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Hydrologischer Monatsbericht Februar 2021

05. März 2021

Zusammenfassung

Niederschlag:Trotz hoher Regen- und Schneemengen am Monatsanfang wurden in NRW für den Februar 2021 mit knapp 59 mm nur durchschnittliche Niederschläge (Durchschnitt 1881-2019 60 mm) registriert. Vor allem im Norden bildetet sich eine ungewöhnlich hohe, geschlossene Schneedecke. Insgesamt waren 9 Tage in NRW niederschlagsfrei.
Boden: Insgesamt profitierte der gesamte Boden vom den Niederschlägen und der Schneeschmelze. In der oberen Bodenschicht sind zum Monatsende kaum Dürreverhältnisse sichtbar, in den tieferen Bodenschichten verringerte sich das Wasserdefizit zwar, verbleibt aber weiterhin auf einem hohen Niveau.
Grundwasser:Leichte Grundwasserneubildung, Grundwasserstände aber weiterhin auf niedrigem Niveau im gesamten Land. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände reduzierte sich deutlich auf 61%, verbleibt damit aber auf hohem Niveau.
Fließgewässer:Innerhalb von NRW war der Monat Februar durch ein deutlich differenziertes Abflussgeschehen gekennzeichnet. Die Entwicklung der hydrologischen Lage war geprägt durch zwei Ereignisse: flächendeckende, teils ergiebige Niederschläge zu Beginn des Monats sowie eine einsetzende Schneeschmelze im letzten Monatsdrittel in der nördlichen Landeshälfte. Die Ereignisse führten jeweils zu kleineren, kurzzeitigen Hochwasserereignissen mit punktuellen Informationswert-Überschreitungen.
Talsperren:Weiterer Anstieg der Füllstände, aber regional unterschiedlich und in Summe noch neun Prozentpunkte unterhalb des Standes vor einem Jahr Anfang März 2020.
Ausblick:Die Aussichten für den März zunächst eher zu trocken, anschließend wird ein jahreszeittypisches Niederschlagsgeschehen prognostiziert. Eine Abschätzung des mittelfristigen Witterungsverlaufes und einer damit verbundenen Veränderung der wasserwirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht möglich.

Niederschläge

Der aktuelle Monat Februar 2021 war trotz teilweise extremer Schneefälle durchschnittlich. Es fielen im Gebietsmittel in NRW 58,5 mm bzw. l/m² Regen. Dies sind etwa 3% weniger als im langjährigen Februar-Mittel für NRW von 60 mm. Damit nimmt der Februar 2021 Rang 76 in den langjährigen Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes seit dem Jahr 1881 (140 Jahre) ein. 9 Tage im Februar waren in ganz NRW niederschlagsfrei. Vor allem in den nördlichen Regionen fielen große Schneemengen, so dass sich dort eine ungewöhnlich hohe, geschlossene Schneedecke aufbauen konnte, die nach einem extremen Temperaturanstieg schnell abtaute.

Damit setzte sich die insgesamt zu trockene Periode seit April 2020 weiter fort. Diese 11 Monate gehören gemeinsam mit der gleichen Periode im Jahr 2018 zu den 10% niederschlagsärmsten Perioden April bis Januar seit 1881. Im Landesdurchschnitt erhöhte sich das Gesamtdefizit des Niederschlages seit April 2018 geringfügig von 330 mm zu Monatsbeginn auf 332 mm Ende Februar. Eine durchgreifende Entspannung, wie sie in den beiden Vorjahren im Winter eintrat, ist in diesem Jahr (bisher) nicht eingetreten.

Monats-
summen
 AprMaiJunJuliAugSepOktNovDezJanFebMrzJahr
  gemessen2018/1946,152,44725,542,541,331,223,3126,5104,341,2102683
2019/2029,462,745,842,85862,2101,482,283,447,9153,669,9839
2020/2120,518,375,053,461,850,884,331,170,299,558,5 630*
    Mittelwert1881-
2019
566475878267697280746060846
1961-
1990
627284827367627988775871875
1971-
2000
566882776874707889805774873
1981-
2010
557178817978758189866877918
Tabelle 1: Übersicht über die gemessenen Monatssummen der Niederschläge [mm bzw. l/m² in NRW seit April 2018 im Vergleich zu den mittleren Monatssummen verschiedener Referenzperioden, Jahresstart jeweils zum Beginn der Vegetationsperiode im April; Datenquelle DWD, LANUV; *vorläufiger Wert

Bodenfeuchte

Im Februar konnte der Oberboden den gefallenen Regen bzw. abgetauten Schnee gut aufnehmen und zeigt nun einen jahreszeittypischen Zustand. Teile des infiltrierten Wassers sickerten in die tieferen Bodenschichten durch, so dass sich auch dort insgesamt das Wasserdefizit zwar verringerte, aber immer noch auf einem hohen Niveau verharrt. In fast dem ganzen Land herrschen Ende Februar weiterhin Dürreverhältnisse (nach UFZ Dürremonitor) in den tieferen Bodenschichten. Insgesamt ist das Bodenfeuchtedefizit und damit die Trockenheit auch zum Ende Februar deutlich ausgeprägter als im Vorjahr. Flächendeckende extreme Verhältnisse wie Ende Februar 2019 sind derzeit nicht vorhanden.

Abschätzung des Bodenfeuchtezustands zu Beginn (oben) und Ende (unten) des Februar 2021

Quelle: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Grundwasser

Das Niveau der Grundwasserstände in NRW ist weiterhin niedrig. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im Januar führten zu einer gewissen Grundwasserneubildung. Trotzdem befinden sich zum Monatswechsel Januar / Februar 2021 86% der gemessenen Grundwasserstände unterhalb der langjährigen Vergleichswerte (Messstellen-Median) in diesem Zeitraum. Der Anteil signifikant zu niedriger Grundwasserstände (61%) reduzierte sich deutlich gegenüber dem Vormonat (72%), verbleibt aber auf hohem Niveau. Der Anteil gemessener minimaler Grundwasserstände bleibt mit 25% weiterhin hoch.

Im Vergleich zum Vorjahr (Januar / Februar 2020) sanken die Grundwasserstände nochmals in allen Regionen. Derzeit liegen ca. 76% der Grundwasserstände unterhalb der der Werte vor einem Jahr. Im Vergleich zur Situation vor dem ersten Dürrejahr (Januar / Februar 2018) liegen fast alle (96%) der gemessenen Grundwasserstände niedriger.

Fließgewässer

Im Anschluss an die ausgeprägte Hochwasserlage gegen Ende des Vormonats sind die Wasserstände an einigen Pegeln zu Beginn des Monats Februar bereits wieder auf Mittelwasserniveau oder darunter gesunken.

Der abfallende Trend der ablaufenden Hochwasserwelle wurde in der ersten Februarwoche jedoch fast flächendeckend durch teils ergiebige Niederschläge unterbrochen. Verstärkt durch den bestehenden hohen Sättigungsgrad in den oberen Bodenschichten führte dies vor allem im südlichen NRW in den Einzugsgebieten von Erft, Rur und Sieg zu einem erneut raschen Anstieg der Wasserstände und einer wiederholten, kurzzeitigen Überschreitung der Informationswerte an einigen Pegeln (u. a. Bliesheim, Randerath, Stah, siehe Abb. 5). Der Wasserstand am Pegel Glesch erreichte dabei auch den Informationswert 2 (siehe Abb. 5). Zusätzlich ist an dem Sieg-Mündungspegel Menden 1 eine spezielle hydrologische Situation aufgetreten: aufgrund des Rückstaueffekts des ausgeprägten Rhein-Hochwassers wurde dort, in Kombination mit den abflusswirksamen Niederschlägen, als einziger Pegel im Sieg-EZG der Informationswert 1 überschritten. Seitdem sind die Wasserstände im südlicheren Landesteil im Zuge einer niederschlagsarmen Periode bis zum Monatsende kontinuierlich auf einen Bereich um bzw. unter Mittelwasserniveau gefallen.

Im Gegensatz dazu weisen die Pegel aus den nördlicheren Einzugsgebieten von Ems, Issel, Lippe und Weser eine charakteristische zweigliedrige Wellenbewegung auf. Die teils deutliche Reaktion an einigen Pegeln im Zuge der zweiten Welle ist in erster Linie auf die ungewöhnlich hohen Schneefälle zurückzuführen, die insbesondere in der nördlichen Landeshälfte von NRW aufgetreten sind. Die mit ca. einwöchiger Verzögerung rasch abschmelzende Schneedecke generierte in der dritten Februarwoche sehr hohe und abflusswirksame Schmelzwasseranteile, die ein kleineres, kurzzeitiges Hochwasserereignis auslösten. Einige Pegel, insbesondere im Einzugsgebiet der Ems, überschritten dabei den Informationswert 1 bzw. näherten sich diesem an (u. a. Greven, Albersloh, Appelhülsen, Wettringen, siehe Abb. 6). Mit dem Ablauf der Welle hat eine weitgehend niederschlagsfreie Phase eingesetzt, sodass sich die hydrologische Situation bis zum Monatsende deutlich entspannt hat und die Wasserstände auf ein niedriges Niveau gefallen sind.

Der Rhein führte in der ersten Februarwoche ein ausgeprägtes, länger anhaltendes Hochwasser, bei dem an den Pegeln des Niederrheins Informationswerte überschritten wurden. In der Spitze erreichte der Pegel Köln einen Wasserstand von ca. 8,65 m und hat damit die HW-Marke II (8,30 m) überschritten, sodass die Schifffahrt eingestellt werden musste. Seitdem weist der Wasserstand des Rheins eine stark fallende Tendenz auf und ist bis Monatsende unter Mittelwasserniveau gesunken.

Die Pegel entlang der Weser sind durch einen zweigliedrigen Wellenlauf geprägt, bedingt durch die Niederschläge zu Beginn des Monats sowie das Abtauen der Schneedecke im letzten Monatsdrittel. Die Wasserstände näherten sich zwar der Meldestufe 1, diese wurde jedoch an keinem Pegel überschritten. Seitdem sind die Wasserstände deutlich gefallen.

Tabelle 2: Übersicht über die maximalen Überschreitungen von Hochwasser-informationswerten in den nordrhein-westfälischen Flussgebieten im Februar 2021
GewässerPegel über int. Vor-warnstufePegel über Infowert 1Pegel über Infowert 2Pegel über Infowert 3Melde-pegel insgesamtAnteil Infowert 1 in %
Ems (inkl. Werse)

0

4

0

0

7

57 %

Erft

3

1

1

0

10

20 %

Issel

0

0

0

0

5

0 %

Lippe (inkl. Stever u. Alme)

0

2

0

0

13

15 %

Ruhr (inkl. Volme u. Lenne)

0

0

0

0

11

0 %

Rur

2

3

0

0

14

21 %

Sieg (inkl. Agger)

0

1

0

0

10

10 %

Vechte

0

1

0

0

5

20 %

Weserzuflüsse (inkl. Werre, Emmer)

0

0

0

0

7

0 %

Insgesamt

5

12

1

0

82

16 %

Talsperren

Der Februar 2021 brachte insbesondere in der ersten Monatshälfte saisonal übliche Niederschlagsmengen, diese mit hohem Anteil als Schnee und mit Schwerpunkt in der nördlichen Hälfte Nordrhein-Westfalens. Die Füllstände in den Talsperren haben sich zwar weiter erhöht, bleiben aber teils unterhalb der langjährigen saisonalen Mittelwerte.

Die regionalen Unterschiede sind dabei weiterhin gegeben, insbesondere die Talsperren der Nordgruppe des Ruhrverbands sind derzeit mit etwas über 90 % des saisonalen Mittels noch bei deutlich weniger Inhalt, als um diese Jahreszeit zu erwarten wäre. In der summarischen Betrachtung sind die Füllstände der Talsperren in NRW nun ungefähr bei 80 % der Gesamtstauinhalte, somit etwa 9 Prozentpunkte unterhalb des Füllstandes von Anfang März 2020.

Es bleiben im März zumindest für den östlichen Teil NRWs weiterhin überdurchschnittliche Niederschlagsmengen erforderlich, um ausreichend Wasservorräte für eine Talsperrenbewirtschaftung im kommenden Sommer zu schaffen.

Einordnung und Ausblick

Der Februar 2021 begann winterlich mit teils extremen Schneefällen in den nördlichen Landesteilen. Es bildete sich eine teils ungewöhnlich hohe Schneedecke. Bei schnell und extrem ansteigenden Temperaturen taute diese rasch ab führte zu Hochwasserlagen ohne extreme Wasserstände und Überflutungen in den betroffenen Landesteilen.

Die Aussichten für den März zunächst eher zu trocken, anschließend wird ein jahreszeittypisches Niederschlagsgeschehen prognostiziert. Eine Abschätzung des mittelfristigen Witterungsverlaufes und einer damit verbundenen Veränderung der wasserwirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht möglich.

Datenquellen

Bei den verwendeten Daten handelt es sich teilweise um automatisch validierte Messdaten. Sie entsprechen dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hydrologische und meteorologische Daten können sich aufgrund von neuen Erkenntnissen, erweiterten Prüfungen oder veränderten Berechnungsverfahren ändern.