Sie sind hier: Startseite LANUV » Umwelt » Wasser » Hydrologische Berichte » Hydrologischer Status NRW 12. August 2022

Hydrologischer Status NRW 12. August 2022

12. August 2022

Niederschlag

Trockener Juli vergrößert das Niederschlagsdefizit in der Vegetationsperiode seit April 2022

  • Im Juli 2022 fielen in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Durchschnitt 38,2 mm Niederschlag. Das sind 56 % weniger als im langjährigen Mittel von 87,5 mm. Das langjährige Mittel ergibt sich aus den Daten der Jahre 1871 bis 2017.
  • Damit gehört der Juli 2022 ebenso wie  die Juli-Monate 2013, 2018, 2019 zu den trockensten zehn Prozent aller Juli-Monaten seit 1871.
  • Insgesamt fielen bisher in der Vegetationsperiode 2022 seit April 205,3 mm Niederschlag. Dabei war nur der April feuchter als in seinem langjährigen Monatsmittel der Periode 1881 bis 2017.
  • Das Gesamtdefizit der bisherigen vier Vegetationsmonate des Jahres 2022 beträgt -75,8 mm im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der Jahre 1881 bis 2017. Dies entspricht einer relativen Abweichung von etwa -27% gegenüber den langjährigen Durchschnittswerten.
    Die relativen Abweichungen der letzten Jahre betrugen zum Vergleich:

    April – Juli 2018    -39 %
    April – Juli 2019    -36 %
    April – Juli 2020    -39 %
    April – Juli 2021   +24 %
    April – Juli 2022  -27 %

Übersicht über die Niederschläge im Jahr 2022 seit Beginn der Vegetationsperiode im April (Datenquellen: DWD, LANUV)

  

April

Mai

Juni

Juli

Aug.

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

Jan.

Feb.

März

Jahr

2022

mm

63,1

47,2

56,8

38,2

         

summiert

mm

63,1

110,3

167,1

205,3

         

Mittel 1881-2017

mm

55,1

63,5

75,0

87,5

81,9

67,5

69,6

72,4

79,6

74,5

60,8

60,4

847,9

summiert

mm

55,1

118,7

193,7

281,1

363,0

430,5

500,1

572,5

652,1

726,6

787,4

847,9

-

Überschuss / Defizit pro Monat

mm

%

+8,0

+15%

-16,3

-26%

-18,2

-24%

-49,3

-56%

         

Überschuss / Defizit seit April

mm

%

+8,0

+15%

-8,4

-7%

-26,6

-14%

-75,8

-27%

         

Boden

Der Boden ist aufgrund der niedrigen Niederschläge landesweit auch bis in größere Tiefe zu trocken, in weiten Teilen deutlich zu trocken.

  • Die Regionen extremer Trockenheit in den Böden haben sich in den letzten 4 Wochen von Nordosten weiter in den Süden und Westen NRW's ausgebreitet.
  • Im Trockenjahr 2018 war die Trockenheit Anfang August noch nicht so ausgeprägt wie aktuell.
  • Die drei Grafiken zeigen den Dürrezustand des Gesamtbodens bis in eine Tiefe von 1,80 m des UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937).

Bodenschicht bis ca. 1,8 m Tiefe: Bodenfeuchte von gelb= ungewöhnlich trocken bis dunkelrot = außergewöhnliche Dürre

Hinweis: Der UFZ-Dürremonitor vergleicht die aktuelle Bodenfeuchte mit den Werten im gleichen Zeitraum seit 1951 und ordnet diese relativ ein.
Aktuelle Bodenfeuchte < 30 % aller Jahre = ungewöhnliche Trockenheit, < 20 % aller Jahre = moderate Dürre, < 10 % aller Jahre = schwere Dürre, <   5 % aller Jahre = extreme Dürre, <   2 % aller Jahre = außergewöhnliche Dürre
Er trifft keine Aussage über das absolut im Boden verfügbare Wasser. Eine Aussage über die resultierende Grundwasserneubildung kann daraus nicht abgeleitet werden.

Grundwasser

Landesweit Rückgang der Grundwasserneubildung und damit absinkende Grundwasserstände (GW). Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände liegt bei knapp 50 %.

  • An 68 % der Grundwassermessstellen sind niedrige bis sehr niedrige GW-Stände zu beobachten (Vormonat: 49%).
  • 23 % zeigen ein absolutes Minimum (Vormonat: 10 %).
  • Der Anteil hoher bis sehr hoher GW-Stände ist weiterhin niedrig (6 % im Mai, 5 % im Juni, 2 % im Juli).
  • Der Anteil der niedrigen bis sehr niedrigen GW-Stände ist im Juli 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher.
  • Noch deutlicher fällt das Grundwasserdefizit beim Vergleich zum Juli 2016 aus. Im Juli 2022 wurden nur an 3 % der Grundwassermessstellen höhere GW-Stände als 2016 gemessen. Hier zeigen sich die Auswirkungen der deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten in den Jahren 2017, 2018 und 2019. In den Jahren 2020 und 2021 war zwar ein leichter Anstieg der Grundwasserneubildung erkennbar, jedoch lagen auch diese Werte unterhalb der langjährigen Mittelwerte über die gesamte Messdauer der jeweiligen Messstelle, wodurch keine nachhaltige Auffüllung der Grundwasserspeicher erfolgen konnte. 
  • Die langanhaltende Trockenheit einhergehend mit reduzierten Sickerwasserraten, insbesondere der vergangenen drei Monate, und eine daraus resultierende verringerte Grundwasserneubildung führen damit zu einer veränderten Tiefenlage der oberflächennahen Grundwasserleiter. Dies wirkt sich nachfolgend auch auf die grundwasserabhängigen Fließgewässer aus, deren grundwasserbürtiger Abfluss deutlich reduziert ist. (Bsp. Ems)

Hinweis: Bei den o.g. Auswertungen handelt es sich um eine rein statistische relative Bewertung. Sehr niedrige oder Minimalgrundwasserstände sind nicht gleichzusetzen mit einem Mangel der Ressource Grundwasser. 

Fließgewässer

Die Fließgewässer zeigen in fast ganz NRW eine deutlich ausgeprägte, teilweise extreme Niedrigwassersituation.

  • Die Situation in den Fließgewässern hat sich weiter verschärft und ist mit der Situation im August 2018 vergleichbar.
  • An knapp 20 % der Pegel des LANUV wurden im aktuellen Jahr 2022 bereits niedrigere Wasserstände gemessen als in der gesamten Trockenperiode 2018-2020
  • Rhein: Pegel Köln 86 cm (12.8.22), Tendenz zunächst weiter fallend. Erreichen eines 10-jährlichen Niedrigwassers für die Woche ab dem 11.08.2022 vorhergesagt. In den folgenden Wochen voraussichtlich leichter Wasserstandsanstieg und Verharren im mittleren Niedrigwasserbereich. (Quelle 6-Wochen-Vorhersage der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes vom 11.08.2022 https://www.elwis.de/DE/Service/Wasserstaende/6-Wochen-Vorhersage-Rhein-Elbe/6-Wochen-Vorhersage-Rhein-Elbe-node.html).
  • Weser: Pegel Porta 127 cm (12.8.22), Tendenz stark fallend, da die Abflussstützung in der Weser durch Wasserabgabe aus der Edertalsperre am 10.6.22 eingestellt wurde. Hydrologische Vorhersage nicht möglich, da der Wasserstand durch zeitweise Talsperrenabgaben gestützt ist.

Talsperren

Talsperrenfüllstände der großen Talsperrensysteme in NRW zum 1.8.2022 (Quellen Web-Seiten der Betreiber, LANUV)
(Werte des Vormonats in Klammern)

  • Ruhrverband: Füllstand ca. 79 % (83 %), Tendenz fallend.
  • Wasserverband Eifel-Rur: Füllstand ca. 65 % (67 %), Tendenz fallend.
  • Sieg-Talsperren: Füllstand ca. 74 % (71 %), Tendenz fallend.
  • Wupperverband: Füllstand ca. 76 % (80 %). Tendenz fallend.

Die Füllgrade der Talsperren profitieren noch von überwiegend ergiebigen Niederschlägen zu Jahresbeginn, zudem war das Frühjahr nicht übermäßig trocken. Seit Juni sinken die Füllstände der bis dahin teilweise überdurchschnittlich (d.h. im Vergleich zum langjährigen Mittel) gut gefüllten Talsperren. Derzeit geben die meisten Talsperren deutlich mehr Wasser ab, als zufließt - dies ist grundsätzlich jahreszeitlich typisch. Die Entwicklung verläuft aktuell ähnlich wie die Füllstandsabnahmen der Jahre 2019 und 2020.  Eine Trendumkehr ist aktuell nicht absehbar.

Ausblick

4-Wochen-Trendprognose (15.8. bis 11.9.2022) des Deutschen Wetterdienstes von Fr. 12.8.2022

  • Weitgehend jahreszeittypisch mit deutlich zu trockenen Phasen
  • deutlich zu warm

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.

Weiterführende Daten und Informationen des LANUV: