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Der Steinbeißer – Ein kleiner NRW-Fisch ist jetzt im Sommer großer Überlebenskünstler

LANUV- Tier des Monats August

© W. Fiedler

Nein, der „Steinbeißer“ ist kein Fabelwesen aus einem Märchen.  Er ist ein 8-12 cm kleiner Fisch mit großen Fähigkeiten in den Bächen NRWs und Tier des Monats August. Denn jetzt im Sommermonat August können Bäche zur warmen Brühe werden - sauerstoffarm oder sogar ganz austrocknen! Und einer kommt damit bestens klar: Der Steinbeißer, (Cobitis taenia, auch Dorngrundel genannt). Denn Steinbeißer atmen bei Sauerstoffarmut mit einem Trick, der sogenannten „akzessorischen Darmatmung“. Verschluckter Luft wird im Enddarm Sauerstoff entzogen, die so verbrauchte Luft wird durch den After ausgeschieden.

 
Steinbeißer heißen „Steinbeißer“ weil sie kleine Steine, nämlich Sand durchkauen, Kleintiere und anderes organisches Material daraus aufnehmen und den restlichen Sand durch die Kiemen wieder ausstoßen. Steinbeißer leben versteckt in Bächen und Flüssen Nordrhein-Westfalens.  „Vieles deutet darauf hin, dass es nur noch wenige Vorkommen gibt. Die aktuell bekannten Vorkommen sind lückenhaft über Nordrhein-Westfalen verteilt. Der Schwerpunkt liegt jedoch in den sandigen Bächen der Münsterländer Bucht und im Weser-Einzugsgebiet“, sagt Georg Verbücheln, Abteilungsleiter für Naturschutz im Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV).

Steinbeißer gehören zur Familie der Schmerlen, sind dämmerungs- und nachtaktiv und graben sich tagsüber im sandigen Gewässergrund so ein, dass nur Kopf und Schwanz herausschauen. Sie leben in langsam fließenden Bächen, Flüssen, Altarmen und stehenden Gewässern mit klarem, sauerstoffreichen Wasser. Werden dies Gewässer an warmen Sommertagen sauerstoffarm, schalten sie auf die „akzessorische  Darmatmung“ um. Dazu schlucken sie an der Wasseroberfläche Luft, aus der im Enddarm die dünne, sehr gut durchblutete Darmwand den Sauerstoff entzieht. Die verbrauchte Luft wird einfach durch den After wieder abgegeben.

Steinbeißer sind durch die europäische FFH-Richtlinie geschützt, denn dort wo sie bevorzugt leben sind die Gewässer noch vergleichsweise naturnah. Denn sie benötigen sogenannte "Pioniersande". Das sind Sandflächen, die nur entstehen, wenn sich sandiger Untergrund regelmäßig umlagert und dadurch frei von Bewuchs und Schlammablagerungen bleibt. In natürlichen oder naturnahen Gewässern entstehen solche Umlagerungen immer wieder neu durch die hydrologische Dynamik.