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Tödliche Hautpilze gefährden zurzeit alle wild lebenden Amphibien in NRW

© LANUV/C.Brinkmann

Menschen können die Krankheit übertragen

 

Seit 2003 befällt ein Hautpilz wildlebende Kröten und Frösche in Nordrhein-Westfalen. Der Hautpilz wirkt auf sie oft tödlich. Seit 2008/09 befällt eine zweite Hautpilz-Art nun auch die Molche und Salamander in Europa, seit 2015 gibt es leider auch einen positiven Befund aus Teilen der Eifel in NRW. Damit sind alle einheimischen Amphibienarten von der Krankheit betroffen.

Für Menschen sind die Hautpilze ungefährlich, aber Menschen können die gefährlichen  Pilze durch nasse Kleidungsstücke (v.a. Gummistiefel) leicht weiter verbreiten. In Kürze beginnt in Nordrhein-Westfalen die jedes Frühjahr stattfindenden  „Krötenwanderung“ und damit auch die Zeit der Forscher und Gutachter, aber auch vieler Naturschützer, die mit diesen Amphibien arbeiten. Um Hilfestellung zu geben, weist die LANUV auf einige Verhaltens-Maßnahmen hin, die helfen, die Hautpilze nicht noch weiter zu verbreiten:

Um die Übertragung von Krankheitserregern von einem Laichgewässer zum nächsten zu minimieren, sollten konsequent alle Kescher, Eimer, Schuhwerk (v.a. Gummistiefelsohlen) etc. gründlich gereinigt und gut durchgetrocknet werden. Auch eine Desinfektion mit entsprechenden Wirkstoffen ist auch möglich. Müssen kurz hintereinander mehrere Amphibienvorkommen aufgesucht werden, bietet es sich an, Schuhwerk und Gerätschaften zwischendurch zu wechseln.

 

Hintergrund:

Der Hautpilz-Befall von Amphibien ist ein seit Längerem bekanntes und weltweites Phänomen.

Der für einheimische Amphibien tödliche Hautpilz-Befall wird durch die beiden Chytrid-Pilze Batrachochytrium dendrobatidis (kurz: „Bd“) und Batrachochytrium salamandrivorans (kurz: „Bsal“) hervorgerufen. „Bd“ befällt Frösche und Kröten, „Bsal“ Molche und Salamander.

2003 wurde „Bd“ erstmalig in NRW nachgewiesen, und zwar bei Wasserfröschen im Ruhrtal bei Bochum und in der Rheinaue. 2008 kam es in der niederländischen Provinz Süd-Limburg nahe der deutschen Grenze zu einem Massensterben des heimischen Feuersalamanders durch „Bsal“. 2015 wurde „Bsal“ in der Eifel nahe der niederländischen Grenze dann auch in NRW bei Feuersalamandern nachgewiesen.

Unter Laborbedingungen erweisen sich fast alle europäischen Schwanzlurche, also nicht nur der Feuersalamander, sondern auch die drei einheimischen Molcharten (Teichmolch, Bergmolch und Kammmolch) unter Laborbedingungen als „Bsal“-anfällig und können bereits kurz nach einer Infektion sterben. Da nunmehr beide Chytridpilzarten NRW erreicht haben,  können derzeit nahezu alle einheimischen Amphibien-Arten befallen werden.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die Chytridpilze  durch Tierexporte aus Ostasien weltweit verbreitet. Ostasiatische Amphibien  sind resistent, können aber den Pilz übertragen. Kritisch ist zurzeit daher der weitere Import von Molchen und Fröschen aus Asien denn dadurch besteht weiterhin die Gefahr von Neuinfektionen.

 

Mehr zum Thema:

Aktuelle Infos, Verhaltensregeln für die Prävention und weitere Hintergründe auf den LANUV-Seiten http://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten/

Spezielle Informationen für Halter von Amphibien:  www.salamanderseiten.de/Salamandraseiten/Batrachochytrium_salamandrivorans.htm sowie www.bs-aachen.de/de/artenschutz/salamander/

LANUV-Fachtagung zum Thema (August 2009): http://www.amphibienschutz.de/pdfs/tagung_amphibienkrise.pdf ,

Bericht von National Geographic  zur weltweiten Situation 2009:  http://www.nationalgeographic.de/reportagen/das-sterben-der-froesche

 

 

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