Fachberichte
Entwicklung und ökologisches Potenzial der Fische des Rheins in NRW Ergebnisse aus dem Langzeitmonitoring 1984-2017
Fachbericht 99, LANUV 2019
Vor mehr als hundert Jahren war der Rhein einer der fischreichsten Flüsse Europas.
Mehr als hunderttausend Lachse zogen jedes Jahr den Rhein hinauf, um in den Nebenflüssen zu laichen. Der Lachs und andere Wanderfische wie Aal und Maifisch bildeten die Grundlage für eine blühende Rheinfischerei und versorgten die Bewohner von Düsseldorf und Köln mit hochwertiger Nahrung. Diese Zeiten sind passé. Der Rhein wurde ausgebaut und die Wasserqualität verschlechterte sich durch die großen Mengen ungeklärten Abwassers der Rheinanlieger rapide; anspruchsvolle Arten verschwanden zum Teil vollständig. In den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts kam es außerdem immer wieder zu verheerenden Fischsterben. Erst mit dem Ausbau der Kläranlagen setzte die Renaissance des Rheins als bedeutende Lebensader für den länderübergreifenden
Biotopverbund ein.
Das LANUV und sein Fachbereich Fischereiökologie in Kirchhundem-Albaum haben die Gesundung des Rheins seit 1983 bis heute in einem regelmäßigen Fisch-Monitoring begleitet. Dieser einmalige Datenschatz aus zwölf Befischungskampagnen liefert die Grundlage für den vorliegenden Bericht.
Die Langzeitdaten belegen, dass ökologisch anspruchslose Fischarten wie Rotauge oder Flussbarsch auf dem Rückzug sind, während Arten wie Barbe und Nase, die hohe Anforderungen an ihren Lebensraum stellen und naturnahe, strömungsgeprägte Kiesufer benötigen, zurückkehren.
Der Rhein ist als ursprünglich dynamischer Fluss aber weiteren Veränderungen unterworfen, insbesondere durch den Klimawandel, die Zunahme gebietsfremder Arten und die häufiger auftretenden und länger währenden Niedrigwasserphasen. Fischarten, die für ihren erfolgreichen Lebenszyklus auf Nebenrinnen und Stillgewässer in der Aue angewiesen sind, drohen den „Anschluss“ an ihre Lebensräume zu verlieren. Die noch vorhandenen Auengewässer fallen, wie im Sommer 2018, zunehmend trocken, wenn der Rhein sich in seine Schifffahrtsrinne zurückzieht. Hier müssen die im Rahmen der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie vorgesehenen Maßnahmen zur Schaffung neuer
durchströmter Nebengewässer ansetzen, um den Fischbestand und das vielfältige Arteninventar des Rheins langfristig zu sichern. Dieser Bericht liefert die wissenschaftlichen Grundlagen, um den Rhein als lebendigen Fluss in Nordrhein-Westfalen zu schützen und weiter zu entwickeln.
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