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Hydrologischer Status NRW zum 31.01.2024

05. Februar 2024

Niederschlag

Überdurchschnittlicher Niederschlag im Januar im Vergleich zum langjährigen Mittel.

  • Im Januar 2024 sind in NRW im Gebietsmittel rd. 85 mm Niederschlag gefallen, was einem Überschuss von rd. 11 % gegenüber dem langjährigen Mittel (1881-heute) entspricht.
  • In den letzten 12 Monaten sind in der Summe rd. 1.180 mm Niederschlag gefallen, wodurch sich im Vergleich zum langjährigen Mittel ein Gesamtüberschuss von rd. +334 mm für diesen Zeitraum ergibt. Dies entspricht einer relativen Abweichung von rd. +39 % gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten. 
  • Die relativen Abweichungen der letzten Jahre für den identischen Zeitraum betrugen zum Vergleich:
    • Februar 2018 – Januar 2019       -27,3 %
    • Februar 2019 – Januar 2020       -10,4 %
    • Februar 2020 – Januar 2021       -6,3 %
    • Februar 2021 – Januar 2022       -3,9 %
    • Februar 2022 – Januar 2023      -11,8 %
    • Februar 2023 – Januar 2024   +39,4 %

Durch den aktuellen Niederschlagsüberschuss konnten demnach zumindest rein numerisch das entstandene Defizit seit 2019 ausgeglichen werden. Für den Ausgleich des im Jahr 2018 entstandenen Defizits sind weitere sehr nasse Monate erforderlich. 

Übersicht über die Niederschläge der letzten 12 Monate (Datenquellen: DWD, LANUV; Stand: 05.02.24)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich,  rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt

  

Feb. 23

März 23

April 23

Mai
23

Juni
23

Juli
23

Aug.
23

Sep.
23

Okt.
23

Nov. 23

Dez. 23

Jan. 24

monatl. Niederschlag

mm

51,3

117,5

63,3

65,2

61,9

115,6

132,5

68,1

119,1

139,8

160,7

85,3

summiert

mm

51,3

168,8

232,1

297,3

359,2

474,8

607,3

675,4

794,5

934,3

1095,0

1180,3

Mittel 1881-heute

mm

60,8

60,8

55,2

63,6

74,6

86,6

81,2

67,2

69,7

72,0

80,4

74,7

summiert

mm

60,8

121,6

176,8

240,3

314,9

401,5

482,7

549,9

619,6

691,6

772,0

846,7

Überschuss / Defizit pro Monat

mm

%

-9,5

-15,6

+56,7

+93,2

+8,1

+14,7

+1,6

+2,6

-12,7

-17,0

+29,0

+33,5

+51,3

+63,3

+0,9

+1,3

+49,4

+71,0

+49,4

+71,0

+80,3

+99,9

+10,6

+14,1

Überschuss / Defizit seit Anfang Februar 2023

mm

%

-9,5

-15,6

+75,6

+38,5

+55,3

+31,3

+57,0

+23,7

+44,3

+14,1

+73,3

+18,3

+124,7

+25,8

+125,5

+22,8

+175,0

+28,2

+175,0

+28,2

+323,1

+41,8

+333,6

+39,4

Boden

Die Böden in NRW sind weiterhin vollständig gesättigt bzw. übersättigt.

  • Verglichen mit den langjährigen Bodenfeuchtegehalten für diese Jahreszeit weisen die Böden in NRW (Gesamtboden bis 1,8 m Tiefe) nach den überdurchschnittlichen Niederschlägen der letzten Monate nahezu keine Dürreerscheinungen mehr auf.
  • In fast ganz NRW ist der Boden in den oberen Bodenschichten im Bereich vollständiger Sättigung (nFK bei rd. 100 %). Im Norden NRW´s sind die Böden überwiegend übersättigt (nFK > 100 %), d.h. das überschüssige Wasser, welches der Boden nicht mehr speichern kann, versickert in tiefere Bodenschichten bzw. fließt als Oberflächenabfluss in die Gewässer (siehe jeweils Grafik "Pflanzenverfügbares Wasser"). 
  • Die folgenden Grafiken zeigen die aktuelle Bodenfeuchte eingeordnet anhand des Bodenfeuchteindex (SMI) für den Gesamtboden und den Oberboden sowie das Pflanzenverfügbare Wasser beschrieben mittels der nutzbaren Feldkapazität des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).

Dürrezustand: Bodenfeuchte von weiß= keine bis leichte Trockenheit, gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre" und "Pflanzenverfügbares Wasser: nutzbare Feldkapazität (nFK) von rot = Welkepunkt über gelb = Trockenstress bis dunkelblau = vollständige Sättigung bis Übersättigung

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im Vergleichszeitraum 1951-2015 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, < 5 % aller Jahre = extreme Dürre, < 2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Der UFZ-Dürremonitor trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Im Januar 2024 weisen zwei Drittel der Grundwassermessstellen hohe bis absolute Maximal-Grundwasserstände auf.

Die sehr hohen Niederschlagsummen der vergangenen Monate haben zu einem deutlichen Anstieg der Grundwasserstände (GW-Stände) geführt. Dieser Anstieg hält auch im Januar 2024 noch an. 

Durch die hohen und länger anhaltenden Wasserstände in den Oberflächengewässern in NRW, insbesondere während der Hochwasserlage Ende Dezember / Anfang Januar hat sich in einigen oberlächengewässernahen Bereichen ein Grundhochwasser ausgebildet. Dabei ändert sich das Strömungsgefälle, so dass das Grundwasser nicht mehr den Flüssen zuströmt, sondern das Wasser aus dem Fluss in den Grundwasserleiter strömt. Dies führt dann in den betroffenen Bereichen zu temporär steigenden und erhöhten Grundwasserständen. Dabei kann der Grundwasserstand in Abhängigkeit der Untergrundverhältnisse und der Entfernung zum Oberflächengewässer auch nach dem Ablauf des Hochwassers noch weiter ansteigen. Mögliche Gefahren durch das Grundhochwasser sind Überflutungen an Gebäuden (Keller, Tiefgaragen etc.) oder Gebäudeschäden durch Wasserdruck und Auftrieb. 

Die aktuellen GW-Stände im Januar lassen sich, im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen für diesen Monat, wie folgt einordnen: 

  • Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände (inkl. abs. Maxima) liegt bei rd. 67 % und hat im Vergleich zum Vormonat (rd. 58 %) nochmals zugenommen. Davon weisen rd. 32 % der Grundwassermessstellen (GWM) ein absolutes Maximum auf (Vormonat: 26 %).
  • Der Anteil der GWM mit sehr niedrigen bis niedrigen GW-Ständen (inkl. abs. Minima), hat mit rd. 6 % nochmals abgenommen (Vormonat: 9 %).
  • Der Anteil der GWM mit mittleren GW-Ständen (rd. 27 %) hat ebenfalls nochmals abgenommen (Vormonat: 33 %). 
  • Im Vergleich zum Vorjahr (Januar 2022) sind in rd. 95 % der GWM höhere GW-Stände gemessen worden.
  • Im Vergleich zum Januar 2017 wurden im Januar 2024 an rd. 90 % der GWM höhere GW-Stände gemessen und die Defizite der letzten Jahre weiter ausgeglichen. 

Hinweis: Im Zuge der Auswertung der Grundwasserstände wurden für jede Grundwassermessstelle die aktuellen Messwerte des Auswertemonats mit allen für die Messtelle zur Verfügung stehenden Messungen im Auswertemonat verglichen und klassifiziert. Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

Fließgewässer

Beruhigung der Hochwasserlage im Verlauf des Januars. Gewässer aktuell im Mittelwasserbereich.

  • Nach der fast flächendeckenden Hochwasserlage in NRW zwischen Ende Dezember 2023 und Anfang Januar 2024 haben sich die Wasserstände in den Einzugsgebieten in NRW im Laufe des Januars deutlich normalisiert und haben sich im Wesentlichen dem Mittelwasser-Bereich angenähert. 
  • Dementsprechend liegt Ende Januar in keinem der Einzugsgebiete in NRW eine Hoch- oder Niedrigwassersituation vor.

Talsperren

Die Talsperrenfüllstände befinden sich unter Berücksichtigung der Jahreszeit weiterhin auf einem hohem Niveau.

Aufgrund des überdurchschnittlich nassen Wasserwirtschaftsjahres 2023 und der sehr nassen Monate November und Dezember 2023 liegen die Talsperrenfüllstände unter Berücksichtigung der Jahreszeit auch zu Beginn des Wasserwirtschaftsjahres 2024 mit rd. 79 % (Stand: 31.01.2024) weiterhin auf einem hohen Niveau.

Differenziert nach Einzugsgebieten stellt sich die Situation der Talperrenfüllstände wie folgt dar (Stand:01.02.24):

  • Ruhr-Talsperren: Füllstand ca. 86 %, aktuell gleichbleibend.
  • Rur-Talsperren: Füllstand ca. 66 %, aktuell steigend.
  • Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 88 %, aktuell gleichbleibend.
  • Wupper-Talsperren: Füllstand ca. 80 %, aktuell steigend. 

In der ersten Januarhälfte fanden noch an vereinzelten Talsperren Entlastungen in Form erhöhter Abgaben statt, ansonsten befinden sich die Talsperren im Wesentlichen wieder im Normalbetrieb gemäß des jahreszeitlichen Betriebsplans. Im Rahmen der jahreszeitlich variablen Betriebspläne reduzieren die Talsperrenbetreiber derzeitig die Hochwasserschutzräume in den Talsperren nach und nach auf das sommerliche Niveau. Demnach werden i.d.R. die Talperrenabgaben niederiger eingestellt als die Zuflüsse in die Talsperren mit dem Ziel, die Wasserversorgung für den Sommer sicherzustellen. Im Rahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes kann es jedoch jederzeit zu Änderungen der Talsperrensteuerung kommen.

Ausblick

Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes vom 08.01.2024 für den Zeitraum 05.02. bis 03.04.2024

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.

Weiterführende Daten und Informationen des LANUV: