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FAQ zur Afrikanischen Schweinepest (ASP)


Was ist die Afrikanische Schweinepest?

  • Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine virusbedingte Infektionskrankheit. Es handelt sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Erreger dieser hochansteckenden und tödlichen Schweinekrankheit ist das African Swine Fever Virus (ASFV), welches ursprünglich nur in den afrikanischen Ländern verbreitet war.

Welche Tiere sind betroffen?

  • Die ASP betrifft ausschließlich Schweine (Haus- und Wildschweine). Eine Übertragung auf andere Tiere, wie zum Beispiel Jagdhunde, findet nicht statt.

Ist die ASP gefährlich für Menschen und andere Tiere?

  • Die Klassische und die Afrikanische Schweinepest sind zwei ähnlich verlaufende Erkrankungen bei Schweinen, werden aber durch unterschiedliche Viren verursacht. Beide sind nur für Schweine sehr gefährlich, Menschen oder andere Tiere können sich nicht anstecken. Gegen die Klassische Schweinepest gibt es einen Impfstoff, gegen die Afrikanische Schweinepest nicht. Klassische Schweinepest ist schon mehrmals in Deutschland aufgetreten, Afrikanische Schweinepest noch nie.

    Die Tierärztliche Hochschule Hannover hat einen Film über die wichtigsten Hinweise zur Afrikanischen Schweinepest veröffentlicht:

    Video der Tierärztlichen Hochschule.

Wo ist die ASP schon ausgebrochen?

  • Die Afrikanische Schweinepest ist im September 2020 erstmals in Deutschland im Bundesland Brandenburg nahe der polnischen Grenze bei Wildschweinen aufgetreten. Ursprünglich traten Infektionen in Afrika südlich der Sahara und in Ländern der kaukasischen Region gehäuft auf. Im Jahr 2007 sind erste Fälle der ASP in Russland und Georgien aufgetreten. Von dort aus hat sich die Tierseuche in den darauffolgenden Jahren in Osteuropa ausgebreitet. 2014 waren bereits die Länder Ukraine, Weißrussland sowie die EU-Mitgliedsstaaten Litauen, Polen, Lettland und Estland betroffen. Diese Länder meldeten mehrere ASP-Fälle von Wild- und Hausschweinen. Am 27. Juni 2017 meldete die Tschechische Republik den ersten Fall von ASP in der Wildschweinpopulation, einen Monat später wurden Ausbrüche in Rumänien bekannt. Im April 2018 erreichte die ASP Ungarn. Ende August 2018 wurde ein Fall unter Hausschweinen in Bulgarien bekannt und von Anfang September 2018 bis Ende August 2019 breitete sich die ASP in Belgien unter Wildschweinen aus. In 2020 ist die Zahl der Ausbrüche von ASP unter Haus- und Wildschweinen vor allem in Polen kontinuierlich gestiegen.


    Video des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI)
    über die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. (2007 bis 01/2019)

Wie kommt das Virus nach Deutschland?

  • Das FLI sieht eine hohe Gefahr, dass die ASP in Deutschland eingeschleppt wird, und warnt vor verheerenden Folgen für Tiergesundheit und Handel. Neben der wandernden Wildschweinepopulation sind besonders der Personen- und Fahrzeugverkehr zwischen den benachbarten Ländern und Deutschland wichtig. Insbesondere Touristen, Saisonarbeiter oder Spediteure  sollten keine Produkte vom Schwein oder Wildschwein aus den betroffenen Gebieten nach Deutschland bringen. Bei falscher Entsorgung können diese auch in geringen Mengen ansteckend für Wildschweine sein.
    Nicht nur der gewerbliche Warenverkehr wird streng kontrolliert: Die ungarischen Grenzbehörden führen immer wieder Gepäckkontrollen von Privatpersonen bei der Einreise aus der Ukraine nach Ungarn durch. Gesucht werden vor allem Lebensmittel tierischer Herkunft. Diese werden auf ASP-Erreger getestet. In ganz 2017 war eine von 44 Proben positiv, im Frühjahr 2018 war es schon eine von 12 Proben. Menschliches Fehlverhalten zählt zu den größten Einschleppungsrisiken.

    Quelle: BMEL

Wie wird die Erkrankung übertragen?

  • In ihrem Hauptverbreitungsgebiet, den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und einigen Mittelmeerländern kann die Erkrankung über Lederzecken übertragen werden. Dieser Übertragungsweg spielt jedoch in unseren Breiten keine Rolle. Die Erkrankung kann hier direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände übertragen werden. In Fleisch- und Wurstwaren ist das Virus über einen langen Zeitraum haltbar. Besonders kritisch sind dabei Reste von Lebensmitteln einzustufen, die aus ASP-Ausbruchsgebieten stammen. Unter ungünstigen Bedingungen kann ein unachtsam entsorgtes Wurstbrötchen ausreichen, um die Seuche einzuschleppen. Aber auch Futtermittel oder Transportfahrzeuge aus gefährdeten Gebieten können mit dem Virus kontaminiert sein. Besonders effizient ist die Übertragung über Schweiß (Blut). Kleinste Tropfen reichen für eine Infektion! Daher ist die Hygiene bei der Jagd besonders wichtig.

Wie wird die Erkrankung behandelt?

  • Eine Behandlung ist nicht möglich und überdies gesetzlich verboten. Für die Prophylaxe steht anders als gegen die Klassische Schweinepest (KSP)  bei der ASP kein Impfstoff zur Verfügung! Daher können ausschließlich hygienische Maßnahmen und Populationsregulation zur Bekämpfung eingesetzt werden. Den rechtlichen Rahmen der Bekämpfung gibt auf Bundesebene die Schweinepestverordnung vor.

Wie sieht die Erkrankung bei Wildschweinen aus?

  • Bei europäischen Wildschweinen führt die Infektion zu sehr schweren, aber unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemproblemen. Durchfall und Blutungsneigung (Nasenbluten, blutiger Durchfall, Hautblutungen) können ebenfalls auftreten. Erkrankte Tiere zeigen manchmal eine verringerte Fluchtbereitschaft oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientiertheit. Die Erkrankung betrifft alle Altersklassen und Geschlechter gleichermaßen und führt in nahezu allen Fällen zum Tod des Tieres innerhalb weniger Tage.

Warum bedeuten viele Wildschweine ein hohes Risiko?

  • Wildschweine sind Allesfresser und leben bevorzugt im Wald. Ihre Lieblingsspeisen sind sogenannte Baummasten wie Eicheln oder Bucheckern, Feldfrüchte, Wurzeln und Bodenlebewesen,  aber auch Aas wird gerne genommen. Der Verzehr von letzterem hilft zwar „den Wald aufzuräumen“, allerdings steigt dadurch das Infektionsrisiko der Wildschweine für bestimmte Krankheiten.
  • Wildschweine können sich hervorragend an veränderte Umweltbedingungen anpassen und profitieren hierzulande von der Landwirtschaft und dem Klimawandel.  Dank milder Winter überleben auch die Frischlinge, die zu Jahresbeginn zur Welt kommen. Zudem bieten die Felder an Waldrändern guten Schutz vor Feinden. Seit Jahren bewegt sich der natürliche Zuwachs zwischen 200 und 300 Prozent, daher ist die Bejagung durch den Menschen unverzichtbar. Ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest unter Wildschweinen führt nicht nur zu großem Tierleid, sondern ist auch umso gefährlicher für die Hausschweine, je mehr Wildschweine betroffen sind. Deshalb ist es wichtig, vorbeugend die Wildschweinbestände durch verstärkte Bejagung zu verringern und  einzugrenzen.

Was bedeutet der Ausbruch der ASP unter Wildschweinen für Deutschland?

  • Mit dem Ausbruch der ASP unter Wildschweinen in Brandenburg steigt das Risiko für die nahegelegenen schweinehaltenden Betriebe, daher wird zu strikter Einhaltung aller Biosicherheitsmaßnahmen aufgerufen. Für die anderen Bundesländer steigt das Risiko einer Einschleppung durch illegale Verbringung und Entsorgung von kontaminiertem Material, durch kontaminiertes Schweinefleisch oder daraus hergestellte Erzeugnisse entlang des Fernstraßennetzes durch Fahrzeuge oder Personen oder durch Jagdtourismus, so dass die Bevölkerung zu vermehrter Achtsamkeit aufgerufen wird.
    Für den Schweinefleischmarkt ergeben sich zum einen regionale Vermarktungseinschränkungen, zum anderen ist der Export in Drittländer für ganz Deutschland mit dem ersten Fall unter Wildschweinen nur noch eingeschränkt möglich.

Was tun, wenn man ein totes Wildschwein entdeckt?

  • Die Früherkennung ist eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor einer Ausbreitung der Seuche. Tote Wildschweine sollen daher so schnell wie möglich auf ASP untersucht werden. Wenn Sie beim Waldspaziergang oder beim Pilze sammeln ein totes Wildschwein entdecken: Bitte nichts anfassen! Wenn Sie Kontakt mit dem Kadaver hatten, reinigen Sie alles so gründlich wie möglich, um eine Verbreitung zu vermeiden!

    Melden Sie diesen Fund bitte umgehend beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) unter der Telefonnummer 0049 (0)201 / 714488.

    Der Bereitschaftsdienst des LANUV kümmert sich in Abstimmung mit den Kommunen um die schnelle Sicherung und Untersuchung des Wildschweins.

Was passiert beim Auftreten der Schweinepest?

  • Die Afrikanische Schweinepest ist anzeigepflichtig. Es wird nach den Vorgaben des Tierseuchenrechts vorgegangen. Wenn Afrikanische Schweinepest bei einem verendeten Wildschwein festgestellt wird, müssen bestimmte Restriktionsgebiete um den Fundort herum eingerichtet werden. Für diese Gebiete gelten unterschiedliche Auflagen wie etwa Einschränkungen der Begehbarkeit, Jagdruhe, verstärkte Kadaversuche und Ähnliches. Beim Auftreten der Erkrankung in einem Hausschweinbestand ist die Tötung aller Tiere des Bestandes unumgänglich. Im Falle eines Ausbruchs werden alle Betroffenen über die genauen Maßnahmen umgehend informiert.

Welche Aufgaben hat die Sachverständigengruppe ASP NRW?

  • Die Kernaufgabe der Sachverständigengruppe ASP des Landes NRW besteht in der Abstimmung von präventiven Maßnahmen gegen die Verbreitung der ASP und der Vorbereitung auf einen Ausbruch in der Wildschweinpopulation. Angesichts der aktuellen Seuchenlage und der realen Bedrohung für die Einschleppung nach Deutschland hat sich die Sachverständigengruppe ASP in diesem Jahr bereits vier Mal getroffen.

Welche Maßnahmen gegen ASP fordert die Sachverständigengruppe ASP NRW?

  • Als eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen fordert die Sachverständigengruppe ASP die Verringerung der Wildschweindichte und die verstärkte Kadaversuche.
  • Eine Bejagung und Reduzierung der Wildschweinpopulation muss effektiv und tierschutzgerecht gestaltet werden. Die Vorgehensweise zur Prävention, aber auch im Seuchenfall, wurde im engen Dialog mit der Jägerschaft erarbeitet.
  • Eine wesentliche Vorbeugemaßnahme ist die Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich des Risikos, das von virushaltigen Lebensmitteln ausgeht. Die leider sehr häufig zu beobachtende nicht ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen, insbesondere auf Autobahnraststätten und Parkplätzen, stellt die größte Eintragsquelle für ASP in die Wildschweinpopulation dar.
  • Im Tierseuchenfall werden Wildsammelstellen und entsprechende Container für die infizierten Tiere notwendig.

Welche Maßnahmen gegen ASP wurden vom Land NRW bereits ergriffen?

  • Die wichtigste Prävention gegen ASP ist die Reduktion der Wildschweinpopulation. Daher wurde als erste vorbeugende Maßnahme vom Land NRW die Schonzeit für die Bejagung von Wildschweinen aufgehoben.
  • Um den Anreiz für die Maßnahme der Populationsreduzierung in der Jägerschaft zu erhöhen, übernimmt das NRW-Verbraucherschutzministerium bis zu 10 € für die Trichinenuntersuchung bei Frischlingen. Als Frischlinge bezeichnet man bis zu einjährige Wildschweine. Sie gelten als „Motor der Populationsdynamik“. Damit trägt das Land der besonderen Problematik einer landesweit anzutreffenden erhöhten Schwarzwildpopulation und der sich daraus ergebenen erhöhten Gefährdungslage im Hinblick auf die ASP in einem ersten Schritt Rechnung.
  • In Fleisch- und Wurstwaren ist das Virus über einen langen Zeitraum haltbar. Besonders kritisch sind dabei Reste von Lebensmitteln einzustufen, die aus ASP-Ausbruchsgebieten stammen. Kommen Wildschweine mit diesen in Kontakt,  bspw. durch unsachgemäße Entsorgung auf Rast- und Parkplätzen entlang der Reiserouten zwischen Ost und West, ist ein Eintrag der ASP in die hiesige Wildschweinpopulation möglich. Über entsprechende Hinweisschilder und die Verteilung von Handzetteln in mehreren osteuropäischen Sprachen an LKW-Fahrer im gesamten Bundesgebiet wird der genannte Personenkreis auf die Gefahren hingewiesen. Über die Landwirtschaftlichen Verbände wurden bereits gezielt die landwirtschaftlichen Saisonarbeitskräfte, die häufig aus betroffenen Regionen stammen, über die Gefahrenlage informiert.
  • Die Internetseiten des LANUV bieten aktuelle Informationen rund um das Thema ASP sowie Merkblätter für Jäger, Landwirte und Wanderer und Pilzsammler. Des Weiteren sind Links zu Informationen anderer Behörden und Verbände hinterlegt. Die Internetseiten werden regelmäßig aktualisiert.
  • Die Bevölkerung ist aufgerufen, verendete oder überfahrene Wildschweine umgehend beim LANUV zu melden, damit diese auf ASP untersucht werden können.