Treibhausgas-Emissionsinventar Nordrhein-Westfalen

Höhere Emissionen klimarelevanter Gase 2021 und 2022 gegenüber dem Jahr 2020

©panthermedia.net Jörg Röse-Oberreich

Im aktuellen Treibhausgas-Emissionsinventar veröffentlicht das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz vorläufige Daten für das Jahr 2022 sowie das abschließende Inventar für das Jahr 2021.

Für das Jahr 2021 war gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme der Treibhausgasemissionen um 7 Prozent zu verzeichnen. Für das Jahr 2022 sind vorläufig insgesamt Treibhausgasemissionen von 217,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (CO2eq) ermittelt worden. Die Emissionen sind im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Millionen Tonnen CO2eq bzw. 0,1 Prozent gesunken. Gegenüber 1990 liegen die Emissionen im Berichtsjahr 2022 voraussichtlich um rund 41 Prozent niedriger.

In der Energiewirtschaft zeigt die Emissionsentwicklung im Jahr 2022 weiterhin einen zunehmenden Trend. In diesem Sektor steigen die Emissionen in Nordrhein-Westfalen um ca. 6,3 Millionen Tonnen CO2eq. Das entspricht einer Erhöhung um 6,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Im Bundesdurchschnitt sind die Emissionen des Sektors Energiewirtschaft laut Umweltbundesamt 2023 im gleichen Zeitraum um 4,4 Prozent angestiegen.

Die Stein- und Braunkohleeinsätze zur Gewinnung von Strom und Wärme sind weiter angestiegen. Der Arbeitskreis Energiebilanzen (AGEB 2023) erklärt den vermehrten Einsatz dieser Energieträger mit der Substitution einer verminderten Stromerzeugung aus importiertem russischen Erdgas. Emissionssteigernd wirkte sich laut Umweltbundesamt zudem eine insgesamt vermehrte Stromproduktion als Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung und zur Beendigung der enormen Abhängigkeit von russischen Energieträgern aus.

Die erhöhte Bereitstellung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen konnte den Rückgang konventioneller Energieträger bei gleichzeitigem Mehrbedarf noch nicht ausgleichen.

Die Erhebungen für das landesweite Emissionskataster ergeben für den Straßenverkehr in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2022 Emissionen in Höhe von 26,7 Millionen Tonnen CO2eq. Dies entspricht einer Emissionssteigerung um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2021.Deutschlandweit hat das Umweltbundesamt eine Erhöhung der Emissionen aus dem Straßenverkehr um 0,6 Prozent abgeschätzt. Im Jahr 2022 wurden Beschränkungen der Pandemie-Jahre aufgehoben, was zu einer Zunahme des Pkw-Verkehrs geführt hat. Auch die temporäre Einführung des „9-Euro-Tickets“ sowie die hohen Kraftstoffpreise konnten dieser Entwicklung laut Umweltbundesamt nicht entgegenwirken. Emissionssteigernd hat sich offenbar auch die zeitweilige Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe ausgewirkt.

Das Umweltbundesamt hat deutschlandweit für den Sektor Haushalte und Kleinverbraucher eine Emissionsminderung von 5,3 Prozent ermittelt. Auf Nordrhein-Westfalen übertragen entspricht diese Entwicklung einer vorläufigen Emissionsminderung von rund 1,4 Millionen Tonnen CO2eq gegenüber dem Jahr 2021. Gründe für die geringeren Treibhausgasemissionen aus privaten Haushalten können Witterungseffekte sowie Einspar- und Substitutionsbemühungen der Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund gestiegener Energiepreise sein.

Die Emissionen im Sektor Industrie sind nach vorläufigen Erhebungen im Jahr 2022 um 6,5 Prozent gesunken. Mit Ausnahme der Nahrungsmittelindustrie sind in Nordrhein-Westfalen bei allen energieintensiven Industrien rückläufige Emissionswerte zu verzeichnen. Ähnlich wie im Sektor Haushalte und Kleinverbrauch werden auch hier die im Jahr 2022 inflations- und krisenbedingt stark angestiegenen Energiekosten als Grund für entsprechende Einspar- und Substitutionsbemühungen angegeben.

Geringe bis keine Änderungen werden für die Bereiche Abfall, Landwirtschaft und flüchtige Emissionen aus Brennstoffen angenommen.

Die vorläufigen Erhebungen stützen sich auf bisher vorliegende Daten, insbesondere aus den Berichten des Emissionshandels.

 

Welche Gase sind klimarelevant und was sind CO2-Äquivalente (CO2eq)?

Das Treibhausgas-Emissionsinventar Nordrhein-Westfalen orientiert sich an den Vorgaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC 2006, 2019). Die Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (Lachgas, N2O), Schwefelhexafluorid (SF6,), Stickstofftrifluorid (NF3) und die Gruppen der teilfluorierten Kohlenwasserstoffe (HFC) und perfluorierten Kohlenwasserstoffe (PFC) werden darin für die IPCC-Sektoren Energie, Industrieprozesse, Landwirtschaft, Abfall und Sonstige dokumentiert.

Die einzelnen Gase haben eine unterschiedliche Klimawirkung. Methan hat beispielweise eine 24mal höhere Klimaschädlichkeit als CO2. Die Treibhausgasemissionen werden in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2eq) angegeben. Die Freisetzung einer Tonne Methan entspricht somit 24 Tonnen CO2eq.

 

Treibhausgas-Emissionsinventar NRW:

https://www.lanuv.nrw.de/klima/klimaschutz/treibhausgas-emissionsinventar

 

Informationen des Umweltbundesamtes:

https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung

 

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