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Starkregen in Nordrhein-Westfalen: Münster mit 292 Litern je Quadratmeter rekordverdächtig

292 mm (=Liter) Regen fielen im Raum Münster am Abend des 28.07.2014 innerhalb von nur 7 Stunden (17:00 bis 24:00 Uhr). Die Menge entspricht 29 randvoll mit Wasser gefüllten und übereinander gestapelten Putzeimern! Das ist einer der höchsten in Deutschland jemals gemessenen Werte.
Die Station Münster-Hauptkläranlage ist eine von 240 Niederschlagsmessstationen, die das LANUV landesweit betreibt. Sie registrierte, dass von den 292 mm der Hauptanteil, nämlich 220 mm in der sehr kurzen Zeit zwischen 19:45 Uhr bis 21:20 Uhr niederging. Die gemessene Niederschlagsmenge ist damit mehr als viermal so hoch, wie der langjährige Mittelwert für den gesamten Monat Juli – eindeutig viel zu viel für die städtische Kanalisation. Neben zahlreichen Straßen, Kellern und Plätzen, die durch die enorm hohen Regenmengen geflutet wurden, stiegen auch die Pegel im Gewässereinzugsgebiet der Ems. So stieg der Wasserstand am Pegel Greven vom Beginn des Regens bis zum Morgen um 5 Meter, was eine Erhöhung des Abflusses von rund 9 auf 130 m³/s mit sich brachte.
Die bislang in Deutschland höchste gemessene Niederschlagsmenge seit Aufzeichnungsbeginn wurde am 12./13.08.2002 an der Station Zinnwald / Erzgebirge mit 312 mm ermittelt – allerdings über einen Zeitraum von 24 Stunden. Damals führte der Regen zu dem verheerenden Hochwasser im Elbegebiet.

 

Hintergründe und mehr:
Bei der Auswertung eines Niederschlagsereignisses ist für Hydrologen und Meteorologen nicht nur Menge, Dauer und Verlauf von Interesse, sondern auch die in bestimmten zeitliche Intervallen – den sogenannten Dauerstufen - gefallenen Niederschlagssummen. Diesen für die Starkregenauswertungen genormten Zeitintervallen lassen sich Wiederkehrwahrscheinlichkeiten (sogenannte Jährlichkeiten) zuordnen. Die Wiederkehrwahrscheinlichkeiten werden nach einem statistischen Verfahren entweder aus den an der Messstelle langjährig gemessenen Niederschlagswerten bestimmt oder aber – wenn die Zeitreihe der an der Station gemessenen Daten für eine statistische Auswertung nicht ausreichend lang genug ist – durch Vergleich mit entsprechenden Daten des KOSTRA DWD (Koordinierte Starkregenauswertungen des DWD). Die Tabelle im Anhang gibt einen Überblick zu den Dauerstufen und gefallenen Niederschlagsmengen. Die hierbei auf Basis durch Vergleich mit KOSTRA DWD 2000 ermittelten Jährlichkeiten der einzelnen Dauerstufen lagen in allen Fällen sehr weit jenseits einer Wiederkehrwahrscheinlichkeit von 100 Jahren (statistisch gesehen). Fazit: Demnach war das Regenereignis am 28.07.2014 in Münster zwischen den nur 7 Stunden von 17:00 bis 24:00 Uhr mehr als „nur“ ein 100jähriges Ereignis!

Das LANUV betreibt 240 solcher Messstellen, einen Überblick über die aktuelle Niederschlags- und Pegelwerte gibt die öffentliche Internetseite HYGON (Hydrologische Rohdaten online)