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B9 - Gewässerstruktur
1) Grad der Veränderung der Gewässerstruktur
(Machbarkeit:1, DPSIR-Einstufung: S, Einheit: 7 Klassen
2) Anteil der Querbauwerke mit einer guten fischökologischen Durchgängigkeit in Fließgewässern
(Machbarkeit:1, DPSIR-Einstufung: S, Einheit: [%]
Stand: 31.01.2022
Grafische Darstellung, Trend und Status :
Wählen Sie die darzustellenden Bundesländer aus:
Abb.: Grad der Veränderung der Gewässerstruktur für Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet ab 10 km2 (Berlin untersucht Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet von >100 km2)
Abb.: Anteil der signifikanten Querbauwerke mit einer guten fischökologischen Durchgängigkeit stromauf in Fließgewässern > 100 km² Einzugsgebiet (Hessen und Mecklenburg-Vorpommern untersuchen Fließgewässer ab einem Einzugsgebiet von > 10 km²)
Definition und Berechnungsverfahren:
zu 1)
Der Indikator „Struktur der Fließgewässer“ dokumentiert aufgrund seiner regelmäßigen Fortschreibung die sukzessive Verbesserung der Gewässerstruktur unter Anwendung der LAWA Gewässerstrukturklassifizierung. Vor dem Hintergrund der in weiten Teilen stark veränderten Gewässerstruktur auf der einen Seite und streckenweise begründeten Restriktionen bei der Gewässerentwicklung auf der anderen, ist die erreichbare Natürlichkeit der Gewässerstruktur in zwei Kategorien zu differenzieren. Dies sind einmal „erheblich veränderte“ Fließgewässer, für die aufgrund spezifischer Nutzungen nur eine eingeschränkte Entwicklung der Gewässerstruktur möglich ist und zum zweiten "nicht erheblich veränderte" Fließgewässer, für die eine Entwicklung nur mit geringen oder ohne Restriktionen ermöglicht werden kann.
In die Berechnung des Indikators gehen alle Fließgewässer ab einem Einzugsgebiet von 10 km2 (WRRL-Berichtsnetz) ein, für die durch das Übersichts- oder das Vor-Ort-Verfahren der LAWA die Gewässerstrukturklasse ermittelt worden ist. Aufgrund methodischer Unterschiede in den Kartierverfahren werden die Bundeswasserstraßen ausgenommen. Die Bezugsnetze der beiden Gewässerkategorien werden von den Bundesländern definiert. Für alle berücksichtigten Fließgewässerstrecken erfolgt zunächst die Zuordnung der Strukturklasse gemäß der 7-stufigen LAWA- Klassifizierung zur Ermittlung der Gewässerstruktur. In einem zweiten Schritt werden die Fließgewässer entsprechend ihrer Kategorie eingestuft. Die Zuordnung obliegt den Fachbehörden der Länder. In einem dritten Schritt wird die mittlere Strukturklasse für jede Kategorie getrennt ermittelt. Die Darstellung erfolgt auf einer siebenstufigen Skala als Grad der Abweichung vom natürlichen Zustand (1 = unverändert, 2 = gering verändert, 3 = mäßig verändert, 4 = deutlich verändert, 5 = stark verändert, 6 = sehr stark verändert, 7 = vollständig verändert).
Die Bilanzierung der Fließgewässerkategorien erfolgt durch Mittelwertbildung über alle Strecken der jeweiligen Kategorie. Durch die Verwendung des Mittelwertes wirken sich Verbesserungen auch in den schlechteren Strukturklassen (z. B. Verbesserungen von Strukturklasse 7 nach 6) auf die Bilanzierung aus.zu 2)
Der Indikator „Durchgängigkeit Fischaufstieg“ ist definiert als Anteil der für den Fischaufstieg durchgängigen Querbauwerksstandorte im Verhältnis zur Gesamtzahl der signifikanten Querbauwerksstandorte in den Gewässern >100 km2. Gewässer dieser Größenklasse sind die wesentlichen Verbindungsgewässer für die diadromen (Wanderfische, die Abschnitte ihres Lebens im Meer verbringen) und die potamodromen (Wanderfische innerhalb eines Flußgebietes) Fischarten. Bei diesen besonders bedeutsamen Gewässern sollte die Durchgängigkeit möglichst aller Querbauwerksstandorte für den Fischaufstieg angestrebt werden (Ausnahme: Talsperren).
Berechnet wird der prozentuale Anteil der für den Fischaufstieg als durchgängig eingestuften Querbauwerksstandorte an der Gesamtzahl der signifikanten Querbauwerksstandorte an Gewässern mit einem Einzugsgebiet >100 km2 einschließlich der Bundeswasserstraßen. Die Einstufung der Durchgängigkeit obliegt den Fachbehörden der Länder. Berechnet wird der Wert für jedes einzelne Bundesland oder auch bundeseinheitlich. Datengrundlage sind die Querbauwerkskataster der Bundesländer, die im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie aufgestellt wurden. Es werden nur die als signifikant eingestuften Querbauwerksstandorte in Fließgewässern >100 km2 berücksichtigt.
Bedeutung:
zu 1)
Fließgewässer erzeugen durch ihre hydrodynamischen Prozesse eine besondere Vielfalt an Lebensräumen und Arten. Der Zustand der Gewässerstruktur steht damit für die hydromorphologische und ökologische Integrität dieser Landschafts- und Lebensräume und sichert ihren Arten - bei guter Wasserqualität- einen nachhaltigen Bestand.Der Indikator „Struktur der Fließgewässer“ trägt sowohl der Entwicklung der Gewässerstruktur unter restriktiven Bedingungen als auch der Strukturentwicklung von Fließgewässern ohne erhebliche Restriktionen Rechnung. Der Indikator dokumentiert umfassend und integrierend alle Veränderungen wie z. B. durch Renaturierungsmaßnahmen.
zu 2)
Die ökologische Durchgängigkeit der Fließgewässer ist für viele wandernde aquatische Organismen aber auch für den Feststoffhaushalt von besonderer Bedeutung. Für viele Fischarten ist eine ungestörte Wanderung notwendig, um die für den Lebenszyklus und den Fortbestand wesentlichen Lebensräume innerhalb der Gewässer, der Auen und der marinen Lebensräume zu erreichen.
Die Herstellung der Durchgängigkeit für den Fischaufstieg an den als signifikant eingestuften Querbauwerken in Gewässern >100 km2 Einzugsgebiet begründet für viele Fischarten die Entwicklung nachhaltig lebensfähiger Bestände. Dies gilt insbesondere für die Wiederansiedlung von Wanderfischen, die Abschnitte ihres Lebens im Meer verbringen (diadrome Arten wie z.B. Lachs und Aal). Ebenso gilt dies für Arten, die größere Wanderungen innerhalb eines Flussgebietes unternehmen (potamodrome Arten wie z.B. Barbe, Nase, Rapfen). Die schrittweise Verbesserung der Durchgängigkeit unterliegt einer hohen öffentlichen Aufmerksamkeit.
Landesspezifika / Stand:
Zu 1) und 2)
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Datenlage |
Zielstellungen |
Baden-Württemberg |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet,
9608 km Gesamtlänge, davon 2568 km aus Feinkartierung |
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Bayern |
1) und 2) keine Beteiligung |
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Berlin |
1) Gewässer > 100 km2 Einzugsgebiet, zusätzlich Stadtspree, |
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Brandenburg |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
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Bremen |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebietsgröße exkl. Bundeswasserstraßen, |
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Hamburg |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
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Hessen |
1) Gewässernetz > 20 km2 Einzugsgebiet excl. Bundeswasserstraßen und Talsperren 2009 bis 2011; Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet excl. Bundeswasserstraßen und Talsperren ab 2012 |
Zur Entwicklung der gewässerökologisch notwendigen Strukturen in den Fließgewässern und zur Förderung ihrer Eigendynamik besteht ein Bedarf zur Bereitstellung von Flächen in einer Größenordnung von 4.460 ha. Strukturverbessernde Maßnahmen im und am Gewässer sind auf 2.140 km Fließgewässerlänge vorgesehen. (Quelle: Hessische Biodiversitätsstrategie 2016) |
Mecklenburg-Vorpommern |
1) Gewässernetz > 20 km2 Einzugsgebiet,
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Niedersachsen |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, Stand 2015. Die Gesamtlänge der WRRL-Fließgewässerwasserkörper beträgt ca. 17.830 km, einschließlich künstlicher Kanäle. Für 17.400 km Gewässerkilometer liegt eine Übersichtskartierung in 1000 m Abschnitten vor. In den Jahren 2010 bis 2014 erfolgte für ca. 10.240 Gewässerkilometer (779 von 1.562 Fließgewässerwasserkörpern) eine Kartierung nach dem Detailverfahren in 100 m Abschnitten. Gemäß 2. BWP stellt der Gewässerausbau für ca. 1.539 Fließgewässerwasserkörper eine signifikante Belastung dar.
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Gemäß den Zielvorgaben der EG-WRRL sind für natürliche Wasserkörper (NWB) ein guter Ökologischer Zustand und für erheblich veränderte Wasserkörper (HMWB) sowie künstliche Wasserkörper (AWB) ein gutes ökologisches Potential bis 2027 mit geeigneten Maßnahmen zu erreichen. Diese Umwelt- bzw. Bewirtschaftungsziele (WHG) sind zum einem mit der Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an allen Fließgewässerwässern in Niedersachsen, insbesondere in der überregionalen und regionalen Fischwanderkulisse und in den wichtigen Laich- und Aufwuchsgewässern zu erreichen sowie die Wiederherstellung von naturnahen Gewässerstrukturen und Gewässerlebensräumen an Fließgewässern. (Quelle: 3. BWP) |
Nordrhein-Westfalen |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
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Rheinland-Pfalz |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet excl. Bundeswasserstraßen, |
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Saarland |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
1) Natürliche Gewässer: Verbesserung der durchschnittlichen Gesamtbewertung der Gewässerentwicklungsfähigkeit (GEF-Bewertung) auf 2,08 bis 2027 bzw. auf 2,06 bis 2039. |
Sachsen |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
Zu 1) Verbesserung des Zustands der Gewässer insbesondere auch bezüglich des Wasserhaushaltes und der Entwicklung naturnäherer Gewässerstrukturen.“ (Nachhaltigkeitsstrategie für den Freistaat Sachsen 2018) |
Sachsen-Anhalt |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
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Schleswig-Holstein |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet,
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Thüringen |
1) Gewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet, |
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Bund |
Derzeit kann kein Gesamtwert für Deutschland angegeben werden, da nicht für alle Bundesländer Werte vorliegen. |
kein Ziel |
Klärungsbedarf, Weiterentwicklung, weitere Schritte:
zu 2)
Die Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit konzentriert sich aufgrund technischer Möglichkeiten derzeit primär auf die Herstellung des Fischaufstiegs. Sobald für den ökologisch ebenso wichtigen Fischabstieg ein "Stand der Technik" existiert, sollte dieser Indikator zu einem Indikator "fischökologische Durchgängigkeit" weiter entwickelt werden.
"Verwandte" Indikatoren im Set:
B8
Ökologischer Zustand oberirdischer Binnengewässer
Literatur:
SH zu 1) http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/jahrbe06/Gewaesser/4Gewaesserstruktur.pdfHB zu 1) http://www.umwelt.bremen.de/de/detail.php?gsid=bremen179.c.3228.de
LIKI-Vertreterin
Landesanstalt für Umwelt Baden-WürttembergReferat "Nachhaltigkeit"
Griesbachstr. 1
76185 Karlsruhe
Tel.: 0721-5600-1542
Fachansprechpartner
Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-PfalzKaiser-Friederich-Str. 7
55116 Mainz
Tel.: 06131-6033-1817
Weitere Ansprechpartner:
LAWA-AO
Tel.:
Datentabelle: Grad der Veränderung der Gewässerstruktur 2009 und 2015
erheblich veränderte Gewässer (2009) | erheblich veränderte Gewässer (2015) | nicht erheblich veränderte Gewässer (2009) | nicht erheblich veränderte Gewässer (2015) | |
---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg | 5,44 | 5,82 | 3,68 | 3,63 |
Berlin | 5,90 | 5,90 | 5,00 | 3,85 |
Brandenburg | 5,11 | --- | 4,28 | --- |
Bremen | 5,78 | 5,63 | 5,33 | 3,19 |
Hamburg | 4,79 | --- | --- | --- |
Hessen | 6,36 | 5,95 | 4,69 | 4,87 |
Mecklenburg-Vorpommern | 4,78 | 4,83 | 3,85 | 3,74 |
Niedersachsen | 5,26 | 5,50 | 4,07 | 4,30 |
Nordrhein-Westfalen | 5,82 | 5,76 | 4,25 | 4,05 |
Rheinland-Pfalz | 5,83 | 5,28 | 4,40 | 4,19 |
Saarland | 5,80 | 4,61 | 3,82 | 2,49 |
Sachsen | 5,43 | 5,71 | 4,50 | 4,57 |
Sachsen-Anhalt | 5,96 | 5,96 | 4,73 | 4,73 |
Schleswig-Holstein | 5,55 | 5,80 | 5,14 | 5,00 |
Thüringen | 4,66 | --- | 4,12 | --- |
Deutschland | 5,39 | --- | 4,35 | --- |
Datentabelle: Durchgängigkeit Fischaufstieg, Anteil der signifikanten Bauwerke
2009 | 2015 | |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 25,99 | 34,10 |
Bayern | --- | --- |
Berlin | 27,00 | 21,90 |
Brandenburg | --- | --- |
Bremen | 83,30 | 83,30 |
Hamburg | --- | --- |
Hessen | 51,75 | 51,68 |
Mecklenburg-Vorpommern | 40,60 | 58,10 |
Niedersachsen | 58,18 | 14,00 |
Nordrhein-Westfalen | --- | --- |
Rheinland-Pfalz | 44,10 | 61,17 |
Saarland | 44,00 | 51,00 |
Sachsen | 44,00 | 43,60 |
Sachsen-Anhalt | 45,98 | 50,00 |
Schleswig-Holstein | 80,95 | 81,00 |
Thüringen | --- | --- |
Deutschland | 44,55 | --- |