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„Das wilde Nordrhein-Westfalen ist durch den Artenverlust bedroht“ Landesumweltamt (LANUV) und Wald und Holz NRW rufen zum Schutz der heimischen Artenvielfalt auf

Artensterben setzt sich auch in NRW fort

Auch in Nordrhein-Westfalen setzt sich das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten weiter fort. Besorgniserregend sei vor allem, dass die Gefährdung bisher ungefährdeter „Allerweltsarten“ deutlich zunehme, teilten das Landesumweltamt (LANUV) und der Landesbetrieb Wald und Holz NRW im Vorfeld des GEO-Tages der Artenvielfalt am 14. Juni mit. Zu den in NRW in den letzten Jahrzehnten ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten zählen etwa die Große Rohrdommel, das Birkhuhn und die Kornrade. Weitere Tierarten wie Kreuzotter, Gelbbauchunke, Mopsfledermaus und Feldhamster drohen in absehbarer Zeit zu verschwinden, wenn nicht gegengesteuert wird. „Wenn sich die negative Entwicklung etwa beim Kiebitz weiter fortsetzt wie in den letzten Jahren, dann läuft auch diese heimische Art Gefahr, um 2030 ausgestorben zu sein“, warnte der kommissarische Präsident des LANUV, Dr. Thomas Delschen.


Nach Angaben der Landesregierung liegt die Zahl der bereits ausgestorbenen oder verschollenen Tier- und Pflanzenarten in NRW mit mehr als neun Prozent so hoch wie nie. „Auch wenn wir durch umfangreiche Naturschutzprojekte den Artenverlust in NRW verlangsamen, setzt sich das Artensterben weiter fort. Damit ist das wilde NRW bedroht“, sagte Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. „Der Artenverlust ist neben dem Klimawandel die größte Bedrohung für uns und die Art und Weise, wie wir leben werden“, betonten die Leiter des Landesumweltamtes und des Landesbetriebs Wald und Holz NRW im Vorfeld des europaweiten GEO-Tags der Artenvielfalt am 14. Juni.
Der Aktionstag wird zum 16. Mal in Deutschland und den Nachbarländern durchgeführt und von der Stiftung der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt. Ziel des Aktionstages ist es, den Fokus auf die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt zu lenken. Im Jahr 2013 beteiligten sich rund 15 000 Menschen in über 600 Aktionen.
Insgesamt sind nach der aktuellen „Roten Liste der gefährdeten Arten in NRW“ etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder bereits ausgestorben, darunter

  • rund 42 Prozent der Säugetierarten,
  • etwa 42 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen,
  • mehr als 50 Prozent der Vogelarten,
  • gut 55 Prozent der Schmetterlingsarten
  • rund 60 Prozent der Moose,
  • ungefähr 71 Prozent der Kriechtiere sowie
  • zirka 52 Prozent der Wildbienen und Wespen.

„Wir konnten zwar zwischen 1999 und 2011 eine weitere Verschlechterung bei verschiedenen gefährdeten Arten durch eine aktive Naturschutzpolitik abwenden. So sind Weißstorch, Uhu und Biber wieder an vielen Stellen im Land heimisch geworden. Trotzdem gilt weiterhin, dass etwa die Hälfte der beobachteten Tier- und Pflanzenarten bei uns in ihrer Existenz gefährdet sind – und damit auch das Wilde NRW“, sagte Georg Verbücheln, Abteilungsleiter Naturschutz im LANUV.
Die Ursachen des Artensterbens in NRW sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

 

Erfolge beim Arten- und Naturschutz

Durch ambitionierte Naturschutzprojekte konnten in den letzten Jahren aber auch deutliche Erfolge erzielt werden. Die Ausweisung von 100 Wildnisgebieten in den Wäldern des Landes und weiteren Schutzgebieten hat wichtige Lebensräume für gefährdete Arten gesichert. Einst ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile wieder in Nordrhein-Westfalen heimisch und in ihrem Bestand gefährdete Arten konnten sich wieder ein Stück weit erholen. So zählen die Bachforelle und viele Libellenarten zu den Gewinnern der Renaturierung und Verbesserung der Gewässergüte vieler Fließgewässer. Ehemals ausgestorbene Arten wie der Lachs ist mithilfe eines aufwändigen Wiederansiedlungsprojektes in der Sieg wieder heimisch. Auch der bis vor einigen Jahren ausgestorbene Fischotter ist von alleine in das Münsterland zurückgekehrt. „Die Verbesserung der Waldlebensräume zeigt Erfolge“, sagte Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter Naturschutz bei Wald und Holz NRW. „Wildkatze und Schwarzstorch kehren mehr und mehr in unsere Wälder zurück. Die Rückkehrer sind für uns das Signal, dass sich die jahrzehntelangen Investitionen in die Zukunft unserer Wälder und den Artenschutz gelohnt haben“, so Schäfer. Insgesamt investiert die Landesregierung rund 36 Millionen Euro pro Jahr in den Naturschutz und damit in die Reparatur zerstörter Lebensräume.
Das NRW-Umweltministerium, das LANUV und Wald und Holz NRW haben das Jahr 2014 unter dem Motto „WildesNRW“ zu einem Schwerpunktjahr gemacht und wollen damit auf die faszinierende Artenvielfalt in NRW, aber auch auf das fortschreitende Artensterben und den Verlust des wertvollen Naturerbes aufmerksam machen. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat zum Schwerpunktjahr eine landesweite Wanderreihe durch die Wildnisgebiete Nordrhein-Westfalens gestartet, die Urwälder von morgen. Auf insgesamt 14 Themenwanderungen zeigen Försterinnen und Förster besonders eindrucksvolle Waldgebiete, in denen man erahnen kann, wie unsere weitgehend verloren gegangene, ursprüngliche Naturlandschaft ausgesehen hat.

Alle Termine und Orte der „Wildnis-Wanderungen“ finden Sie hier:http://www.wald-und-holz.nrw.de/wildnis

 

Weitere Informationen…

 

WildesNRW – Der Schatz vor Deiner Tür’

Alte Buchenwälder, mystische Moore, knorrige Eichenbäume, moosbedeckte Auenwälder, blühende Heideflächen, ausgedehnte Wasserlandschaften und wilde Mittelgebirgsbäche: Nordrhein-Westfalen hat eine einzigartige Natur und eine faszinierende Artenvielfalt. Mehr als 3.000 Naturschutzgebiete, etwa 550 Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“, der Nationalpark Eifel, rund 100 Wildnisgebiete und 14 Naturparke bewahren das heimische Naturerbe und machen es für die Bevölkerung erlebbar. Als bevölkerungsreichstes Bundesland ist Nordrhein-Westfalen nicht nur Heimat für rund 18 Millionen Menschen; auch mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten finden hier Lebensraum, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Sie alle gehören zum „Wilden NRW“: Ein Schatz vor unserer Tür, den es für kommende Generationen zu bewahren gilt.
Doch diese beeindruckenden Zahlen dürfen nicht drüber hinwegtäuschen, dass unser Naturerbe gefährdet ist. Das Artensterben schreitet auch in NRW weiter voran: Etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten in NRW sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Und die Situation verschärft sich. Denn mittlerweile geraten auch immer mehr Allerweltsarten an den Rand ihrer Existenz.

Weitere Informationen zum Thema:
www.wildes.nrw.de
Twitter: @wildesnrw
Facebook: Wildes NRW