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Aus dem Nest gefallen - was tun mit Jungvögeln?

Jedes Jahr im Frühjahr und Sommer kann man Jungvögel beobachten, die sich allein im Geäst oder auf dem Boden aufhalten und nach Futter betteln.

Oft werden solche Jungvögel von Menschen aufgenommen, weil es scheint, als seien sie von den Eltern verlassen worden. Aber Vorsicht: In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um fast flügge Jungvögel, die noch außerhalb des Nests von den Eltern weiter gefüttert werden.

Diese wagen sich vielleicht nur deswegen gerade nicht an ihren Nachwuchs heran, weil sich Menschen in der Nähe aufhalten. Deshalb lautet hier die Devise, nicht vorschnell zu handeln, sondern erst einmal genau zu beobachten!

Wichtig: Die Entnahme von Wildtieren ist gesetzlich verboten!

Beachte: Es gibt nur eine Ausnahme, wenn das Tier eindeutig menschliche Hilfe benötigt bzw. unmittelbare Lebensgefahr besteht.

Was sollte ich tun, wenn ich einen scheinbar hilflosen Jungvogel gefunden habe?

Beobachten Sie den Jungvogel zunächst aus ausreichendem Abstand etwa 1 Stunde lang genau, ob nicht doch noch ein Altvogel kommt und füttert.
Vor der Gefahr von Fraßfeinden am Boden kann man den Vogel schützen, indem man ihn in das Geäst eines Strauches oder Baumes in unmittelbarer Nähe setzt. Ausnahmen:

  • Beim Waldkauz erfolgt die Fütterung meistens in der Dämmerung oder in der Nacht.
  • Gebäudebrüter wie Mauersegler und Mehlschwalbe muss man nicht erst beobachten, da sie von den Eltern generell nicht mehr gefüttert werden, wenn sie aus dem Nest gefallen sind.

Nur im absoluten Notfall, wenn tatsächlich keine Versorgung durch den Altvogel stattfindet, kann man den Jungvogel vorsichtig aufnehmen.

Danach in ein von der Größe geeignetes Behältnis verbringen (Pappkarton mit Luftlöchern, Vogelkäfig) und dabei den Boden mit saugfähigem Papier bedecken (wegen der Verschmutzung keine natürlichen Materialien wie Stroh, Heu, Gras oder Laub verwenden!). Das Behältnis muss regelmäßig von Kot gereinigt werden. Als Standort ist eine geschützte, ruhige, nicht zugige oder kalte Stelle auszuwählen. Nackte Jungvögel brauchen unbedingt Wärme. Hier hilft z. B. eine Wärmflasche, die zu dem Vogel in den Karton oder Käfig gelegt wird.

Wo finde ich fachkundige Hilfe?

Bevor man versucht, den jungen Vogel selbst aufzuziehen, sollte man sich an fachkundige Stellen wenden, die ihn eventuell aufnehmen bzw. weitervermitteln können:

Greifvögel, Eulen und Kleinvögel

Singvögel und andere Arten

  • Tierschutzvereine
  • Naturschutzvereine (z. B. Kreis- oder Ortsgruppen von NABU, BUND)
  • für Artenschutz zuständige Behörde bei der Kreis- bzw. Stadtverwaltung (kreisfreie Städte)
  • Tierheime
  • Tierärzte

Auch wenn nicht alle dieser Stellen selbst Vögel zur Pflege aufnehmen, können sie ggf. Personen vor Ort benennen, die helfen können. Bitte geben Sie den Vogel möglichst zu „zivilen“ Tageszeiten bei der Pflegestelle ab!

Was mache ich, wenn ich niemanden finde, der den Vogel versorgt?

Die o. g. Stellen sind im Frühjahr und Sommer oft bereits überlastet und können keine weiteren Vögel aufnehmen. Notfalls muss der Jungvogel dann selbst versorgt werden. Dies gilt nicht für Greifvögel und Eulen, die immer in fachkundige Hände gegeben werden sollten (s.o.).

Achtung!

Diese Entscheidung ist mit einem hohen Zeitaufwand, vor allem durch häufiges Füttern (ungefähr jede halbe bis Dreiviertelstunde) und regelmäßiges Säubern des Käfigs oder Kartons, verbunden! Außerdem kann man, wenn man keine Erfahrung in der Aufzucht von Jungvögeln hat, vieles falsch machen und den Tieren dadurch mehr schaden als helfen. Daher sollte man sich nur im Notfall dazu entschließen, den Vogel selbst aufzuziehen.

Wie ziehe ich einen Jungvogel auf?

  • Geeignetes Futter: Insektenfutter für Vögel aus dem Zoofachgeschäft.
    Außerdem (nur zusätzlich, nicht als alleiniges Futter): tote Mehlwürmer und zerkleinerte Grillen / Heuschrecken (Zoofachhandel), hart gekochtes Ei.
    Von der Beigabe von Regenwürmern ist abzuraten, außerdem sollten rohe Lebensmittel wie Hackfleisch wegen der Gefahr von Krankheiten nicht gefüttert werden.
    Auch Vogelarten, die als Alttiere Körnerfresser sind (z. B. Finkenarten), füttern ihre Jungen in der Regel vor allem mit Insekten.
  • Das Füttern ist mit einer sauberen, stumpfen Pinzette vorzunehmen.
    Außerdem sollte von Zeit zu Zeit ein Tropfen Wasser aus einer Pipette angeboten oder das Futter mit etwas Wasser angefeuchtet werden. Dabei niemals mit Gewalt den Fütterungsvorgang erzwingen!
    Bei Jungvögeln, die den Schnabel nicht von selbst aufsperren (z. B. Schwalben, Mauersegler) muss man den Schnabel zum Füttern ganz vorsichtig durch leichten Druck mit den Fingerspitzen auf die Schnabelseiten oder mit einer stumpfen Pinzette, die ganz vorsichtig zwischen die Schnabelhälften geführt wird, öffnen. Vorsicht: Zungenstellung des Vogels beachten und nicht verletzen!
  • Nachts müssen Jungvögel nicht gefüttert werden. Die Abstände zwischen den Fütterungen können bei gut ernährten Vögeln auf bis zu 1½ oder 2 Stunden verlängert werden.
  • Es ist erforderlich, mehrmals täglich den abgesetzten Kot zu entfernen und dabei das verschmutzte Papier zu erneuern.
  • Verhalten: Den Jungvogel möglichst wenig beunruhigen (außerhalb der Fütterungen) und Berührungen auf das Notwendige beschränken. Damit er sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnt und dadurch Verhaltensstörungen entwickelt, nicht mit dem Vogel sprechen - auch wenn es vielleicht schwer fällt. Das ist besonders wichtig bei den Rabenvögeln, die sehr gelehrig sind und schnell auf den Menschen geprägt werden.

Wie wildere ich den Vogel aus?

  • Wenn der Jungvogel selbständiger wird, sollte man Futter und Wasser auch jeweils in einem flachen Napf anbieten, damit er sich an die eigenständige Nahrungsaufnahme gewöhnt.
  • Wenn der Jungvogel schon ein Weilchen selbständig Futter aufnimmt und verstärkt Flugversuche macht:
    Das Behältnis geöffnet an geschützter Stelle (Balkon, Garten, Grünanlage) abstellen; bei Fenstern in höheren Etagen beachten, dass sich davor oder darunter geeignete Landemöglichkeiten (Äste o.ä.) befinden, auf dem der Vogel landen kann, wenn er noch keine weitere Strecke schafft. Ein Sonderfall sind Mauersegler. Sie sollten an einem erhöhten Punkt auf die ausgestreckte Hand gesetzt werden. Wenn sie flugfähig sind, fliegen sie von dort selbständig ab. Wenn nicht, muss die Versorgung weitergeführt und der Freilassungsversuch am besten am kommenden Tag wiederholt werden

Wenn Sie in irgendeinem Punkt unsicher sind, erkundigen Sie sich bei einer fachkundigen Stelle in Ihrer Umgebung (s.o.).