Sie sind hier: Startseite LANUV » Landesamt » Veröffentlichungen » Pressemitteilungen » Pressearchiv

Pressearchiv

Wie geht’s eigentlich dem „Oster“-Hasen?

Foto: (c)LANUV/ P. Schütz. Feldhase. Der Abdruck der Fotos ist nur bei Nennung des Autors und in Verbindung mit dieser Pressemitteilung kostenfrei.

Ostern steht vor der Tür – aber in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus sind immer weniger Feldhasen auf den Wiesen, Weiden und Feldern zu sehen. Nahm die Zahl der Feldhasen landes- und bundesweit noch nach der Jahrtausendwende bis etwa 2008 deutlich zu, so ging sie danach wieder rapide zurück. Auch im Vergleich zu den 1980er Jahren ist die Zahl der Hasen rückläufig. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich die sog. Jagdstrecke in Nordrhein-Westfalen mit nur noch 52.000 erlegten Feldhasen halbiert. Das ist der niedrigste Nachkriegswert!

Woran liegt das?

Einerseits weisen unsere Feldhasen natürliche Bestandsschwankungen auf. Grob gesagt: Alle 20 Jahre geht es mit ihnen bergauf und wieder bergab. Bliebe dieser Rhythmus bestehen, sollte die Zahl der Feldhasen in zwei bis drei Jahren wieder zunehmen. Andererseits bleibt unsere Landschaft über diese 20-Jahresintervalle hinweg nicht gleich. Sie verändert sich ständig. Für den Feldhasen relevant sind Veränderungen in der offenen Landschaft. Denn als ursprünglicher Steppenbewohner mit Wurzeln im Nahen Osten gehört der Feldhase – worauf sein Name schon hinweist – zu den Tierarten, die vor allem die offenen, weiten Ackerlandschaften, aber auch Wiesen und Weiden bewohnen. Auch im Wald kommt der Hase vor, jedoch ist er dort von Natur aus seltener. Alles, was sich im Offenland ändert, wirkt auf den Feldhasen direkt oder indirekt ein. Ihn lassen daher die Freiflächenverluste, z.B. durch großflächigen Braunkohleabbau im rheinischen Braunkohlerevier genauso wenig unberührt, wie die allgemeine Intensivierung in der Landwirtschaft. Denn zunehmend entstehen immer größere, strukturarme Flächeneinheiten mit einem für Junghasen ungünstigen Mikroklima: Sie sind schlicht zu dicht. Nach allem, was wir wissen, liegen die Rückgangsursachen im Verlust der frisch gesetzten Junghasen. Fruchtbar ist der Hase wie eh und je. Und auf kleinem Raum variiert die Hasendichte um das Dreißigfache. Seit den 1960er Jahren ist bekannt, dass vor allem die Junghasen unter drei Infektionserkrankungen leiden: Kokzidiose, Yersiniose und Pasteurellose. Auch Magen- und Darmwürmer und neuerdings auch wieder die Tularämie (Bakterium Francisella tularensis) befallen die Hasen, besonders im Münsterland, in der Soester Börde und in Ostwestfalen-Lippe. Unbekannt ist der Einfluss von Umweltchemikalien, z.B. der großflächig angewendeten Pflanzenschutzmittel. Studien dazu fehlen bislang. Andererseits nimmt durch den intensiven Einsatz spezifisch wirkender Pflanzenschutzmittel die Artenvielfalt allgemein ab. Das betrifft auch die Wildkräuter, die der. „Hasenapotheke“ zugeordnet werden.

Zum Feldhasen allgemein:
Im Unterschied zum Wildkaninchen lebt der Feldhase ausschließlich oberirdisch, d.h. er baut keine unterirdischen Baue. Seine Jungen sind bei der Geburt auch nicht nackt und blind, sondern sind voll entwickelte „Nestflüchter“, die von Anfang an auf sich allein gestellt sind. Sie werden nur einmal, meist in der Nacht, nur wenige Minuten von der Häsin gesäugt. Das dient der Feindvermeidung. Ein Hase bewohnt etwa 40 ha Fläche und pflanzt sich rund 260 Tage im Jahr fort. Mal lebt er allein, mal in Gruppen. Sieht ein Hase einen anderen, steigt die Neigung, sich zu ihm zu gesellen. Gruppen entstehen so kurzfristig bei der Nahrungsaufnahme oder zur Paarung. Vor allem zu Ostern auch tagaktiv, werden Hasen sonst erst eine Stunde nach Sonnenuntergang mobil. Dann lässt sich die Zahl der Hasen durch nächtliches Ableuchten von den Feldwegen mit Handscheinwerfern aus dem langsam fahrenden Auto ermitteln. Nach einer Tragzeit von 42 Tagen setzt eine Häsin von Februar bis Oktober 2 bis 3 mal 1 bis 5 Junghasen. Doch nur 10 bis 40 % überleben pro Jahr, denn neben Straßenverkehr und Krankheiten reduzieren sog. Prädatoren wie Fuchs, Marder, Raben- und Greifvögel die Zahl der Junghasen.

Mehr:
Säugetieratlas NRW: http://www.saeugeratlas-nrw.lwl.org/index.php
GEHLE, T. 2002. Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen.100 S: http://www.deutschewildtierstiftung.de/uploads/media/wissen_feldhase_biologie.pdf
Rote Liste Deutschlands: Kategorie 3 („ gefährdet“), Rote Liste NRW: Kategorie V (Vorwarnliste) und Bestand rückläufig!        
Landesjagdgesetz: Der Feldhase gehört zum Wild und kann in NRW vom 01. Oktober bis zum 31. Dezember bejagt werden.
Internationaler Schutz: Anhang III der Berner Konvention (1979). Die Konvention regelt den Schutz „empfindlicher und gefährdeter Arten einschließlich wandernder Arten und ihrer Lebensräume“ Nach der Berner Konvention dürfen die "geschützten Tiere" nur in einem Umfang bejagt oder genutzt werden, der ihren Bestand nicht gefährdet.

 

Foto: (c)LANUV/ P. Schütz. Feldhase. Der Abdruck der Fotos ist nur bei Nennung des Autors und in Verbindung mit dieser Pressemitteilung kostenfrei.