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Die Hitze mit einplanen - Erste Ergebnisse der Bonner Klimamessungen

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Wie begegnet man zunehmend steigenden Temperaturen und Hitzewellen mit Mitteln der Stadtplanung? Ein gemeinsames Projekt zwischen dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), Deutschem Wetterdienst (DWD) und der Stadt Bonn geht dieser Frage derzeit auf den Grund. Eine Klima-Messstation an der Wilhelmstraße 34 nahe des Bonner Stadthauses sammelt dafür seit kurzem Daten, die notwendig sind, um die Ergebnisse von Simulationen des Stadtklimas zu überprüfen. Denn die Ergebnisse aus Stadtklimamessung und Stadtklima-Modellierung bilden die Basis für die Entwicklung eines Internet-Tools, mit dessen Hilfe die Stadt Bonn und andere Städte in NRW bestmögliche städtebauliche Anpassungsmaßnahmen ermitteln können. Heute stellten die Projektpartner an der Messstation erste Ergebnisse der Bonner Klimamessungen vor.

Dr. Thomas Delschen, Präsident des LANUV: „Wie groß muss der Grünflächenanteil im Stadtquartier sein, um bei den zu erwartenden Hitzebelastungen an heißen Sommertagen eine Kühlwirkung zu zeigen? Wo müssen in der Stadt Gebäudeoberflächen so gearbeitet sein, dass sie sich nur minimal aufheizen? Zu diesen und vielen weiteren Fragen wird das Internet-Tool den Kommunen NRWs eine Entscheidungsgrundlage zur Auswahl der optimalen städtebaulichen Anpassungsmaßnahme in ihrem Untersuchungsgebiet liefern.“

Helmut Wiesner, Dezernent für Planung, Umwelt und Verkehr der Stadt Bonn: „Unsere Stadt liegt in einer der wärmsten Regionen Nordrhein-Westfalens. Hier am südlichen Ende der Köln Bonner Bucht haben wir zwar ein wunderschönes mildes Klima im Mai, aber im Hochsommer kann es insbesondere in der Bonner Innenstadt zu extremen Hitzesituationen kommen. Deswegen passte es auch sehr gut, für dieses Kooperationsprojekt mit dem LANUV und dem Deutschen Wetterdienst Modellstadt zu sein.“

Guido Halbig, Leiter der Niederlassung Essen des Deutschen Wetterdienstes: „Die Stadtklimamessungen in vier unterschiedlich bebauten Stadtquartieren in Bonn belegen, dass die Quartiere während Hitzewellen unterschiedlich stark wärmebelastet sind. Damit ist klar: der Bedarf zur Anpassung an extreme Hitze ist bereits heute gegeben, aber nicht überall gleich. Dort wo ein hoher Anpassungsdruck besteht, sollten Maßnahmen zur Klimaanpassung in der Bauleitplanung berücksichtigt werden. Welche der Maßnahmen den größten Erfolg bei der Reduktion der Hitzebelastung verspricht, wird mit Hilfe des DWD-Stadtklimamodells untersucht.“

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Die globale Erwärmung als Folge des durch Menschen ausgelösten bzw. beeinflussten Klimawandels dürfte sich auch auf städtische Ballungsgebiete in NRW negativ auswirken. Daher müssen sich insbesondere Städte an die zukünftig zu erwartenden klimatischen Bedingungen anpassen. Eine besonders große Gefahr für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sehr junge und sehr alte Menschen geht von den voraussichtlich häufiger auftretenden und intensiveren Hitzesituationen (Hitzewellen) aus. Darauf müssen sich Städte frühzeitig vorbereiten!

Da städtebauliche Veränderungen oft einen langen Planungszeitraum beanspruchen, ist es wichtig, die notwendigen Anpassungsmaßnahmen möglichst frühzeitig in die Planung der künftigen Stadtentwicklung einfließen zu lassen. Für die Ermittlung der städtebaulichen Veränderungen sind qualifizierte Stadtklimauntersuchungen erforderlich. Aufgrund des hohen finanziellen und personellen Aufwands haben bislang nur wenige deutsche Städte solche Stadtklimauntersuchungen mit dem Fokus auf die Klimaanpassung durchgeführt.

Das soll sich durch dieses gemeinsame Vorhaben für Kommunen in NRW ändern: Am Beispiel der Stadt Bonn wird die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen zur Reduktion der Hitzebelastung in verschiedenen Stadtquartieren untersucht. Die Projektergebnisse werden mit Hilfe einer Klassifizierung typischer Bebauungsstrukturen auf Quartiersebene auf andere Kommunen in NRW übertragen. Mit Hilfe einer „interaktiven Webanwendung“ kann der Nutzer über eine Adress- oder Kartensuchfunktion die Bebauungsstruktur sowie die umgebende Bebauung eines beliebigen Untersuchungsgebietes ermitteln und sich für dieses Gebiet interaktiv die Wirksamkeit verschiedener Anpassungsmaßnahmenanzeigen lassen.

Durch die Vorgabe der Bebauungsstrukturklassifizierung über die Auswahlfunktion wird es den Kommunen - ohne hohen Kosten- und Personaleinsatz – ermöglicht, für Stadtquartiere verschiedene Anpassungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung zu untersuchen.

Zahlen und Fakten zum Klimawandel

  • In den letzten 30 Jahren (1986-2015) sind die mittlere Jahrestemperatur sowie die Sommertemperatur in NRW um 0,8 K angestiegen.
  • 17 der 20 wärmsten Jahre in NRW traten in den letzten 30 Jahren auf.
  • Die Anzahl der heißen Tage (Temperatur überschreitet 30 °C) ist in NRW in den letzten 30 Jahren im Mittel um drei Tage angestiegen.
  • Die Anzahl der Eistage (Temperatur ist ganztägig unter 0°C) hat in NRW in den letzten 30 Jahren um 2 Tage abgenommen.
  • Die Anzahl der Tage mit Wärmebelastung, an denen die gefühlte Temperatur über 32 °C steigt, hat sowohl in Düsseldorf als auch an der Station Köln-Bonn im Vergleich der Zeiträume 1971-2000 und 1981-2010 um einen Tag zugenommen.
  • In Bochum konnte eine Zunahme der mittleren städtischen Wärmeinselintensität (Temperaturunterschied zwischen Stadt und Umland) im Sommer im Zeitraum 1997-2015 um 0,8 K festgestellt werden.
  • Die Städte Bochum, Bonn und Köln zeigten in verschiedenen Jahren im innerstädtischen Bereich mehr Sommertage (Temperatur überschreitet 25°C) und Heiße Tage als im Umland.
  • Für verschiedene Jahre konnten in Bochum, Bonn und Köln im innerstädtischen Bereich häufigere und längere Hitzewellen (mindestens drei aufeinanderfolgende Tage mit Temperaturen über 30 °C) als im Umland nachgewiesen werden.

Quelle: Klimawandelbericht 2016, Veröffentlichung im November 2016

Link zur Internetseite: http://www.stadtklima.nrw.de

 

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