsmittel. Das Gesamt-Defizit der bisherigen drei Vegetationsmonate beträgt -26,6 mm. Damit fehlen etwa 14% des üblichen Niederschlags.
  • Vergleich zu den Vorjahren:
    April – Juni 2018    -25 %
    April – Juni 2019    -21 %
    April – Juni 2020    -13 %
    April – Juni 2021    -11 %

 

Übersicht über die Niederschläge im Jahr 2022 seit Beginn der Vegetationsperiode im April (Datenquellen: DWD, LANUV)

  

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

Jan.

Feb.

März

Jahr

2022

mm

63,1

47,2

56,8

          

summiert

mm

63,1

110,3

167,1

          

Mittel 1881-2017

mm

55,1

63,5

75,0

87,5

81,9

67,5

69,6

72,4

79,6

74,5

60,8

60,4

847,9

summiert

mm

55,1

118,7

193,7

          

Überschuss / Defizit

mm

%

+8,0

+15%

-16,3

-26%

-18,2

-24%

          

seit April

mm

%

+8,0

+15%

-8,4

-7%

-26,6

-14%

          

Boden

Der Boden ist aufgrund der niedrigen Niederschläge landesweit auch bis in größere Tiefe zu trocken, regional deutlich zu trocken.

  • Die Situation ist vergleichbar mit 2019 und 2020. In 2018 und 2021 war die Bodenfeuchte zum aktuellen Zeitpunkt deutlich höher.
  • Verglichen mit dem Jahr 2020 liegen die besonders betroffenen Regionen dieses Jahr im Norden und Osten Nordrhein-Westfalens, während 2020 vor allem das Rheinland und die Mittelgebirge im Süden deutlich zu trocken waren und 2019 die nördlichen Landesteile.
  • Die beiden Grafiken zeigen den Dürrezustand des Gesamtbodens bis in eine Tiefe von 1,80 m des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937) für den 13. Juli 2022 sowie zum Vergleich den 1. August 2020.

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im gleichen Zeitraum seit 1951 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, <   5 % aller Jahre = extreme Dürre, <   2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Er trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Landesweit Rückgang der Grundwasserneubildung und damit absinkende Grundwasserstände (GW). Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände liegt bei knapp 50 %.

  • An 49 % der Grundwassermessstellen sind niedrige bis sehr niedrige GW-Stände zu beobachten (Vormonat: 37%).
  • 10 % zeigen ein absolutes Minimum (Vormonat: 5 %).
  • Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände ist gleichbleibend niedrig (6 % im Mai, 5 % im Juni).
  • Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der niedrigen bis sehr niedrigen GW-Stände aufgrund der zu trockenen Monate Mai und Juni im Juni 2022 deutlich höher.
  • Noch deutlicher fällt das Grundwasserdefizit beim Vergleich zum Juni 2016 aus. Im Juni 2022 wurden nur an 10 % der Grundwassermessstellen höhere GW-Stände als 2016 gemessen. Hier zeigen sich die Auswirkungen der deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten in den Jahren 2017, 2018 und 2019. In den Jahren 2020 und 2021 war zwar ein leichter Anstieg der Grundwasserneubildung erkennbar, jedoch lagen auch diese Werte unterhalb der langjährigen Mittelwerte über die gesamte Messdauer der jeweiligen Messstelle, wodurch keine nachhaltige Auffüllung der Grundwasserspeicher erfolgen konnte. 

    Hinweis: Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

    Fließgewässer

    Die Fließgewässer zeigen in fast ganz NRW eine deutlich ausgeprägte Niedrigwassersituation.

    • Die Niedrigwassersituation in den Gewässern Nordrhein-Westfalens ist teilweise durch Talsperrenbewirtschaftung beeinflusst
    • Rhein: Pegel Köln 135 cm, Tendenz fallend, Unterschreiten des mittleren Niedrigwassers für die nächsten 6 Wochen wahrscheinlich, Unterschreiten des 10-jährlichen Niedrigwassers nicht auszuschließen (Quelle 6-Wochen-Vorhersage der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes https://www.elwis.de/DE/Service/Wasserstaende/6-Wochen-Vorhersage-Rhein-Elbe/6-Wochen-Vorhersage-Rhein-Elbe-node.html). Weser: Pegel Porta 130 cm, Tendenz fallend, mittlerer niedrigster Wasserstand 125 cm. Hydrologische Vorhersage nicht möglich, da der Wasserstand durch Talsperrenabgaben gestützt ist.

      Talsperren

      Talsperrenfüllstände der großen Talsperrensysteme in NRW zum 15.7.2022 (Quellen Web-Seiten der Betreiber)

      • Ruhrverband: Füllstand ca. 83,2%, Tendenz fallend.
      • Wasserverband Eifel-Rur: Füllstand ca. 68%, Tendenz fallend.
      • Aggerverband: Füllstand ca. 70%, Tendenz fallend.
      • Wupperverband: Füllstand ca. 77%. Tendenz fallend.

      Die Füllgrade der Talsperren profitieren von überwiegend ergiebigen Niederschlägen im Januar und im Februar dieses Jahres, zudem war das Frühjahr nicht übermäßig trocken. Seit Juni sinken die Füllstände der bis dahin teilweise überdurchschnittlich (d.h. im Vergleich zum langjährigen Mittel) gut gefüllten Talsperren. Derzeit geben die meisten Talsperren jedoch deutlich mehr Wasser ab, als zufließt. Dies ist jahreszeitlich bedingt. Eine Trendumkehr ist aktuell nicht absehbar

      Ausblick

      4-Wochen-Trendprognose (18.7. bis 14.8.2022) des Deutschen Wetterdienstes von Fr. 15.7.2022

      • deutlich zu trocken
      • deutlich zu warm

      Datenquellen

      Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.