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Tausende von Wasservögeln überwintern jetzt auf der Lippe Die Lippe: Gewässer des Monats Januar

Bild:  "Krickenten an einem See"; © LANUV/P. Schütz. Der Abdruck des Fotos ist nur bei Nennung des Autors und in Verbindung mit dieser Pressemitteilung kostenfrei.

Jetzt im Januar halten sich allein an der Mündung der Lippe bei Wesel über 1000 Zugvögel auf, um hier zu überwintern. Mehrere hundert Löffelenten, Reiherenten, Krickenten, Pfeifenten, Schnatterenten, Stockenten und Spießenten geben hier den Ton an. In den Wiesen und Weiden der Lippeauen von Wesel aufwärts bis Hamm und darüber hinaus geben sich Singschwan, Kampfläufer, Kiebitz, Große Rohrdommel, und seltenere Greifvögel wie Rohr- und Kornweihe und sogar Fischadler ein Stelldichein. Projekte zur Renaturierung des Flusses haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die Lippe in NRW wieder zu einem wichtigen Überwinterungsgebiet wurde. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich Naturschutzgebiete entlang des Lippelaufs auf, darunter auch Vogelschutzgebiete von europäischem Rang. Neben Umweltbehörden und Biologischen Stationen kümmern sich viele ehrenamtliche Vereine um das, was in und auf der Lippe und in den Schutzgebieten an ihren Ufern lebt.

Mit einer Länge von 224,8 Kilometern ist die Lippe der längste Fluss, der von der Quelle bis zur Mündung komplett innerhalb der NRW-Landesgrenzen liegt. In einer kleinen Karstquelle mit 0,74 Kubikmeter Wasser pro Sekunde entspringt sie am Fuße des Eggegebirges in der westfälischen Stadt Bad Lippspringe. Als typischer Flachlandfluss fließt sie dann nördlich entlang der Soester Börde und des Ruhrgebiets nach Westen und mündet bei Wesel in den Rhein. In ihrem Verlauf nimmt sie Wasser von zehn größeren Seitenbächen aus einem fast 4900 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet auf, so dass sie bis zu ihrer Mündung auf 45 Kubikmeter Wasser pro Sekunde anwächst.

Bereits die Römer nutzten die Lippe (lat.: Lupia) für ihren Gütertransport. Nach dem Fall von Zollschranken wurde sie ab den 1820er Jahren durch elf Schleusen im modernen Sinne schiffbar. Der so entstandene neue Transportweg war für das wachsende Ruhrgebiet von großer Bedeutung, denn Waren wie Salz, Getreide, Eisenerz, Steine und Holz konnten in wenigen Tagen vom Westen in den Osten des Ruhrgebiets transportiert werden. Heute übernimmt diesen Warentransport der Lippe-Seitenkanal und die Lippe kann wassersportlich, hauptsächlich durch Kanus und Paddelboote genutzt werden.

Die Wasserqualität des Lippe-Oberlaufs ist so gut, dass zurzeit Artenschutzmaßnahmen für empfindliche Fischarten wie Quappe und Äsche möglich sind. Aber etwa ab Hamm belasten warmes Kühlwasser aus Kraftwerken und salzhaltiges Wasser aus dem Bergbau die Lippe. Daher enthält das Lippewasser bei guter Wasserführung durchschnittlich eine Salzfracht von 260 bis 300 mg/l, bei geringer Wasserführung sogar 350-400 mg/l. Kurzfristige Spitzenbelastungen können auch die 400 mg/l-Marke überschreiten. Insgesamt liegen die Werte damit zwar unterhalb der Salzfracht, die in der Weser permanent vorherrschen, aber für einen „guten“ Süßwasserfluss ist das immer noch zu viel. Die Folge: Sensible Arten der Fische und der Kleinstlebewesen fehlen. Dagegen haben sich andere, gebietsfremde Arten, sog. Neozoen angesiedelt, die höhere Salzkonzentrationen besser vertragen. Damit kann der Lippe in diesem Abschnitt kein „guter ökologischer Zustand“ gemäß europäischer Wasserrahmenrichtlinie attestiert werden. Die überwinternden Enten, Schwäne und Gänse stört das allerdings nicht. Für sie sind mildes Winterklima, genug zu fressen und Ruhe wichtiger - und das bieten die Auen und die renaturierten Abschnitte der Lippe allemal.


Mehr zur Lippe: http://www.hamm.de/lifeplus-projekt.html
Mehr zu Gewässern in NRW: http://www.flussgebiete.nrw.de/index.php/Hauptseite,
https://www.umwelt.nrw.de/ministerium/presse/presse_aktuell/presse150102.php

 

Bild:  "Krickenten an einem See"; © LANUV/P. Schütz. Der Abdruck des Fotos ist nur bei Nennung des Autors und in Verbindung mit dieser Pressemitteilung kostenfrei.