©Fotolia/waechter-media.de
Sie sind hier: Startseite LANUV » Umwelt » Landwirtschaft und Ernährung » Lebensmittelverluste

Lebensmittelverluste

Lebensmittelverluste weltweit

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass weltweit jährlich etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verloren gehen - das ist ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Produktion. Bei Obst und Gemüse ist der Anteil sogar noch höher. Die Pro-Kopf-Verluste von Lebensmitteln sind laut FAO in Industrieländern höher als in Entwicklungsländern. In Europa gehen vom Acker bis zum Teller, d.h. inklusive Verlusten bei und nach der Ernte, laut Schätzung der FAO etwa 280 kg Lebensmittel pro Kopf und Jahr verloren.

Wirkung von Lebensmittelverlusten

Lebensmittelverluste bedeuten, dass den für die Produktion genutzten Ressourcen (Arbeit, Fläche, Energie, Dünger, Pflanzenschutzmittel) sowie den Umweltwirkungen der Produktion (z.B. Emission von Treibhausgasen, Belastung von Oberflächengewässern und Grundwasser) kein entsprechender Nutzen gegenüber steht. Die Europäische Union schätzt (2011), dass in Europa rund 17 Prozent der direkten Treibhausgasemissionen in den Wertschöpfungsketten von Nahrungsmitteln und Getränken entstehen und dass der Sektor für fast ein Drittel des materiellen Ressourceneinsatzes in Europa steht. Angesichts von Klimawandel, Übernutzung von Ressourcen, Konkurrenz um Fläche sowie einer steigenden Weltbevölkerung, müssen Lebensmittelverluste weltweit reduziert werden.

Im Rahmen der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, Ziel 12.3) hat sich Deutschland verpflichtet, die Lebensmittelabfälle bis 2030 auf Einzelhandels- und Verbrauchsebene zu halbieren und Nahrungsmittelverluste - einschließlich Nach­ernte­verluste - entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verringern. Auch die Landesregierung NRW orientiert sich an diesem Ziel.

Lebensmittelverschwendung in Industrie, Handel, Gastronomie und Haushalten

Die Europäische Union bezifferte 2011 die Lebensmittelverschwendung im EU-Durchschnitt  auf jährlich 90 Mio. Tonnen, d.h. etwa 180 kg pro Kopf. Verluste im Sektor Landwirtschaft sind hier nicht enthalten – daher wird, entsprechend der Definition der FAO der Begriff „Lebensmittel­verschwendung“ (nicht der umfassendere Begriff „Lebensmittelverluste“) gewählt. Das gleiche gilt für eine Studie der Universität Stuttgart im Auftrag des BMELV (2012). Diese gibt eine Gesamtmenge von knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmitteln (d.h. etwa 140 kg pro Kopf und Jahr) an, die jedes Jahr von Industrie, Handel, Großverbrauchern und Privathaushalten entsorgt werden.

Lebensmittelverluste in der Landwirtschaft

Bei den genannten Studien ist der Bereich „Landwirtschaft“ ausgeklammert. Gemäß Definition (EU-Verordnung 178/2002) werden Pflanzen oder Pflanzenteile bis zur Ernte nicht als Lebensmittel bezeichnet, so dass nicht geerntete Produkte i.d.R. nicht als Lebensmittelverluste erfasst werden. Am Anfang der Wertschöpfungskette fehlen daher verlässliche Daten für eine Quantifizierung von Lebensmittelverlusten.

Laut Schätzungen spielen aber – gerade im Bereich Obst, Gemüse und Kartoffeln – auch Verluste am Anfang der Wertschöpfungskette eine wichtige Rolle. Die FAO schätzt für den europäischen Obst- und Gemüsebau, ebenso wie für Kartoffeln,  Verluste bei der Ernte und im direkt nachgelagerten Bereich (z.B. Sortierung) auf etwa 25 % der produzierten Menge.  Als einen wichtige Grund für diese Verluste nennt die FAO Qualitätsstandards des Handels.

Studie des LANUV

Das LANUV und das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg  haben im Auftrag des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz  2016/2017 eine Studie zu Lebensmittelverlusten von Obst, Gemüse und Kartoffeln „zwischen Feld und Ladentheke“ durchgeführt.

Untersucht wurden die Lebensmittelverluste dieser Produkte für den Frischmarkt von der Ernte bis zur Lieferung an den Einzelhandel. Leitfragen der Studie waren (1) wie hoch Lebensmittel­verluste in diesem Bereich sind, (2) was wichtige Gründe für Verluste sind, und (3) welche Strategien zur Reduzierung von Verlusten entweder bereits genutzt werden oder welche Ideen es dazu in der Branche (Landwirtschaft und Handel) gibt.

Die Studie bestand aus drei Teilen:

  1. Online-Umfrage bei Produzenten und Händlern ausgewählter Produkte (Herbst 2016)
  2. Experten-Interviews mit Fachleuten aus der Branche (Oktober 2016 bis Januar 2017)
  3. Experten-Workshop mit dieser Zielgruppe (Februar 2017)