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Der Perlenbach: Von Flussperlmuscheln und Narzissenwiesen

Der knapp 18 km lange Perlenbach ist einer der interessantesten Mittelgebirgsbäche Nordrhein-Westfalens. Was ist das Besondere am Perlenbach? Sein Name verrät es: Die Flussperle.

 

Der knapp 18 km lange Perlenbach ist einer der interessantesten Mittelgebirgsbäche Nordrhein-Westfalens. In 600 Meter Höhe über NN entspringt er auf einem belgischen Truppenübungsplatz (Elsenborn, Provinz Lüttich), durchfließt den Naturpark Nordeifel und mündet nach 180 Höhenmetern bei Monschau in die Rur. Auf dieser Strecke führen dem Perlenbach 12 Seitenbäche Eifel-Wasser aus einem  62,5 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet zu.

Was ist das Besondere am Perlenbach? Sein Name verrät es: Die Flussperle.

Perlenfischer ernteten im Perlenbach jahrhundertelang die begehrte Flussperle. Ihr Produzent ist die Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera. Das halb im Boden eingegrabene Weichtier benötigt saubere, klare, kalkarme Gewässer und gilt deshalb als hervorragender „Umweltindikator“. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bedeckten die knapp 15 cm großen Muscheln in guten Beständen den Boden des Perlenbaches. Im Inneren der Muscheln benötigten Perlen zwischen 20 bis 25 Jahre um gerade mal 4 mm groß zu werden! Flussperlen von über 20 mm wurden nur von Muscheln produziert, die 250 Jahre und älter wurden. Perlen dieser Größe waren extrem selten und wertvoll. Von 1668 bis 1880 war die Ernte der Perlen nur dem vom Fürsten des Herzogtums Jülich bestellten Perlfischer vorbehalten. „Wildfischerei“ wurde damals mit dem Tod bedroht. Nach der napoleonischen Besetzung kam es dann ab 1880 zu ungeregeltem Raubbau. Die Folge: Bis heute haben nur wenige, sehr alte Muscheln überlebt. Die Flussperlmuschel ist mittlerweile europaweit geschützt, für die nordrhein-westfälischen Bestände wird zurzeit ein Artenschutzprogramm inkl. Hälterung, Nachzucht und Wiederansiedlung durchgeführt.

LANUV-Präsident Dr. Delschen: „Der Perlenbach hat nicht nur eine heute selten gewordene Süßwassermuschel zu bieten. Der naturnahe Bachlauf beherbergt noch weitere 45 Schnecken- und Muschelarten und etliche gefährdete Fischarten! Allesamt sind sie auf sauberes Wasser angewiesen. Gute Wasserqualitäten in Flüssen und Bächen zu schaffen ist Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Eine der Kernaufgaben des LANUV ist es, die Wasserqualität regelmäßig zu prüfen und über die Umsetzung dieser Richtlinie zu berichten“.

Zu den Highlights des Perlenbachs zählen neben der Flussperlmuschel eine seltene Quellschnecke (Bythinella dunkeri) sowie die Fischarten Elritze (Phoxinus phoxinus), Bachschmerle (Barbatula barbatula), Äsche (Thymallus thymallus), Bachforelle (Salmo trutta fario), Groppe (Cottus gobio) und das zu den Rundmäulern gehörende Bachneunauge (Lampetra planeri).

Das den Perlenbach umgebende Perlenbachtal ist wie ähnliche Täler der Region jedes Jahr im Frühling Ziel vieler Wanderer und Naturfreunde, weil die hier wild wachsende Gelbe Narzisse (Narcissus cf. pseudonarcissus) die Wiesen alljährlich ab Mitte April in gelbe Blütenteppiche verwandelt.

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