Amphibienkrankheiten – Einführung von Hygieneregeln in NRW
Tödlicher Pilz erreicht NRW-Freilandvorkommen des Feuersalamanders
Intro
Infektionskrankheiten sind eine schwerwiegende Bedrohung der globalen Biodiversität. Amphibien sind die dabei am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe.
Neben Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und klimatischen Veränderungen geht eine große Bedrohung für Amphibien von den Ranaviren und der Infektionskrankheit Chytridiomykose aus. Chytridiomykose wird bei uns durch die krankheitserregenden mikroskopisch kleinen Pilze Batrachochytrium dendrobatidis und durch B. salamandrivorans hervorgerufen.
Krankheitsverlauf
Das seit 2008 in der Provinz Zuid-Limburg (Niederlande) und seit 2014 auch in den Ardennen (Belgien) beobachtete Salamandersterben hat spätestens 2015 die nordrheinwestfälische Eifel erreicht. Das belegen Freiland-Untersuchungen einer Arbeitsgruppe der Universitäten Trier und Braunschweig sowie der Biologischen Stationen Düren und der StädteRegion Aachen.
Vermutlich wurde B. salamandrivorans aus den gemäßigten Breiten Ostasiens eingeschleppt. Die dort lebenden Schwanzlurcharten sind gegen diesen Erreger oft resistent. Für die heimischen Molch- und Salamanderpopulationen sowie für die in Terrarien gehaltenen Schwanzlurche stellt dieser Chytridpilz eine ernst zunehmende Bedrohung dar. Mittlerweile wird diese Erkrankung treffenderweise als „Salamanderpest“ bezeichnet.
Hygieneregeln
Es ist dringend geboten, die Ausbreitung von allen Krankheitserregern für die heimischen Amphibien zu erschweren. Wer sich in Lebensräumen von Amphibien (Feuchtgebiete) aufhält, sollte dringend die Hygieneregeln der Universität Trier einhalten, die vom LANUV in 2015 veröffentlicht wurden und sich zunächst nur an die Naturschutzbehörden und die Biologischen Stationen des Landes richten, von denen aus gutachterliche Tätigkeiten in Feuchtgebieten in Auftrag gegeben oder selbst durchgeführt werden.
Zur Verhinderung der Übertragung eines Krankheitserregers zwischen Populationen sollten daher bei einem Wechsel zwischen Standorten/Populationen die Stiefel, Kescher, Fallen etc. gründlich mit Wasser gereinigt und desinfiziert werden und alles anschließend gut durchtrocknen lassen.
Die 3te Fassung des sog. Hygieneprotokolls der Universität Trier mit Stand April 2019 liegt nun vor und ist im Anhang 1 beigefügt. Zusätzliche Praxistipps, weitere Informationen und fachliche Erklärungen, die sich in der Zwischenzeit (Hygieneprotokoll, 2. Fassung, Stand Nov. 2018 – Hygieneprotokoll, 3. Fassung Stand April 2019) ergeben haben, werden im Anhang des Hygieneprotokolls vorgestellt.
Informationen für Tierärzte
Ein Übersichtsposter mit dem Titel „Wie man eine Bsal-Infektion erkennt und behandelt“ zeigt Fotos eines mit Bsal infizierten Feuersalamander und zweier infizierter Bergmolche. Dieses Faltblatt bietet Tierärzten einen Überblick über Bsal-bedingte Symptome, darunter makroskopische und mikroskopische Hautläsionen, die erforderlichen diagnostischen Test zur Bestätigung der Diagnose und die richtige Behandlung. Das Infomaterial ist von www.BsalEurope.com herausgegeben worden, dort bekommen Sie auch weitere Fachinformationen, Literatur, Diagnose- und Referenzlabore genannt.
Forschung
Im Rahmen eines durch das Bundesamt für Naturschutz (Bonn) finanzierten Forschung- und Entwicklungsprojekts (F&E) „ Monitoring und Entwicklung von Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Chytridpilzes Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) im Freiland“ haben sich die Universitäten Braunschweig und Trier zusammengefunden um die wissenschaftliche Erforschung dieses Chytridpilzes voranzutreiben und Lösungsansätze zur Bekämpfung/Behandlung zu entwickeln (s. auch 3.te Fassung Hygieneprotokoll, Stand April 2019).
Unterstützt wird diese Forschung durch die Biologischen Stationen Städteregion Aachen und Düren durch ein Feuersalamander-Larvenmonitoring in den Bächen der Eifel. Neu hinzugekommen ist nun der Seuchenzug im Ballungsraum des Ruhrgebietes.
Aktueller Kenntnisstand
Neu hinzugekommen ist außerhalb der Eifel der Nachweis von Bsal aus verschiedenen Städten des Ruhrgebietes, wo in 2017 an Bsal erkrankte und daran verstorbene Feuersalamander im Essener Stadtwald vorgefunden wurden.
Über die Ausbreitung der Feuersalamanderpest und zu weiteren Themen, z.B. zu Maßnahmen zur Eindämmung des Pilzes in NRW gibt die aktuelle Facharbeit zur „Ausbreitung der Salamanderpest in NRW“ aus unserer Zeitschrift Natur in NRW, Heft 4, S. 26-30 Auskunft. In dem Artikel ist auch eine aktuelle „Verbreitungskarte des Chytridpilzes in NRW mit dem Fokus auf das Ruhrgebiet hinterlegt.
Ansprechpartner in diesem Raum ist die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet, mit Sitz in Oberhausen.