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Hintergrund

Anders als vor etwa 100 Jahren, als die Bestände des Maifisches im Rhein aufgrund der rigorosen Überfischung der Bestände, dem voranschreitenden Gewässerausbau und der sich rapide verschlechternden Wasserqualität, binnen weniger Jahrzehnte kollabierten und die Art schließlich verschwand, ohne dass geeignete Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden, besteht heute die Möglichkeit eine ähnliche Entwicklung bei der größten verbliebenen Maifischpopulation an der Gironde zu verhindern. Wie ehemals am Rhein hat der Fang der Maifische während ihrer Laichwanderung auch im Girondegebiet eine lange Tradition und ist von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für die zahlreichen Berufsfischer entlang der Garonne und der Dordogne, und hat kulinarischer Bedeutung für die Bevölkerung und die Touristik in der Region.

Die Anlandungszahlen von Maifischen durch die Fischerei im niederländischen Rheinabschnitt dokumentieren den Niedergang der Maifischbestände im Rhein Ende des 19. Jhd.. Tatsächlich war die rigorose Überfischung der Bestände zudem aber eine der Hauptursachen für den Kollaps der Maifischpopulation des Rheins. Quelle: de Groot 1990


Anlandungszahlen (blaue Säulen), Fangaufwand (gelb-weiße Säulen) und genormter Fang (catch per unit effort) von Maifischen in der Garonne durch die Berufsfischerei von 1979 bis 2007 (Quelle CEMAGRF). Auch die Anlandungen in den Girondezuflüssen sind in kurzer Zeit stark eingebrochen. Seit 2007 herrscht ein Fangverbot


Anzahl der an den Monitoringstationen an den untersten Querbauwerken an der Garonne und der Dordogne in den Jahren 1993 bis 2011 (Datenquelle MIGADO) registrierten Aufsteiger (*Station Tulières außer Funktion). Trotz des seit 2007 bestehenden Fangverbotes ist noch keine nachhaltige Erholung der Maifischbestände eingetreten.


Bereits die untersten Querbauwerke (Golfech/Garonne, Bergerac/Dordogne) behindern den ungehinderten Aufstieg der Maifische und anderer Wanderfische zu den Laichplätzen in den Mittel- und Oberläufen der Girondezuflüsse. Die vorhandenen Fischaufstiegshilfen ermöglichen vermutlich nur einem unzureichenden Anteil der aufstiegswilligen Fische die Passage der Querbauwerke (Karte: MIGADO, Fotos: A. Scharbert).

Analog zu der Entwicklung am Rhein im frühen 20. Jhd. sind auch die ab dem Jahr 2005 unvermittelt einsetzenden stark zurückgehenden Fangerträge der Berufsfischerei Anzeichen für den einsetzenden Bestandseinbruch gewesen. Obgleich seit dem Jahr 2008 ein Moratorium in Kraft ist, welches den Fang und die Vermarktung von Maifischen im Girondegebiet untersagt, deuten weder die Nachweise an den Monitoringstationen, noch Zählungen von laichenden Maifischen in den unterhalb der untersten Staudämme gelegenen Abschnitten der Flüsse auf eine nachhaltige Erholung der Bestände hin.

Aufgrund des bestehenden Fangverbotes sind daher vermutlich weitere Faktoren für den Bestandseinbruch bei den Maifischen im Girondegebiet verantwortlich. Gleichwohl sind an der Garonne und der Dordogne in den vergangenen Jahren und Dekaden keine ähnlich tiefgreifenden Veränderungen wie einst am Rhein (Gewässerausbau, Verschmutzung) aufgetreten, die den Rückgang der Maifischbestände erklären würden. Da bereits im Rahmen von Monitoringuntersuchungen in der Gironde einige Jahre vor dem Rückgang der zum Laichen in deren Zuflüsse aufsteigenden erwachsenen Maifische, ein Rückgang der sich im Herbst im Ästuar versammelnden jungen Maifische dokumentiert wurde, ist der allgemeine Bestandsrückgang mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem unzureichenden Fortpflanzungserfolg der Maifische zu erklären.

Dies könnte daran liegen, dass die Fischwanderhilfen an den bestehenden Stauanlagen nur unzureichend funktionieren und die Maifische dadurch gezwungen sind das Laichgeschäft in erster Linie auf den unterhalb der Staue qualitativ und quantitativ weniger geeigneten Laicharealen zu verrichten, was einen geringeren Laicherfolg zur Folge haben könnte.

Über den komplexen Lebenszyklus des Maifischs ist nach wie vor vieles nicht ausreichend erforscht und insbesondere über die Lebensraumansprüche der jungen Maifische (Jahrgang 0+) in der Süßwasserphase, also zwischen dem Schlupf aus den Eiern und der Abwanderung zum Ästuar im Spätsommer, ist nichts bekannt. Die ersten Lebenswochen der gelten gemeinhin als die kritischsten im Lebenszyklus von Fischen, die auch unter weitgehend optimalen Bedingungen mit hohen Sterblichkeitsraten einhergehen. Suboptimale Habitatbedingungen, unzureichende Nahrungsverfügbarkeit, Veränderungen der Gewässerchemie oder Temperatur oder ein erhöhter Fraßdruck könnten eine erhöhte Sterblichkeit und damit einen geringere Rekrutierung zur Folge haben.

Umfangreiche Studien im Girondegebiet sollen dazu beitragen den Einfluss dieser Faktoren auf den Fortpflanzungserfolg beurteilen zu können und gegebenenfalls geeignete Gegenmaßnahmen aufzuzeigen.

Für den Erfolg der Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem ist es zwingend erforderlich, die Besatzmaßnahmen über einen längeren Zeitraum fortzusetzen und so den Grundstock für einen Bestand an Fischen aufzubauen, die 3 bis 5 Jahre später in den Rhein zum Laichen zurückkehren. Für die Jahre 2011 bis 2015 soll dies im Rahmen des LIFE+ Projektes gewährleistet werden. Begleitende Untersuchungen sollen parallel zu den in Frankreich durchgeführten Studien die zahlreichen Wissenslücken in Sachen Maifisch schließen um den Erfolg der bisherigen Maßnahmen abschätzen und weiter optimieren zu können.