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Hydrologischer Status NRW zum 30.06.2024

03. Juli 2024

Niederschlag

Überdurchschnittlicher Niederschlag im Juni im Vergleich zum langjährigen Mittel. Niederschlagsreichste 12 Monate seit Messbeginn.

  • Im Juni 2024 sind im Gebietsmittel rd. 88 mm Niederschlag gefallen, dabei war die Wetterlage wie im Vormonat durch Gewitter mit Starkregenereignissen geprägt. 
  • Im Vergleich zum langjährigen Mittelwert (Betrachtungszeitraum: 1881-heute) lag die Niederschlagsmenge im Juni um rd. 17 % höher.
  • In den letzten 12 Monaten sind in jedem Monat überdurchschnittliche Niederschlagssummen gemessen worden.
  • Wie in Deutschland gab es auch in NRW noch nie so niederschlagsreiche zusammenhängende 12 Monate seit Beginn der Messungen.
  • In der Summe sind rd. 1.293 mm Niederschlag gefallen, wodurch sich im Vergleich zum langjährigen Mittel ein Gesamtüberschuss von rd. +445 mm für diesen Zeitraum ergibt. Dies entspricht einer relativen Abweichung von rd. +53 % gegenüber dem langjährigen Durchschnittswert. 
  • Die relativen Abweichungen der letzten Jahre für den identischen Zeitraum betrugen zum Vergleich:
     
    • Juli 2018 – Juni 2019      -20,3 %
    • Juli 2019 – Juni 2020       -3,3 %
    • Juli 2020 – Juni 2021       -7,0 %
    • Juli 2021 – Juni 2022       -8,4 %
    • Juli 2022 – Juni 2023       -5,0 %
    • Juli 2023 – Juni 2024     +52,5 %

Aufgrund des sehr nassen vergangenen Monats und des resultierenden aktuellen Niederschlagsüberschusses für die letzten 12 Monate, wurde zumindest rein numerisch das entstandene Defizit der letzten 5 Jahre (vom Juni 2018 bis Juni 2023)
von -44,0 % ausgeglichen.

Übersicht über die Niederschläge der letzten 12 Monate (Datenquellen: DWD, LANUV; Stand: 02.07.24)
grün: Niederschlag überdurchschnittlich,  rosa: unterdurchschnittlich,
weiß: durchschnittlich, ocker: langjähriger Durchschnitt

  

Juli
23

Aug.
23

Sep.
23

Okt.
23

Nov. 23

Dez. 23

Jan. 24

Feb.
24

Mrz.
24

Apr.
24

Mai
24

Jun 24

monatl. Niederschlag

mm

115,6

132,5

68,1

119,1

139,8

160,7

85,3

103,8

66,2

91,0

122,9

87,5

summiert

mm

115,6

248,1

316,2

435,3

637,0

735,8

821,1

924,9

991,1

1082,1

1205,0

1292,5

Mittel 1881-heute

mm

86,6

81,2

67,2

69,7

72,0

80,4

74,7

61,1

60,8

55,4

64,0

74,6

summiert

mm

86,6

167,8

235,0

304,7

451,3

457,1

531,8

592,9

653,7

709,1

773,1

847,8

Überschuss / Defizit pro Monat

mm

%

+29,0

+33,5

+51,3

+63,3

+0,9

+1,3

+49,4

+71,0

+67,8

+94,1

+80,3

+99,9

+10,6

+14,1

+42,7

+69,9

+5,4

+8,8

35,6

64,2

+58,9

+92,1

+12,9

+17,2

Überschuss / Defizit seit Anfang Juli 2023

mm

%

+29,0

+33,5

+80,3

+47,9

+81,2

+34,5

+118,0

+31,1

+198,4

+52,7

+278,7

+61,0

+289,3

+54,4

+332,0

+56,0

+337,4

+51,6

+373,0

+52,6

+431,9

+55,9

+444,7

+52,5

Boden

Die Böden in NRW weisen im Juni im Wesentlichen keine Dürreerscheinungen auf.

  • Die Böden (Gesamtboden bis 1,8 m Tiefe) in NRW weisen auch im Juni aufgrund der weiterhin überdurchschnittlichen Niederschläge der vergangenen Wochen, verglichen mit den langjährigen Bodenfeuchtegehalten für diese Jahreszeit, keine Dürreerscheinungen auf. 
  • Auch für den Oberboden (bis 0,25 m Tiefe) in NRW liegen unter Berücksichtigung der Jahreszeit keine signifikanten Dürreerscheinungen vor.
  • Das aktuell pflanzenverfügbare Wasser, abgeleitet aus der nutzbaren Feldkapazität (=nFK in %), variert in NRW aktuell recht stark und liegt im Wesentlichen zwischen rd. 40 und 80 %, d. h. teilweise steht den Pflanzen nicht mehr ausreichend Wasser zur Verfügung (< 50 % nFK = beginnender Trockenstress), was jedoch im Sommer nicht untypisch ist. In einigen Bereichen im Norden (Teutoburger Wald, nördliche und westliches Münsterland) sowie in den bergigen Regionen steht den Pflanzen bei NFK im Bereich von +-100 % ausreichend Wasser zur Verfügung.
  • Die folgenden Grafiken zum Dürrezustand des Bodens zeigen die gemittelte Bodenfeuchte der letzten 30 Tage eingeordnet anhand des Bodenfeuchteindex (SMI) für den Gesamtboden und den Oberboden. Die Grafik zum pflanzenverfügbaren Wasser beschreibt die tagesaktuelle Bodenfeuchte anhand der nutzbaren Feldkapazität (nFK in %). (Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).

Dürrezustand: Bodenfeuchte von weiß= keine bis leichte Trockenheit, gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre" und "Pflanzenverfügbares Wasser: nutzbare Feldkapazität (nFK) von rot = Welkepunkt über gelb = Trockenstress bis dunkelblau = vollständige Sättigung bis Übersättigung

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte (Mittelwert der letzten 30 Tage) mit den Werten im Vergleichszeitraum 1951-2015 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, < 5 % aller Jahre = extreme Dürre, < 2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Der UFZ-Dürremonitor trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Im Juni 2024 befinden sich die Grundwasserstände weiterhin auf einem hohen Niveau.

Aufgrund der deutlich überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im abgelaufenen hydrologischen Winterhalbjahr und zu Beginn des Sommerhalbjahres liegen die Grundwasserstände (=GW-Stände) unter Berücksichtigung der Jahreszeit weiterhin auf einem hohen Niveau.

Die aktuellen GW-Stände im Juni lassen sich, im Vergleich zu den langjährigen Beobachtungen für diesen Monat, wie folgt einordnen: 

  • Über die Hälfte (rd. 55 %) der Grundwassermessstellen (GWM) in NRW weist hohe bis sehr hohe GW-Stände (inkl. abs. Maxima) auf. Im Vergleich zum Vormonat (rd. 52 %) ist dieser Anteil leicht gestiegen. Davon wurde in rd. 29 % der GWM ein absoluter Maximalwert für diesen Monat gemessen (Vormonat: rd. 25 %).
  • Der Anteil der GWM mit mittleren GW-Ständen ist dagegen leicht auf rd. 40 % gesunken (Vormonat rd. 43 %). 
  • Der Anteil der GWM mit sehr niedrigen bis niedrigen GW-Ständen (inkl. abs. Minima) liegt wie im Vormonat unverändert bei rd. 5 %.

Anhand der Entwicklung der GW-Stände sind die Auswirkungen der deutlich überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen seit Oktober 2023 erkennbar. Der Anteil niedriger bis sehr niedriger GW-Stände ist seitdem deutlich gesunken und verharrt seit Beginn des Jahres auf einem niedrigen Niveau. Demgegenüber steht ein deutlicher Anstieg der GWM hohen bis sehr hohen GW-Ständen mit Peak Ende Januar 2024. Zwischen Februar und April 2024 ist eine Verschiebung von hohen bis sehr hohen GW-Ständen hin zu mittleren GW-Ständen erkennbar. Seit Mai ist der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände, bei gleichzeitigem Rückgang des Anteils mittlerer GW-Stände, wieder gestiegen.

Hinweis: Im Zuge der Auswertung der Grundwasserstände wurden für jede Grundwassermessstelle die aktuellen Messwerte des Auswertemonats mit allen für die Messtelle zur Verfügung stehenden Messungen im Auswertemonat verglichen und klassifiziert. Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

Fließgewässer

Im Juni aufgrund von Starkregenereignissen lokale, kurzzeitige Wasserstandanstiege im Bereich unterhalb des Informationswertes 1 ohne Überschreitungen. Gewässer aktuell im Wesentlichen im Bereich des Mittelwassers.

  • Aufgrund von lokalen Starkregenereignissen im Laufe des Monats wurden an kleinen und mittleren Gewässern in NRW temporäre Wasserstandanstiege im Bereich unterhalb des Informationswertes 1, jedoch ohne Überschreitung, beobachtet. 
  • An den Rheinpegeln in NRW wurden Anfang Juni erhöhte Wasserstände im Bereich nahe des Informationswertes 1 beobachtet, auch hier kam es zu keinen Überschreitungen. 
  • Im Zuge der Starkregenereignisse wurden seitens des LANUV NRW 4 hydrologische Lageberichte veröffentlicht. 
  • Aktuell befinden sich die Gewässer in NRW im Wesentlichen im Bereich des Mittelwassers.
  • Dementsprechend liegt Ende Juni in keinem der Einzugsgebiete in NRW eine Hoch- oder Niedrigwassersituation vor.

Talsperren

Die Talsperrenfüllstände befinden sich unter Berücksichtigung der Jahreszeit weiterhin auf einem hohem Niveau.

Infolge der deutlich überdurchschnittlich nassen Monate seit Beginn der Wasserwirtschaftsjahres 2024 liegen die Talsperrenfüllstände unter Berücksichtigung der Jahreszeit Ende Mai mit rd. 92% (Stand: 30.06.2024) weiterhin auf einem hohen Niveau. 

Differenziert nach Einzugsgebieten stellt sich die Situation der Talperrenfüllstände wie folgt dar (Stand: 30.06.24):

  • Ruhr-Talsperren: Füllstand ca. 90 % (Vormonat: 93 %), aktuell gleichbleibend.
  • Rur-Talsperren: Füllstand ca. 79 % (Vormonat: 83 %), aktuell gleichbleibend.
  • Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 88 % (Vormonat: 91 %), aktuell gleichbleibend.
  • Wupper-Talsperren: Füllstand ca. 93 % (Vormonat: 96 %), aktuell gleichbleibend. 

Die Talsperren befinden sich im Wesentlichen im Normalbetrieb gemäß des jahreszeitlichen Betriebsplans*.

*Im Rahmen der jahreszeitlich abgestimmten Betriebspläne wurden die Hochwasserschutzräume in den Talsperren reduziert, mit dem Ziel, die Wasserversorgung für den Sommer sicherzustellen. Im Zuge des vorbeugenden Hochwasserschutzes kann es jedoch im Bedarfsfall jederzeit zu einer Änderung der Talsperrensteuerung, z. B. in Form einer Erhöhung der Abgaben zur Vorentlastung und Vergrößerung der Hochwasserschutzräume kommen.

Ausblick

Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes vom 02.07.2024 für den Zeitraum vom 08.07. bis 04.08.2024 

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.

Weiterführende Daten und Informationen des LANUV: