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LANUV- Tier des Monats April

Frühlingsboten kehren zurück: die ersten Rauchschwalben sind da

© Peter Schütz

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Dank der milden Witterung gab es schon Mitte März einige Beobachtungen des kleinen Frühlingsboten, doch jetzt werden vielerorts in Nordrhein-Westfalen die ersten Rauchschwalben gesichtet. Die eleganten Flieger mit der stahlblauen Oberseite, dem langen gegabelten Schwanz und der rahmweißen Unterseite lassen sich in diesen Tagen an vielen unserer Gewässer und über Viehweiden beobachten. Die Vögel gehören zu den sogenannten Langstreckenziehern; wie viele unserer Zugvögel, z.B. Kuckuck, Nachtigall und Gartengrasmücke, überwintern sie in Afrika südlich der Sahara, und zwar in West- und Zentralafrika, wobei einzelne Vögel bis ins südliche Afrika ziehen. Zunehmend gibt es allerdings auch Schwalben, die im Mittelmeerraum überwintern. Ihr Zugweg führt sie von Afrika über die Iberische Halbinsel und Frankreich wieder zurück nach Mitteleuropa.


Über viele Jahrhunderte hielt sich hartnäckig die Mär, dass unsere Schwalben den Winter am Grund unserer Gewässer verbringen. Genährt wurde dieser Eindruck durch die herbstlichen Ansammlungen von in Schilf und gewässernahen Gebüschen übernachtenden Schwalben. Nicht zuletzt dank der wissenschaftlichen Vogelberingung sind die Winterquartiere und die Zugwege heute weitgehend bekannt.
Die Rauchschwalbe ist nur eine von weltweit etwa 80 Schwalbenarten, die alle Kontinente außer der Antarktis besiedeln. Bei uns finden sich neben der Rauch- noch die Mehl- und die Uferschwalbe. Die Mehlschwalbe weist einen kürzeren Schwanz, eine reinweiße Unterseite und einen weißen Bürzel auf. Sie legt ihre Nester außen an Gebäuden an. Mehlschwalben werden von Mitte April an bei uns erwartet. Die Uferschwalbe, bei uns weitaus seltener als ihre beiden Verwandten, baut ihre Nester in Steilwände an Gewässern. In der Struktur einer Mehlschwalbe ähnlich ist ihre Oberseite weiß, die weißliche Unterseite ziert ein braunes Brustband.
Rauchschwalben sind charakteristische Vögel der bäuerlichen Kulturlandschaft. Ihre Nester legen sie in Ställen und anderen zugänglichen Gebäuden an; ihre Insektennahrung suchen sie mit Vorliebe über Grünland. In Nordrhein-Westfalen sind die Bestände seit den 1990er Jahren deutlich zurückgegangen, zurzeit bleiben sie in etwa konstant. Über 100.000 Brutpaare leben in Nordrhein-Westfalen. Europaweit ist der Langzeittrend der letzten 30 Jahre stabil; in den letzten 20 Jahren zeigen sich jedoch leichte Rückgänge.
Die langfristigen Bestandsrückgänge der Rauchschwalbe erklären sich durch den Verlust an Lebensraum und Niststätten. Viele Ställe und Scheunen sind heute für Schwalben nicht mehr zugänglich; dazu kommt die Aufgabe vieler Höfe und die Umwandlung von Ställen in Wohngebäude. Die Intensivierung der Grünlandnutzung hat zu einem Rückgang von Insekten gesorgt.
Hier setzen auch die Hilfsmöglichkeiten für unseren Frühlingsbringer an. An Gebäuden sollten Einflugmöglichkeiten offengehalten und die Nester geduldet werden. Der an den Nestern anfallende Kot kann ggf. durch unterhalb der Nester angebrachte Brettchen aufgefangen werden. Extensiv genutztes, pflanzen- und insektenreiches Grünland, mit Säumen und Hecken, hilft vielen Tier- und Pflanzenarten, so auch der Rauchschwalbe. Der Mensch kann helfen, auf dass sich unsere Frühlingsboten auch im nächsten Jahr nach der Rückkehr aus dem Winterquartier wieder bei uns ansiedeln.