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Die Dohle – ein „Landei“ wird zum Städter

LANUV- Tier des Monats Januar 2014

 Die Dohle ist Tier des Monats des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW). Denn Corvus monedula, wie Naturforscher Linné einst den Rabenvogel nannte, kommt mit 40% ihres deutschlandweiten Gesamtbestandes in Nordrhein-Westfalen vor. Damit fällt NRW eine besondere Verantwortung für die Dohle zu. Jetzt im Winter fallen Dohlen in vielen Dörfern und Städten im Bereich alter Gebäude wie Kirchen auf, mischen sich dort oft unter die Stadttauben und suchen zwischen parkenden Autos und in Fußgängerzonen nach Nahrung.

Fast alles an den klugen und neugierigen Rabenvögeln ist schwarz, selbst Beine und Schnabel. Lediglich der graue Kragen und die hellen, meist weißblauen Augen weichen hiervon ab. Ursprünglich lebte der etwa 40 Zentimeter (körper-) große und rund 30 Gramm schwere Rabenvogel in offenen Landschaften mit Bäumen, Felsen und niedriger Vegetation wie z.B. Viehweiden. Neben selbst “gebastelten“ Hohlräumen aus Ästen, Moos und Gras sind alte Spechthöhlen oder Felsennischen beliebte Brutstätten. Dohlen sind Allesfresser. Zur Brutzeit werden nur die Jungen ausschließlich mit tierischer Mahlzeit (Insekten) versorgt. Im Mittelalter wurden Dohlen von den Bauern sehr geschätzt, weil sie Insekten wie z.B. Heuschrecken in großen Mengen vertilgten. Dafür wurden die Vögel sogar extra angefüttert. Heute macht den Dohlen der Rückgang von Wiesen und Weiden zu schaffen. Denn die Wiesen und Weiden, im Fachjargon „Dauergrünland“ genannt, haben in NRW seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts um ca.40%, in manchen Regionen wie dem Münsterland sogar um ca. 70 % abgenommen. Der Grund ist einfach: Immer mehr Kühe werden von der grünen Weide in große Mastställe verlegt. Ihre ehemaligen grünen Weiden werden zu intensiv bewirtschafteten Äckern für den Anbau von Futterpflanzen wie z.B. Mais für die Tiermast oder sog. Energiepflanzen wie Raps. Diese Entwicklung verringert Menge und Vielfalt an Insekten und verschlechtert so die Nahrungsgrundlage vieler Vogelarten – so auch die der Dohlen.
Die Verschlechterung der Nahrungsgrundlagen im ländlichen Bereich hat viele Dohlen längst in Dörfer und Städte umziehen lassen. Denn hier sind Brutmöglichkeiten an Gebäuden und Nahrung in Form von Abfällen viel leichter zugänglich. Eine noch halbgefüllte und weggeworfene Schale „Pommes“ in einer Fußgängerzone ist nicht nur für Stadttauben, Elstern und Lachmöwen wertvoll, sie sichert auch manch einer Dohle das Überleben. Ein Überleben, das jetzt gerade im Winter der abgeerntete Maisacker nicht mehr garantiert. Die oft in Schwärmen fliegenden und in Kolonien brütenden Dohlen bauen ihre Nester gerne in Nischen von Kirchtürmen und anderen großen Gebäuden wie Fabriken, offenen Dachstühlen oder Brücken. Zählungen haben ergeben, dass heute zwei Drittel der Brutplätze in Dörfern und Städten und nur noch ein Drittel auf dem Lande gebaut werden. Leider wählt der Kulturfolger Dohle manchmal auch Stellen, wo er mit dem Menschen in Konflikt gerät. Lärm früh morgens um 5 Uhr oder Kot auf Gehwegen führen oft zu Beschwerden. Baut der Vogel seinen Nistplatz aus Holz Moos, Gras, Plastik und Müll gar in einem Kamin, kann das, wie kürzlich in Gelsenkirchen (Nov.2013) passiert, zu Kohlenmonoxyd-Vergiftungen bei den Hausbewohnern führen. Hier können Dohlengitter den Nestbau verhindern.

Den weiteren Verlust an Viehweiden und Wiesen zu stoppen ist für die Dohle das Gebot der Stunde. Zusätzlich kann der Erhalt von Brutmöglichkeiten, z.B. in Form alter Bäume (sog. Altholzinseln) helfen. Auch künstliche Nisthilfen für Dohlen sind geeignet, um den weiteren Wegzug der Dohlen-Bruten aus den ländlichen Regionen abzuschwächen.