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Biber – eine Erfolgsgeschichte in NRW

Heute wieder über 600 Biber an NRWs Gewässern - Pressemitteilung zum internationalen Tag der Artenvielfalt

Bild: Europäischer Biber

Bild: Europäischer Biber; © LANUV/P. Schütz

Bild: Biberdamm in der Eifel

Bild: Biberdamm in der Eifel; © LANUV/P. Schütz

Während die Artenvielfalt auf den Wiesen und Weiden sowie allgemein in der Agrarlandschaft weiter abnimmt, kehren einzelne Tierarten wieder zurück nach NRW. Meist sind das solche Arten, die früher durch direkte Verfolgung (Fang, Jagd) ausgerottet wurden. Ein besonders erfolgreicher Rückkehrer ist der Europäische Biber: Fast 140 Jahre ist es her, da wurde der letzte Biber 1877 in Westfalen an der Möhne erlegt, wenig davor der letzte im Rheinland - er soll im Duisburger Hafen erschlagen worden sein. Heute leben wieder rund 630 Biber verteilt auf über 190 Biber-Reviere an und in den Gewässern Nordrhein-Westfalens!

Dr. Thomas Delschen, Präsident des LANUV: „Ich freue mich, zum diesjährigen internationalen Tag der Artenvielfalt, eine Erfolgsstory berichten zu können: Nach fast 140 Jahren Abwesenheit in NRW baut ein Ur-Nordrhein-Westfale, der Biber langsam aber sicher wieder stabile Vorkommen an den Gewässern in unserem Land auf – und trägt damit aktiv zur Auenrenaturierung bei.“

Biber sind die einzigen Säugetiere in Nordrhein-Westfalen, die in der Lage sind, ihren Lebensraum aktiv selbst zu gestalten. Und an den „Biberteichen“, die „Baumeister Biber“, wie er im Volksmund auch genannt wird, anlegt, tummelt sich das Leben. Denn es profitieren Viele: Zahllose Insekten wie etliche Arten von Libellen, Stein-, Ufer- und Köcherfliegen, Fische, darunter oft seltenere Kleinfische, jede Menge Amphibien bis hin zum stellenweise seltenen Kammmolch, und wassergebundene Vogelarten wie Eisvogel, Wasseramsel, Blaukehlchen, Graureiher oder Schwarzstorch. Damit steigert „Baumeister Biber“ nach über 100 Jahren wieder auf seine Weise die Artenvielfalt in NRW.

Neuanfang mit Nachhilfe

In zwei zeitlich versetzten Wiederansiedlungsprojekten wurden zwischen 1981 und 1990 zunächst 12 Biber im Hürtgenwald in der Eifel und dann ab 2002 zwei Gruppen von je 12 Bibern rechts- und linksrheinisch bei Wesel wieder angesiedelt. Nach dem üblichen langsamen Wachstum in den Anfangsjahren wies die Biberpopulation in der Eifel über etliche Jahre einen stabilen jährlichen Zuwachs von etwa 6% auf, im nördlichen Rheinland begann die deutliche Wachstumsphase vor etwa drei-vier Jahren. Die heutigen Biber-Vorkommen im nördlichen Rheinland resultieren nicht nur aus den Ansiedlungen im Kreis Wesel. Seit 1995 stammen sie auch von Einwanderungen aus den Niederlanden, wo sie ebenfalls an verschiedenen Stellen wiederangesiedelt wurden. Die aktuellen Verbreitungskarten zeigen, dass die Bibervorkommen aus der Eifel und die am Niederrhein langsam zusammenwachsen.

Bibermanagement

Die Renaturierung von Bachläufen und Auen, das Schaffen natürlicher Retentionsräume zum Hochwasserschutz an Flüssen und die vielen Maßnahmen zur Wasserqualitätsverbesserung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sind der beste Biberschutz. Bezeichnenderweise siedeln sich wandernde Jungbiber bevorzugt in Naturschutzgebieten oder zumindest an renaturierten Fluss- bzw. Bachabschnitten an, wie beispielsweise in Paderborn an und in der sog. Lippesee- Umflut. Hier wurde in diesem Winter der erste Paderborner Biber festgestellt.

Biber benötigen ständig wasserführende Gewässer mit einer Tiefe von wenigstens 40-50 Zentimetern. In flachen Gewässern streben Biber durch Bau ihrer sog. „Biberdämme“ eine Wassertiefe von mind. 80 Zentimetern an. Ideal für sie sind naturnahe, gehölzreiche Auenlandschaften, denn limitierend ist die Verfügbarkeit von Winternahrung. Weil Biber keinen Winterschlaf halten, überleben sie allein durch ihre Vorratshaltung und durch Fällen geeigneter Gehölze im Winter.

„Baumeister Biber“ baut aber auch da, wo es Menschen stören oder wo es an Gehölzen, wie z.B. Obstbäumen, oder auch an unserer Infrastruktur zu Schäden kommen kann. In erster Linie sind es die Biologischen Stationen und Unteren Landschaftsbehörden, regional unterstützt durch lokale ehrenamtliche Biberberater, die in solchen Fällen Ansprechpartner vor Ort sind und beraten, was im Einzelfall zu tun ist. Mit der Bestandsentwicklung des Bibers, mit auftretenden Konflikten und mit den Lösungsmöglichkeiten befasst sich in NRW die sogenannte „Kern-Arbeitsgruppe Biber“. In ihr sind alle Vereine und Behörden vertreten, die mit den Folgen von „Baumeister Biber“ zu tun haben. Im Einzelnen sind das je ein Vertreter der Wasser- und Bodenverbände, des NRW-Umweltministeriums, der Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf, der Städte und Kreise, der Forstämter, der Landwirtschaftskammer, des Landesjagdverbandes, des Fischereiverbandes NRW, des Landesbetriebs Straßen NRW, der Biologischen Stationen, der Naturschutzverbände sowie je einem freien Biberexperten für die Landesteile Rheinland und Westfalen.

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