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Sauberes Wasser für Umwelt und Gesundheit

© Fotolia/Schankz

Experten beraten auf der 52. ESSENER TAGUNG über neue Herausforderungen des modernen Gewässerschutzes

Sauberes Wasser ist eine grundlegende Voraussetzung für den Schutz der menschlichen Gesundheit. Das war nicht nur früher so, als es um die Vermeidung von Seuchen wie Thyphus oder Cholera ging. Auch heute ist eine moderne Gewässerüberwachung für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser genauso unverzichtbar wie für eine gesunde Natur und Umwelt.

Viele Probleme der Gewässerverschmutzung der vergangenen Jahrzehnte, die hauptsächlich durch industrielle Einleitungen verursacht waren, sind heute gelöst. Heute stellen sich die Wissenschaftler neuen Herausforderungen. Schwerpunkte der Forschung sind z. B. Mikroplastik in Gewässern, Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind oder so genannte Mikroschadstoffe, z. B. Medikamentenrückstände.

In dieser Woche findet im Eurogress Aachen die 52. ESSENER TAGUNG statt. Die Veranstaltung ist seit vielen Jahren eines der wichtigsten Expertentreffen im Bereich Wasserwirtschaft in Deutschland. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz veranstaltet die Tagung gemeinsam mit dem Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen (ISA), dem Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) und dem Institut zur Förderung der Wassergüte- und Wassermengenwirtschaft (IFWW). Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung tauschen sich noch bis Freitag über neueste Forschungsergebnisse, politische und administrative Rahmenbedingungen und praktische Erfahrungen aus.

Mikroplastik: Kleine Teilchen – große Wirkung LANUV-Präsident Dr. Thomas Delschen berichtet über Untersuchungen zu Mikroplastik in Gewässern. Mikroplastik entsteht auf unterschiedliche Arten und gelangt auf ebenso unterschiedlichen Wegen in die Gewässer. Wie genau die Plastikteilchen in die Gewässer gelangen, ist abhängig vom jeweiligen Kunststoff-Typ und dessen Anwendungsgebieten. Da gibt es zum einen die kleinen Bruchstücke, die beim Zerfall von Plastikabfällen entstehen oder auch die kleinen Plastikkügelchen aus Kosmetikprodukten, die beim Duschen oder Zähneputzen über das Abwasser in die Umwelt gelangen.

Bei gemeinsamen Untersuchungen von fünf Bundesländern an Rhein und Donau wurden von Forschern der Universität Bayreuth Plastikteilchen in einer Größe von bis zu fünf Millimetern an verschiedenen Stellen der Flüsse gezählt. Der Rhein weist eine Konzentration von bis zu 4,5 Partikeln pro Kubikmeter auf. Die höchsten Konzentrationen wurden im Bereich Düsseldorf gemessen. An Lippe, Sieg, Wupper und Weser wurden sehr viel geringere Gehalte gemessen. Die Studie zeigte auch, dass Mikroplastik in kommunalen Kläranlagen nicht vollständig zurückgehalten wird und somit ein Teil des Mikroplastiks aus den Kläranlagen in die Gewässer eingeleitet wird.

Im Verhältnis zu seinen vielfältigen Anwendungsbereichen und den hohen Produktionszahlen ist das Wissen über die Auswirkungen von Plastikteilchen in der Umwelt noch sehr gering. Sicher ist, dass Mikroplastikpartikel aufgrund ihrer geringen Größe von vielen Organismen aufgenommen werden. In Krebstieren, Muscheln und Fischen wurden die Partikel bereits nachgewiesen.

Spurenstoffen auf der Spur

Eine besondere Herausforderung der modernen Gewässerüberwachung sind die so genannten Spurenstoffe in unseren Gewässern, auch Mikroschadstoffe genannt. Gemeint sind Rückstände von Arzneimitteln, Substanzen die mit der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in die Umwelt gelangen, aber auch Stoffe, die in Produkten zur Körperpflege, in Kosmetika oder in Wasch- und Reinigungsmitteln enthalten sind. Immer mehr Rückstände solcher Substanzen werden bei den Laboranalysen des Landesamtes für Natur- Umwelt und Verbraucherschutz auch in NRW-Gewässern nachgewiesen.

Praktisch täglich hören wir neue Werbeversprechen: Noch weichere Wäsche, noch jüngere Haut durch Cremes und Pasten, mehr Heilversprechen durch frei verkäufliche Arzneimittel. Aber: „Wieviel Duftstoff muss wirklich in die Waschmaschine, welche Herbizide spritze ich auf meine Garagenauffahrt und wieviel Salbe wird unter der Dusche wieder abgewaschen?“, fragt Dr. Harald Rahm, Umweltanalytiker beim LANUV. Er erklärt, dass es beispielsweise nicht nur auf die sachgerechte Entsorgung von Medikamenten ankommt. Die ist zwar sehr wichtig, denn alles was achtlos im Abwasser entsorgt wird, gelangt zumindest teilweise in die Gewässer. Aber schon ein bewusster regulärer Gebrauch hilft, die Belastung mit Mikroschadstoffen zu reduzieren.

Auf mehr als 600 Substanzen, die nur in Spuren in Gewässern vorkommen, können die Proben mit gezielter Analytik im Labor untersucht werden. Doch was ist mit den Spurenstoffen, die im Gewässer vorkommen, aber noch nicht gemessen werden? Das ist eine der Fragen, die bei der Expertentagung in Aachen auf der Tagesordnung stehen. Die Wissenschaftler schauen auf weitere etwa 3000 Substanzen, die verwendet werden und in unseren Gewässern vorkommen könnten.

Programm der ESSENER TAGUNG 2019:

https://www.essenertagung.de/

Mikroplastikstudie:

https://www.lanuv.nrw.de/umwelt/wasser/gewaesserueberwachung/mikroplastik-in-binnengewaessern/

Untersuchung von Spurenstoffen:

https://www.lanuv.nrw.de/umwelt/umweltanalytik/gewaesser-spurenstoffsteckbriefe/

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