Rettung der bedrohten Feldhamster durch Nachzucht und Auswilderung

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In diesen Wochen werden in Nordrhein-Westfalen Feldhamster ausgewildert, die in einem Artenschutzprogramm beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz nachgezüchtet wurden. In diesem Jahr sollen über 250 Feldhamster in die Freiheit entlassen werden. Seit 2019 wurden insgesamt mehr als 1500 nachgezüchtete Feldhamster ausgewildert.

Zu Beginn der 2000er Jahre bis 2010 hatte die Population der Feldhamster in Nordrhein-Westfalen extrem abgenommen, so dass die Art hier bei uns vom Aussterben bedroht war. Es wurde begonnen, Flächen zu schützen, um Lebensräume für den Feldhamster zu erhalten. Das allein sollte nicht genügen. In den Jahren 2015 und 2016 sah es für den Feldhamster so schlecht aus, dass das NRW-Umweltministerium die Erweiterung des Artenschutzprogramms für den Feldhamster beschlossen hat.

Letzte lebende Exemplare wurden in Zülpich eingefangen und in das LANUV-Artenschutzzentrum verbracht, um dort in Kooperation mit dem Gaia-Zoo Kerkrade eine Erhaltungszucht aufzubauen. Nach sieben Jahren, in denen in Zülpich keine Feldhamster mehr nachgewiesen wurden, sind nun endlich wieder Feldhamster in der Region, aus der die Gründertiere des Zuchtprogramms stammen.

Ursachen der Gefährdung

Die Lebensbedingungen für den Feldhamster  verschlechtern sich vor allem durch landwirtschaftliche Erntemethoden, bei denen Felder teilweise bereits im frühen Hochsommer schnell und vollständig abgeerntet und kurz nach der Ernte ohne Stoppelphase wieder umgebrochen werden. Durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird wichtige Zusatznahrung aus Insekten und Kräutern verringert. Der Verlust an kleinteiligen Strukturen in der Ackerlandschaft vernichtet Rückzugsmöglichkeiten. Auch der Verlust von Ackerflächen durch Bebauung und Versiegelung und die Zerschneidung der Landschaft durch große Straßen führten zur Verkleinerung und Isolierung der Feldhamstervorkommen. Gefährdet werden Feldhamster auch durch den Einsatz von Nagetiergiften und durch frei laufende Hunde und Katzen.

Gemeinsame Anstrengungen zur Rettung der Feldhamster

Für eine erfolgreiche Feldhamster-Auswilderung und vor allem zur Nachhaltigen Sicherung der Bestände ist die Arbeit vor Ort von größter Bedeutung. Neben den Naturschutzbehörden der Kreise und den Biologischen Stationen ist vor allem das Engagement der Landwirtschaft entscheidend.

Feldhamster sind auf Flächen angewiesen, auf denen ausreichend Futter und Deckung in der Zeit von Mai bis Oktober zur Verfügung stehen. Deshalb wurden Verträge mit den Landwirten geschlossen, die auf den Auswilderungsflächen auf Ernten verzichten, Getreide erst im Oktober abmähen und erst dann den Boden für die neue Einsaat bereiten. So haben die Feldhamster genügend Zeit Nahrung zu sammeln und in ihrem Bau für den Winter einzubunkern.

Die bisherigen Ergebnisse der Auswilderungen von Feldhamstern sind ermutigend. Wichtig bleiben die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den Akteuren vor Ort.

Hintergrundinformationen zum Feldhamster in NRW

Der Feldhamster wird etwa 20 bis 25 Zentimeter groß und hat eine auffällig bunte Fellzeichnung: Das gelblich-braune Rückenfell des Nagers steht im Kontrast zu dem schwarzen Bauchfell, Kopf und Flanken haben weiße Flecken, auch die Pfoten sind weiß, der kurze Schwanz rotbraun. Mit seinem kräftigen, gedrungenen Körperbau, den mittelgroßen runden Ohren und den kurzen Beinen mit kräftigen Füßen ist er an das Leben unter der Erde gut angepasst. Der Feldhamster ist eine Charakterart struktur- und artenreicher Ackerlandschaften mit tiefgründigen, nicht zu feuchten Löss- und Lehmböden und tiefem Grundwasserspiegel. Diese Bodenverhältnisse benötigt er zur Anlage seiner selbst gegrabenen, verzweigten Bausysteme. Im Sommer befinden sich diese meist 40 bis 50 Zentimeter unter der Erdoberfläche, im Winter in einer Tiefe von bis zu 2 Metern. Entscheidend für das Überleben der überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere sind genügend Deckung sowie ein ausreichendes Nahrungsangebot auf den Feldern, da der Feldhamster seine Nahrung oberirdisch sucht. Bevorzugt werden Wintergetreide und mehrjährige Feldfutterkulturen, günstig sind auch Sommergetreide und Körnerleguminosen. Nach Beendigung des rund sechsmonatigen Winterschlafs werden die Tiere im April oder Mai aktiv. Ab Spätsommer „hamstern“ sie Getreide, Wildkrautsamen, Hülsenfrüchte, auch Stücke von Rüben und Kartoffeln als Vorrat für den Winter.

Der Feldhamster galt jahrzehntelang als bedeutender landwirtschaftlicher Schädling. Noch bis in die 1980er Jahre waren die kleinen Nager so häufig, dass ihr Fang in Deutschland teilweise staatlich organisiert wurde (z.B. in der ehemaligen DDR). Heute hingegen ist der Feldhamster in der gesamten Europäischen Union eine streng geschützte Art. In Nordrhein-Westfalen sind seit den 1980er Jahren die Feldhamsterbestände sehr stark zurückgegangen.
 

Weitere Informationen zur Aussiedlung von Feldhamstern in NRW:

 

Zum Vertragsnaturschutz; Info der Landwirtschaftskammer NRW:

 

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