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Hydrologischer Status NRW zum 30.06.2023

04. Juli 2023

Niederschlag

Durchschnittlicher Niederschlag im Juni im Vergleich zum langjährigen Mittel

  • Im Juni 2023 sind in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Durchschnitt rd. 62 mm Niederschlag gefallen. Davon im Mittel etwa 45 mm - lokale Spitzenwerte lagen jedoch sogar bei um die 100 mm - während der Starkregenlage am 22. und 23. Juni.
  • Der Summenwert für den Juni 2023 liegt trotz des Starkregenereignisses unterhalb des langjährigen Mittelwerts (1881-2017) für Juni mit 75 mm. Abzüglich der innerhalb eines Tages gefallenen sehr hohen Niederschläge während der Starkregenlage war der Juni landesweit noch deutlicher defizitärer (also deutlich trockener als gewöhnlich).
  • In den letzten 12 Monaten sind im Mittel rd. 805 mm Niederschlag gefallen, wodurch sich im Vergleich zum langjährigen Mittel ein Gesamtdefizit von rd. -43 mm für diesen Zeitraum ergibt. Dies entspricht einer relativen Abweichung von rd. -5 % gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten.
  • Die relativen Abweichungen der letzten Jahre für den identischen Zeitraum betrugen zum Vergleich:
    • Juli 2018 – Juni 2019    -20,3 %
    • Juli 2019 – Juni 2020      -3,3 %
    • Juli 2020 – Juni 2021      -7,0 %
    • Juli 2021 – Juni 2022      -8,4 %
    • Juli 2022 – Juni 2023      -5,0 %

Übersicht über die Niederschläge der letzten 12 Monate (Datenquellen: DWD, LANUV)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich,  rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt

  

Juli
22

Aug. 22

Sept. 22

Okt. 22

Nov. 22

Dez. 22

Jan. 23

Feb. 23

März 23

April 23

Mai
23

Juni
23

monatl. Niederschlag

mm

38,2

17,6

111,4

35,9

53,8

86,3

103,0

51,3

117,5

63,3

65,2

61,9

summiert

mm

38,2

55,8

167,2

259,9

256,9

343,2

446,2

497,5

615,0

678,3

743,5

805,4

Mittel 1881-2017

mm

87,5

81,9

67,5

69,6

72,4

79,6

74,5

60,8

60,4

55,1

63,5

75,0

summiert

mm

87,5

169,3

236,8

306,5

378,9

458,5

533,0

593,8

654,2

709,3

772,8

847,9

Überschuss / Defizit pro Monat

mm

%

-49,3

-56,3

-64,3

-78,5

+43,9

+65,0

-33,7

-48,4

-18,6

-25,7

+6,7

+8,4

+28,5

+38,3

-9,5

-15,7

+57,1

+94,5

+8,2

+14,9

+1,7

+2,6

-13,1

-17,5

Überschuss / Defizit seit Juli 2022

mm

%

-49,3

-56,3

-113,5

-67,0

-69,6

-29,4

-103,3

-33,7

-121,9

-32,2

-115,3

-25,1

-86,7

-16,3

-96,3

-16,2

-39,2

-6,0

-31,0

-4,4

-29,3

-3,8

-42,5

-5,0

Boden

Die Böden zeigen in großen Teilen NRW´s Dürreerscheinungen.

  • Als Folge der deutlich zu trockenen zweiten Maihälfte und des Junis weisen die Böden in NRW Ende Juni moderate bis schwere, teils extreme Dürreerscheinungen auf. Lediglich in Teilen NRW´s (siehe weiße Flächen in der Abbildung für Ende Juni 2023, links) liegen keine signifikanten Dürreerscheinungen vor.
  • Das Starkregenereignis am 22. und 23. Juni brachte in den betroffenen Gebieten nur in den oberflächennahen Bodenschichten eine deutliche Entspannung. Für eine wesentliche Aufsättigung der tieferen Bodenschichten waren auch diese hohen Niederschlagsmengen nicht ausreichend, zumal aufgrund der hohen Niederschlagsintensität das Wasser nicht vollständig versickern konnte und zu erheblichen Teilen oberflächlich abgeflossen ist.
  • Die drei Grafiken zeigen den Dürrezustand des Gesamtbodens bis in eine Tiefe von 1,80 m des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung für die Jahre 2023, 2018 und 2019 (https://www.ufz.de/index.php?de=37937). Demnach sind die aktuellen Dürreerscheinungen in Teilen ausgeprägter als zu Beginn des Dürrejahres 2018. Im Vergleich zum Jahr 2019 treten die extremen und außergewöhnlichen Dürreerscheinungen vorwiegend lokal auf.

Bodenschicht bis ca. 1,8 m Tiefe: Bodenfeuchte von gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im gleichen Zeitraum des Jahres für alle Jahre seit 1951 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, <   5 % aller Jahre = extreme Dürre, <   2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Er trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Grundwasserstände im Juni 2023 im Wesentlichen im mittleren Bereich.

  • Aufgrund der überdurchschnittlichen Niederschläge im nahezu gesamten hydrologischen Winterhalbjahr 2023 haben sich die Grundwasserstände (=GW-Stände) deutlich erholt. Seit Dezember 2022 hat eine Verschiebung von für die Jahreszeit deutlich zu niedrigen hin zu mittleren GW-Ständen im Mai 2023 stattgefunden. Im Juni hingegen zeigte sich eine jahreszeittypische Entwicklung hin zu mittleren bis niedrigen Grundwasserständen. 
  • Im Juni weist der größte Anteil der Grundwassermessstellen (rd. 55 %) mittlere GW-Stände auf (Vormonat: 60 %).
  • An insgesamt rd. 34 % der Grundwassermessstellen wurden im Juni, im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen für diesen Monat, deutlich zu niedrige GW-Stände beobachtet (Vormonat: rd. 21 %). Davon weisen rd. 7 % der Grundwassermessstellen ein absolutes Minimum für den Monat Juni auf (Vormonat: rd. 6 %).
  • Der Anteil der Grundwassermessstellen mit hohen bis sehr hohen GW-Ständen liegt bei rd. 11 % (Vormonat: 19 %).
  • Im Vergleich zum Vorjahr sind in rd. 70 % der GWM höhere GW-Stände gemessen worden.
  • Im Vergleich zum Juni 2016 wurden im Juni 2023 lediglich an 25 % der Grundwassermessstellen höhere GW-Stände gemessen. Hier zeigen sich weiterhin die Auswirkungen der deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten in den hydrologischen Jahren 2017 bis 2019 und 2022.

Hinweis: Im Zuge der Auswertung der Grundwasserstände wurden für jede Grundwassermessstelle die aktuellen Messwerte des Auswertemonats mit allen für die Messtelle zur Verfügung stehenden Messungen im Auswertemonat verglichen und klassifiziert. Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

Fließgewässer

Die Fließgewässer in NRW zeigen Ende Juni im Wesentlichen jahreszeittypische, teilweise leicht unterdurchschnittliche Wasserstände. Rhein und Weser liegen unterhalb des Mittelwassers.

Talsperren

An den großen Talsperrensystemen in NRW sind fallende Wasserstände zu beobachten, die Talsperrenfüllstände befinden sich aber weiterhin auf einem hohem Niveau.

  • Ruhr-Talsperren: Füllstand ca. 91 %, Tendenz leicht fallend.
  • Rur-Talsperren: Füllstand ca. 79 %, Tendenz fallend.
  • Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 85 %, Tendenz fallend.
  • Wupper-Talsperren: Füllstand ca. 86 %, Tendenz fallend.

Die Füllgrade der Talsperren lagen zu Beginn des Wasserwirtschaftsjahres 2023 (01.11.22) aufgrund des trockenen wasserwirtschaftlichen Sommerhalbjahres 2022 auf einem eher unterdurchschnittlichen Niveau. Erst ab Mitte Dezember 2022 ist im Zuge der überwiegend überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen von Dezember 2022 bis April 2023 ein signifikanter Anstieg der Füllstände zu beobachten. Im Juni sind die Stauinhalte um wenige Prozentpunkte gefallen.

Ausblick

Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes vom 30.06.2023 für den Zeitraum 03.07. bis 30.07.2023

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.

Weiterführende Daten und Informationen des LANUV: